Die Zeit der Androiden
sagte Peter Copeland zu Dan Thaler, »als der Androide mir diese Bemerkung meldete – wenn man ein Gekreisch so nennen kann –, sah ich darin eine Herausforderung. Ich beschloß, die Programmierung des Roboters zu vervollkommnen und vor allem unendlich flexibel zu machen, so daß er ihren Wünschen und Launen noch besser nachgeben und ihr keinerlei Angriffsfläche bieten würde. Es wurde ein interessantes Experiment für mich, festzustellen, was eine neurotische Frau ihrem Mann alles zumutet – und inzwischen war mir weiß Gott klar geworden, daß Anita die schlimmste Neurotikerin ist, von der ich je gehört habe.
Das Problem der Neuprogrammierung war nicht sehr schwierig, da Peter II. bereits hinreichende Erfahrung mit ihr hatte, die voll gespeichert war, und selber Vorschläge zur Verbesserung der Flexibilität machen konnte. Ich erweiterte das Repertoire stehender Redewendungen um Sätze wie: ›Dein Wunsch ist mir Befehl‹; ›Du hast immer gute Ideen‹; ›Du verstehst es immer, dir etwas Interessantes auszudenken; ›Das werden wir machen‹; ›Ich bin glücklich, daß wir uns darin einig sind‹. Was mich im weiteren Verlauf verblüffte, war, daß sie nicht ein einziges Mal nach meinen Wünschen fragte. Es schien ihr niemals aufzufallen, daß ich selbst keine Wünsche äußerte. Offenbar war es für sie völlig selbstverständlich, daß mir gefiel, was ihr gefiel.
Wenn ich dir alles erzählen würde, was während dieser Periode passierte, du würdest mir nicht glauben. Sie begann mich mit Erledigungen und Botengängen während des Tages zu beauftragen; der Androide hatte den ganzen Tag zu tun, bloß um diese Instruktionen auszuführen. Aber das war noch nicht alles, denn sie machte weiterhin ihre zehn bis zwölf Anrufe pro Tag, in der selbstverständlichen Erwartung, mich im Büro zu erreichen. Die Folge war, daß ich wieder ihre Telefongespräche beantworten mußte. Ich bestellte ein weiteres Androiden-Duplikat.«
Copeland stand auf, ging zu einer Tür hinter seinem Schreibtisch, öffnete sie und sagte: »Peter III. komm doch mal für einen Moment heraus.«
Worauf sein genaues Duplikat hinter ihm in den Raum kam, sich mit einem leisen, spöttischen Lächeln verneigte und sagte: »Zu Ihren Diensten, meine Herren.«
Peter I. setzte sich wieder und sagte: »Kannst du Mr. Thaler und Mr. Sutter hier kurz erklären, welches deine Pflichten waren?«
»Die meiste Zeit«, war die Antwort, »saß ich einfach im Nebenzimmer und nahm Mrs. Copelands Anrufe entgegen.«
»Kannst du diesen Herren sagen, wie lange du im Durchschnitt jeden Tag mit diesen Telefongesprächen beschäftigt warst?«
»Zwischen fünf und sechs Stunden täglich.«
»Wie lange dauert unsere Arbeitszeit?«
»Siebeneinhalb Stunden, einschließlich Mittagspause.«
»Wo war Peter II. während dieser Zeit?«
»Gewöhnlich machte er für Mrs. Copeland Besorgungen.«
»Wo war ich?«
»Hier an diesem Schreibtisch, außer bei solchen Anlässen, wo …«
»Diese Anlässe interessieren hier nicht«, sagte Peter I. hastig.
»Sehr wohl, Sir«, sagte Peter III. mit einem bedeutungsvollen Lächeln.
Dan Thaler sagte schneidend: »Ich glaube, das war eben ein sehr wichtiger Ausrutscher. Nun beginne ich allmählich klar zu sehen. Es gibt eine andere Frau.«
Peter I. seufzte. »Gut, ich gebe es zu. Aber das passierte erst viel später. Das schwöre ich.«
Es war der Moment, auf den Dan Thaler gewartet hatte. Die richtige Zurschaustellung von Emotionen mochte in dieser Situation das beste Mittel sein, um Peter einige Informationen zu entlocken. Er stand auf und sagte in giftigem Ton: »Ich will nichts mehr von diesem widerwärtigen und verleumderischen Zeug hören.«
Peter sagte: »Um Himmels willen, Dan, sei vernünftig. Du bist Wissenschaftler. Sicherlich wirst du nicht bestreiten wollen, daß meine Argumentation einleuchtend und logisch ist.«
Dan zischte: »Wo hast du diese besonderen Androiden her? Und gleich zwei?«
Ein verlegenes Lächeln kam in Peter Copelands Gesicht. »Jeder von diesen«, sagte er, »hat mich achtzehntausend Dollar gekostet. Ich kann dir sagen, Dan, es war wirklich kein Pappenstiel.«
»Aber wer verkauft sie?«
»Oh, irgendeine Organisation. Ein Androide kommt als Vertreter zu dir. Du denkst, er ist ein Mensch wie du und ich, bis er die Wahrheit enthüllt. Zuerst konnte ich es kaum glauben.«
»Aber woher wußten sie, daß du Interessent bist? Zu mir ist nie jemand gekommen, um mir einen zu verkaufen.«
»Oh.«
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