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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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nicht wirklich an Geister, oder?« Jane schien jederzeit bereit, an seinem klaren Verstand zu zweifeln.
    Chris lächelte bemüht. Natürlich glaubte er nicht an Geister, aber selbst wenn er es getan hätte – kein Geist würde einen Angriff auf Jane Fenroy-Beit wagen!
    »Die Maori tun es«, erwiderte er.
    »Dann kannst du mich ja von denen über die Schwelle tragen lassen«, gab Jane patzig zurück und betrat das Haus, ohne auch nur darauf zu warten, dass Chris ihr die Tür aufhielt.
    Auf Anhieb fiel ihr aber auch beim Anblick des Inneren ihres neuen Heims keine abfällige Bemerkung ein. Für die kurze Bauzeit war es großartig – Christopher hatte den hallenartigen Raum durch einfache Holzwände in mehrere Zimmer aufgeteilt. Es gab eine Art Eingangsbereich – natürlich keinen Empfangsraum wie bei ihren Eltern, doch man trat auch nicht sofort in den Wohnraum wie in den Blockhäusern des Wilden Westens, die stets durch Janes Albträume gegeistert waren, wenn sie an ihre künftige Farm gedacht hatte. Danach kam man in den Hauptraum, von dem eine kleine Küche und das Schlafzimmer abgingen. Von der Küche aus gab es einen Seitenausgang. Hinter dem Schlafzimmer fand sich noch ein weiterer Raum.
    »Falls … falls unsere Ehe mit Kindern gesegnet werden sollte, bevor das neue Haus fertig ist«, sagte Christopher und rieb sich dabei nervös die Stirn.
    Jane ließ auch das unkommentiert – sie hatte eben festgestellt, dass schon ihr Schweigen reichte, um ihren Mann zu verunsichern. Es amüsierte sie.
    »Ist es … ist es dir recht, wenn wir die Truhen und deine Möbel morgen hereinbringen?«, fragte Christopher.
    Es dämmerte bereits, und der Tag war lang gewesen. Chris hatte keine Lust, jetzt noch das Pferd anzuspannen, das ihnen von einem Korral hinter dem Haus aus zuwieherte, und die Sachen allein auf den Wagen zu wuchten. Jane fragte sich kurz, wie er das am kommenden Tag zu bewerkstelligen gedachte. Er glaubte hoffentlich nicht, sie würde ihm dabei helfen!
    »Die … die nötigsten Möbel sind ja vorhanden.«
    Das stimmte, das Haus war provisorisch möbliert. Es gab einen Tisch und zwei Stühle, ein Regal, auf dem eine Pfanne und ein Topf sowie einfaches irdenes Geschirr standen – und ein breites, recht solide gezimmertes Bett.
    Jane beschloss, keine weiteren Schwierigkeiten zu machen. Sie war müde und hungrig – und wenn sie Christopher jetzt noch mal hinausschickte, würde es sich endlos hinziehen, bis sie etwas zu essen bekam.
    »Hol nur den Korb mit dem Essen herein«, erklärte sie deshalb fügsam. »Ich kann ja derweil den Tisch decken.«
    Es war vermutlich auch nicht hilfreich, sich gleich wegen Personal mit ihm anzulegen. Auf Dauer würde sie natürlich ein Hausmädchen brauchen, aber in dieser Hütte gab es ja nicht mal Dienstbotenunterkünfte.
    Kurze Zeit später saßen beide vor einem kleinen Festmahl. Die Köchin der Beits hatte reichlich Proviant eingepackt, es gab Rauchfleisch, gebratene Hühnerschenkel und frisches Brot. Ab morgen, das wusste Jane, würden sie nicht mehr so schlemmen. Sie hatte die Vorräte gesehen, die Christopher für die nächsten Monate gekauft hatte – hauptsächlich Getreide und Hülsenfrüchte, offenbar erwartete er von ihr, zu kochen und ihr Brot selbst zu backen. Jane hatte das bislang nie getan, sich aber immerhin darüber kundig gemacht, wie es ging. Ob das in der Praxis allerdings so gut funktionieren würde, wusste sie nicht. Auf den ersten Blick jedenfalls erschien ihr der Herdofen in der Küche wie ein feindliches Ungeheuer.
    Im Korb hatte sich auch eine Flasche Wein befunden, Jane fiel auf, dass Christopher sie unangetastet ließ, obwohl sie sie auf den Tisch gestellt hatte. Sie verstand die Botschaft. In dieser Nacht würde sie sich ihm nicht entziehen können. Es sei denn, ihr fiel etwas anderes ein …
    Sie dachte kurz und bösartig darüber nach, entschloss sich dann aber, das Unvermeidliche nicht länger hinauszuzögern.
    Knapp dreihundert Meilen nördlich folgte Ida zur selben Zeit ihrem frisch angetrauten Gatten in der regengeschwängerten Dämmerung durch die Siedlung hinter der Mission. Es war dunkel, kein Stern schien durch die Wolkendecke, und ohne Ottfrieds Laterne hätten sie den Weg in ihre Hütte nicht gefunden. Die Funzel erleuchtete auch das Innere nur schemenhaft – dennoch fühlte Ida sich ein bisschen getröstet, als sie wenigstens das Bettzeug und die Tischdecke, womit sie die karge Möblierung am Tag zuvor heimeliger gestaltet hatte,

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