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Die Zeit der Androiden

Die Zeit der Androiden

Titel: Die Zeit der Androiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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bewegte.
    Barbara erhob sich unvermittelt und schnell auf ihre Füße, ging zum nächsten Fenster und blickte durch das schmutzige Glas.
    Der Institutskomplex war vier oder fünf Kilometer entfernt, ein strahlender Koloß mit vielen weißen Fensterreihen. Barbara beobachtete ihn sekundenlang; dann bewegte sich der Geist, der die Augen steuerte, auf einer völlig neuen Ebene erweiterter Wahrnehmung.
    Als Barbaras Wahrnehmung durch die vertrauten Korridore glitt, begegneten ihr nur wenige Leute; die meisten waren schon nach Hause gegangen, und in den Zimmern arbeiteten die Putzfrauen. Sie glitt weiter durch die Tür von Dr. Gloges Büro, sah sich in dem dunklen, stillen Raum um und bewegte sich in die Bibliothek. Sie ruhte eine Minute oder zwei mit konzentrierter Aufmerksamkeit auf dem Safe; dann wußte sie Bescheid.
    Der Safe war leer – und eine Falle.
    Barbaras Wahrnehmung verließ die Bibliothek und verlagerte sich auf das fünfte Stockwerk. Minuten vergingen, während sie langsam und sorgfältig die äußeren Wände von John Hammonds Büro und Wohnung abtastete. Hier war etwas Neues … Etwas, das sehr gefährlich zu sein schien. Innerhalb der Wände und Türen, in den Decken und Böden dieser Abteilung flimmerten unbekannte Energien.
    Sie konnte diese Barriere nicht durchdringen.
    Aber wenn sie selbst auch nicht eintreten konnte, ihre Sinne sollten es können, bis zu einem bestimmten Grad …
    Ihre Wahrnehmung bewegte sich von der Tür acht oder neun Meter nach rechts. Sie wartete. Allmählich begann sich ein Bild zu formen …
    Dies war ein unbekannter Raum, möbliert wie ein Büro, und er enthielt nichts von Interesse, ausgenommen eine geschlossene Tür gegenüber von der, die sich zum Korridor öffnete.
    Sie versuchte durchzudringen – und was dann kam, war kein Bild, sondern ein Aufbranden von wilder, verzehrender Gier.
    Barbara mußte den Fühler visueller Wahrnehmung zurückziehen, so stark war die Anziehungskraft, die sie in die mörderischen Barrieren zu ziehen drohte. Aber sie wußte jetzt, wo das Serum war – in einem Nebenraum von Hammonds Wohnung, stark abgeschirmt, anscheinend unerreichbar.
    Die Wahrnehmung tastete sich wieder vor. Ein anderer Teil der Wohnung erschien hinter einem flimmernden Dunst feindlicher Energien. Der andere – das männliche Gegenstück – war hier. Lebendig.
    Hier, aber hilflos. Hier, aber bewußtlos in einem Käfig von Energiefeldern, der dem Sucher nicht mehr als die Identifikation erlaubte. Sie war sehr froh, daß er gerettet worden war.
    Niemand sonst war in Hammonds verschlossener Wohnung. Sie zog ihre visuelle Wahrnehmung zurück und ließ das Bild des äußeren Büros kommen. Helen Wendell sprach in ein Instrument, das mit einem Apparat vor ihr verbunden war.
    Eine zweite Wahrnehmungsfrequenz öffnete sich, und Stimmen wurden hörbar.
    Ganin Arnold, der Kurier, machte einen letzten Anruf vom Flughafen, zwölf Kilometer südlich der Stadt. Er sprach leise in das Mikrophon eines verborgenen Funksprechgeräts, aber die Stimme kam klar und laut aus Helen Wendells Empfänger.
    »Der Start zum Direktflug nach Paris ist bereits zum letztenmal ausgerufen und wird in zwei Minuten dreißig Sekunden erfolgen. Alle Passagiere und Besatzungsmitglieder sind wenigstens einmal durch den Meßradius gegangen. Niemand, der vor oder nach mir und unserem Biologen an Bord gekommen ist, hat eine Lebensenergie, die erheblich über den durchschnittlichen Meßwert bei Menschen hinausgeht – also über sechs. Danach ist klar, daß wir nicht von irgendeiner abnorm hohen menschlichen Evolutionsform begleitet werden. Doktor Gloges Benehmen ist ausgezeichnet. Sein Beruhigungsmittel beginnt zu wirken, und er ist bereits schläfrig. Wahrscheinlich wird er die Reise schlafend zubringen.«
    Arnold machte eine Pause und schloß dann: »Nach dem Start wird eine Kommunikation auf diesem Wege nicht mehr möglich sein. Da von diesem Moment an praktisch nichts mehr schiefgehen kann, beende ich jetzt meine Durchsagen.«
    Helen Wendells Stimme schien von einem Punkt innerhalb der linken Schädelseite des Kuriers zu sprechen, und sie sagte freundlich: »Mr. Hämmernd wünscht, daß Sie wachsam bleiben und die Frequenz offenhalten, bis die Maschine gestartet ist.«

 
12.
     
    Die Frauengestalt am Fenster des Lagerraums, die lange Minuten wie in bewegungsloser Trance zugebracht hatte, hob ihren Kopf. Ihre Hand entriegelte das Fenster und öffnete es. Irgendwo in der Ferne grollte schwacher Donner über

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