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Die Zeit: auf Gegenkurs

Die Zeit: auf Gegenkurs

Titel: Die Zeit: auf Gegenkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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nichts, an das er denken konnte. Er tat nichts, weil es für ihn nichts zu tun gab. Schließlich brannten die Batterien seiner Taschenlampe aus; der Lichtkegel schrumpfte zu einem Punkt zusammen, wurde matter und erlosch. Er legte den Zylinder aus Metall und Glas auf den Boden, berührte seine verletzte Schulter, fühlte den Schmerz und wunderte sich darüber. Wie die lateinische Inschrift schien auch der Schmerz keine Bedeutung zu haben.
    Stille.
    Und dann, während er dort saß, hörte er Stimmen. Er hörte sie aus vielen Gräbern; er spürte, wie das Leben in die Toten unter ihm zurückkehrte – einige waren der Auferstehung ganz nah, andere noch fern, wieder andere sehr, sehr fern. Aber alle bewegten sich in diese Richtung. Er hörte, wie sie näherkamen; die Stimmen wurden lauter.
    Unter mir, dachte er. Eine ist ganz nah. Er konnte – fast – die Worte verstehen.
    »Ich heiße Earl B. Quinn«, krächzte die Stimme. »Und ich bin hier unten eingesperrt, und ich will heraus.«
    Er rührte sich nicht.
    »Kann mich irgend jemand da oben hören?« rief Earl B. Quinn verängstigt. »Bitte, warum hört mich denn keiner? Ich will hier heraus – ich ersticke!«
    »Ich kann Sie nicht herausholen«, sagte er. Endlich.
    Erregt stotterte die Stimme: »K-können Sie mich ausgraben? Ich weiß, daß ich dicht unter der Oberfläche bin; ich kann Sie ganz deutlich hören. Bitte, graben Sie, oder holen Sie Hilfe; ich habe Verwandte, sie werden mich ausgraben. Bitte!«
    Er floh vor dem Grab, vor der hartnäckigen Stimme. In das Gewisper vieler anderer Stimmen.
    Viel später strahlten die Scheinwerfer eines Schwebewagens auf ihn herab. Der Motor des Wagens heulte auf, als er auf dem Parkplatz des Friedhofs zur Landung ansetzte. Dann Schritte und der Lichtkegel einer starken Lampe, eines großen Halogenscheinwerfers. Der Scheinwerferkegel schwang hin und her; wie ein leuchtendes Pendel, dachte er; wie ein Uhrwerk. Er wartete, rührte sich nicht, aber schließlich erfaßte ihn der Scheinwerferstrahl doch.
    »Ich dachte mir, daß ich Sie hier finden werde«, sagte Bob Lindy.
    »Lotta ist …«, begann er.
    »Ich habe Ihren Wagen gefunden. Ich weiß Bescheid.« Bob Lindy kauerte nieder und leuchtete ihn an. »Und Sie sind schwer verletzt; Sie sind blutüberströmt. Kommen Sie – ich bringe Sie ins Krankenhaus.«
    »Nein«, wehrte Sebastian ab. »Nein; ich will nicht.«
    »Warum nicht? Auch wenn sie tot ist, so müssen Sie immer noch …«
    »Sie wollen heraus«, sagte Sebastian. »Alle.«
    »Die Toten?« Lindy legte ihm den Arm um die Hüfte und zog ihn hoch. »Später«, sagte er. »Können Sie überhaupt gehen? Sie müssen gehen können; Ihre Schuhe sind mit Lehm bedeckt. Und Ihre Kleidung ist zerrissen, aber vielleicht war das die Explosion.«
    »Holen Sie Earl Quinn heraus«, sagte Sebastian. »Er ist der Nächste; er bekommt keine Luft mehr.« Er deutete auf den Grabstein. »Dort unten.«
    »Sie werden sterben«, warnte Lindy. »Sie selbst. Wenn ich Sie nicht ins Krankenhaus bringe. Verdammt, versuchen Sie zu gehen; ich werde Sie stützen. Mein Wagen steht gleich dort drüben.«
    »Rufen Sie die Polizei«, sagte Sebastian, »und sorgen Sie dafür, daß der Streifenpolizist dieses Bezirks einen Luftschacht anlegt. Bis wir zurückkommen und ihn ausgraben können.«
    »Okay, Sebastian. Ich sorge dafür.« Sie erreichten den Wagen; Bob Lindy riß die Tür auf und half ihm schnaufend und schwitzend hinein.
    »Sie brauchen Hilfe«, sagte Sebastian, als der Wagen aufstieg und Bob Lindy die Scheinwerfer einschaltete. »Ich habe diesmal nicht nur einen gehört; ich habe sie alle gehört.« Er hatte noch nie etwas derartiges erlebt. Niemals. So viele auf einmal – und alle zusammen.
    »Alles der Reihe nach«, sagte Bob Lindy. »Wir holen zuerst Quinn heraus; ich rufe jetzt das Polizeipräsidium an.« Er griff nach dem Hörer des Autovidfons.
    Der Wagen flog lautlos weiter, in Richtung Notkrankenhaus.

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