Die Zeit der Androiden
– von mir aus jederzeit.«
Dan keuchte: »Anita!«
Darauf wandte sie sich halb um und sah ihn an. Ihre Augen weiteten sich. Dann warf sie ihre Arme um ihn.
»Oh, mein Gott, Dan!« schluchzte sie. »Ich hab’ dich so gebraucht. Wo bist du gewesen?«
Nach einer kleinen Weile machte Dan sich sanft von ihr los.
»Anita, du brauchst Hilfe.«
»Ich komme schon zurecht.«
»Sei keine dumme Gans«, sagte er mit brüderlicher Grobheit. »Du solltest zu einem Psychiater gehen.«
»Ich war schon bei einem«, sagte Anita. »Doktor Schneiter. Er ist ein kluger Mann. Einer, der mich versteht. Er denkt auch, daß Peter eine Ratte ist, ein niederträchtiges Scheusal.«
Ihre Worte bestätigten Dans niedrige Meinung von dem Psychiater. Dieser Doktor Schneiter hatte ihr einfach zugestimmt und sie so der Notwendigkeit enthoben, die Frage nach ihrer eigenen Verrücktheit zu stellen und sich damit auseinanderzusetzen.
Also war es an ihm.
Er berichtete ihr von Peters Klagen, und während er sprach, war er sich ihrer blauen Augen bewußt, die ihn anstarrten. Als er geendet hatte, kamen plötzlich Tränen und trübten das Blau: Ihre Augen nahmen ein dunkles Aussehen an.
Mit einem Aufschluchzen sagte sie: »Also bist du auf seiner Seite? Ich habe mir gleich gedacht, daß du auch gegen mich bist.«
Dan war überzeugt, daß sie das meiste von dem, was er gesagt hatte, überhaupt nicht gehört hatte.
»Hör zu«, sagte er, seine Ungeduld niederhaltend. »Nehmen wir nur einen Punkt: Ist es wahr, daß du jeden Tag zehn- bis zwölf mal in seinem Büro angerufen hast?«
»Ich habe ihn niemals angerufen.« Ihr Ton war zornig. Die Tränen waren getrocknet, und ihre Augen blitzten blaue Funken. »Ich hasse ihn. Warum sollte ich einen Mann anrufen, den ich hasse?«
»Damals haßtest du ihn noch nicht«, sagte Dan.
»Ich habe ihn immer gehaßt. Ich habe ihn nie gemocht.«
Dan blickte in ihre Augen. Sie waren wieder himmelblau und starrend. Niemand zu Hause, dachte Dan.
Er erinnerte sich an einen Androiden, den sie im College als Demonstrationsobjekt für die Wirkungsweise von integralen Schaltkreisen gehabt hatten. Nach absichtlichen Eingriffen in dieses zentrale Steuerungssystem hatte er angefangen, auf Fragen mit nur teilweise sachbezogenen Antworten zu reagieren. Anitas Reaktion war ähnlich.
Dan hatte sich zur Theke gewandt, als er diesem beunruhigenden Gedanken nachhing. Als er sie wieder ansehen wollte, war sie fort. Er fuhr auf seinem Hocker herum und sah sie durch den Raum eilen, auf den Tisch eines Mannes zu, der ein paar Minuten zuvor hereingekommen war; Dan erinnerte sich, daß er sein Eintreten mit einem flüchtigen Blick bemerkt hatte.
Während er bestürzt zusah, versuchte Anita sich an den Mann heranzumachen.
Aber der Fremde schüttelte den Kopf. Sie redete auf ihn ein und unternahm einen Versuch, sich auf seinen Schoß zu setzen.
Als er sie abwehrte und sich nicht umstimmen ließ, kehrte sie ihm abrupt den Rücken, machte einen weiten Bogen zwischen den Tischen und nahm wieder ihren Platz neben Dan ein.
Dann sagte sie, als ob nichts geschehen wäre: »Da ist eine andere Frau, nicht?«
Weil Dan keine Verpflichtung gegenüber Peter fühlte, antwortete er ohne nachzudenken: »Ja.«
»Ich dachte es mir.« Ein rachsüchtiger Ausdruck kam in ihr Gesicht. »Das ist es also.«
»Einen Moment«, sagte er heiser. »Das ist es nicht. Das ist es überhaupt nicht.« Er machte eine ungeduldige Handbewegung, als er sah, daß dieses Detail nur geeignet war, die ganze Sache in Anitas Gehirn noch mehr zu verdrehen.
Sie hörte schon nicht mehr auf ihn. Der rachsüchtige Ausdruck blieb in ihrem Gesicht.
Er sagte: »Was ist mit diesen Männern, an die du dich heranmachst? Du benimmst dich wie eine Straßendirne.«
»Ach das!« Ein Achselzucken erledigte die Frage für sie. Nach einem Moment fügte sie hinzu: »Was eine Frau tut, zählt nicht. Frauen sind nur Objekte.«
Der rachsüchtige Ausdruck hatte völlig von ihrem Gesicht Besitz ergriffen, als sie diese Worte aussprach.
Dan schaltete auf sein eigentliches Thema um. »Vielleicht können wir herausbringen, wer diese Frau ist«, sagte er. »Hör zu, wenn du mit diesem Androiden warst, der Peter spielte …«
»Ich will nicht darüber sprechen!«
»… bist du jemals mit ihm an einem Ort gewesen, der dir ungewöhnlich vorkam?«
Diese Frage schien durchzukommen. »Nur einmal«, sagte sie. »Es war die Straße mit diesen komischen Läden und so.«
»Was für komische
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