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Die zehnte Kammer

Die zehnte Kammer

Titel: Die zehnte Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Cooper
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ablassen. Ich schätze, wir werden den Betrieb verkaufen müssen, um Hugos Schulden zu bezahlen. Ich bin gerade im Gespräch mit den Banken, aber das ist wirklich nicht Ihr Problem. Sie haben Ihre eigenen, wie mir sehr wohl bewusst ist, und verglichen mit denen, sind meine eher trivial. Tut mir leid, wenn ich Sie damit belästigt habe.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, sagte Luc. »Es würde uns beiden besser gehen, wenn Hugo noch am Leben wäre. Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie mir etwas von Ihrer wertvollen Zeit opfern. Was haben Sie für mich?«
    »Wie ich Ihnen schon auf die Mailbox gesprochen habe, gibt es etwas Neues von Ihrem Manuskript. Hugos belgischer Bekannter konnte einen weiteren Teil davon entschlüsseln.«
    »Wissen Sie, was diesmal das Codewort war?«
    Isaak suchte eine Weile auf seinem chaotischen Schreibtisch, bis er einen dünnen Aktenordner gefunden hatte. »Heloise«, las er vor.
    »Nicht gerade überraschend«, sagte Luc. »Der Text ist wohl wieder in Latein, nehme ich an.«
    »Das ist kein Problem. Ich kann Latein, Griechisch und sogar ein bisschen Hebräisch und Aramäisch lesen. Unter anderem deshalb hat Hugo mich eingestellt, ein reiner Zahlenfuchser wäre ihm suspekt gewesen.«
    »Haben Sie vielleicht kurz Zeit, mir den Text zu übersetzen?«
    »Für einen Freund von Hugo tu ich das gern!« Isaak kratzte sich am Bart. »Ehrlich gesagt, es macht mir sogar Spaß. Und erfreulicher, als jeden Tag neue Verluste zu bilanzieren, ist es auch.«
    Lucs Handy klingelte, und als er die Nummer erkannte, ging er ran.
    »Luc, hier spricht Dom Menaud.« Die Stimme des Abts zitterte ein wenig.
    »Hallo, Dom Menaud. Geht es Ihnen gut?«
    »Ich habe ein Problem, auch wenn es angesichts der furchtbaren Morde, die hier geschehen sind, vielleicht wenig bedeutend zu sein scheint …« Seine Stimme versagte.
    »Was denn für ein Problem, Dom Menaud?«
    »Ich habe gerade entdeckt, dass das Manuskript verschwunden ist! Es war in der Kassette auf meinem Schreibtisch. Erinnern Sie sich?«
    »Natürlich.«
    »Ich wollte es mir heute Morgen noch einmal ansehen, aber es war nicht mehr da! Sie wissen nichts darüber?«
    »Nein, gar nichts. Wann haben Sie es zum letzten Mal gesehen?«
    »Vor einer Woche vielleicht. Vor der Tragödie.«
    »Wäre es möglich, dass am Sonntagabend jemand in Ihre Räume gekommen ist und das Buch entwendet hat?«
    »Natürlich. Bei uns wird nichts abgeschlossen. Als der Überfall auf Ihre Leute passierte, waren die Brüder und ich beim Gebet in der Kirche.«
    »Es tut mir leid, Dom Menaud. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wir haben zwar eine sehr gute Farbkopie des Manuskripts, aber die ist natürlich kein Ersatz für das Original. Sie sollten Colonel Toucas anrufen und ihm den Diebstahl melden. Übrigens habe ich wenigstens eine gute Nachricht für Sie, vielleicht ist das ja ein kleiner Trost. Ich habe soeben erfahren, dass ein weiterer Abschnitt des Manuskripts dechiffriert werden konnte. Ich schicke Ihnen den Text so bald wie möglich.«
    Luc steckte sein Handy ein und wandte sich wieder Isaak zu, der ein erschrockenes Gesicht machte.
    »Jetzt ist zu allem Überfluss auch noch das Manuskript von Ruac gestohlen worden«, sagte Luc. »Möglicherweise in der Nacht, in der die Morde verübt wurden. Ich glaube schon lange nicht mehr, dass alles, was in letzter Zeit Schreckliches passiert ist, zufällige Einzelereignisse waren. Da besteht ein Zusammenhang, glauben Sie mir. Und deshalb ist es für uns wichtiger denn je zu erfahren, was in dem Manuskript steht. Möglicherweise ist es der Schlüssel zu allem.«
    Isaak hatte die lange Mail aus Belgien ausgedruckt vor sich liegen und setzte sich seine Lesebrille auf. Er entschuldigte sich vorab für eventuelle Fehler und stellte betrübt fest, dass Hugo von ihnen beiden der bessere Lateiner gewesen war. Dann begann er zu übersetzen:
     
    »Es ist für mich ein Rätsel, wie Männer, die der Dienst am Herrn eint, zu derart entgegengesetzten Schlussfolgerungen über eine geteilte Erfahrung kommen konnten. Während für Jean, Abélard und mich selbst der rote Aufguss, den wir ›Erleuchtungstrank‹ nannten, ein gottgegebenes Mittel zur spirituellen Erleuchtung und körperlichen Stärkung war, nannte Bernhard ihn ein Gebräu des Teufels und wollte nichts damit zu tun haben. Bernhards Tadel war ein schwerer Schlag für uns alle, aber ganz besonders für Abélard, der meinen Bruder inzwischen so respektierte und liebte, als wären sie

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