Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
mana «, bemerkte sie – und seitdem grübelte Christopher darüber nach, ob ihre Stimme dabei spöttisch geklungen hatte.
Von Port Victoria aus konnte man die Canterbury Plains über einen Pass erreichen, man konnte jedoch auch ein Boot nehmen, nach Norden aus der Bucht herausfahren und dann die Mündung eines noch namenlosen Flusses hinauf.
»Namenlos ist der Fluss natürlich nur für uns«, erklärte Christopher. »Die Maori nennen ihn Waimakariri. Selbstverständlich weiß das kein Mensch bei den pakeha . Dabei wäre es so viel einfacher, die Namen beizubehalten – man würde nicht ständig aneinander vorbeireden.«
»Die Deutschen haben das Tal, in dem sie jetzt siedeln, nach dem Kapitän ihres Schiffes benannt«, bemerkte Jane.
Wenn es um allgemeine Dinge ging, stellte sie fest, konnte man sich recht vernünftig mit Christopher unterhalten. Sie hatte ihn bereits gut erzogen. Wenn er nicht mit Fallstricken im Gespräch rechnen musste, strahlte er sie an wie ein Hund, dem man über den Kopf streichelte.
»Und ihre Siedlung Sankt Paulidorf«, ergänzte er, ebenfalls lächelnd. »Womit sie es übrigens nicht anders machen als die Maori. Die bewahren sehr sorgfältig die Namen der Kanus, mit denen ihre Vorfahren einst nach Aotearoa kamen. Du weißt, auch sie sind eingewandert, ursprünglich kamen sie aus Polynesien.«
Jane lachte. »Das sollte den Deutschen mal jemand sagen. Wahrscheinlich würden sie dann gar nicht mehr damit aufhören, sich zu bekreuzigen. Ihr Sankt Paulidorf in der Tradition der Wilden!«
Christopher wurde nun allerdings ernst. »Wahrscheinlich würden sie’s nicht glauben, sie haben ja auch die Warnungen vor dem Moutere in den Wind geschlagen und siedeln jetzt auf Überschwemmungsgebiet. Das wird noch Ärger geben für deinen Vater und die Company. Wir können froh sein, dass wir weg sind, bevor der Sturm losbricht.«
Die Landschaft in Canterbury unterschied sich von der stark bewaldeten Gegend bei Nelson, und auch das Klima war anders. Hier gab es endlose Ebenen, bewachsen mit Tussockgras, gut bewässert durch häufige Regenfälle. Die Sommer waren kühler, die Winter milder als in Nelson – Palmen wuchsen hier kaum. Wenn ein Wäldchen das Grasland auflockerte, dominierten Südbuchen. Aber es gab natürlich Rata-Pflanzen, hier meist eher Büsche als Bäume – und das war das Erste, was Jane auffiel, als Christopher sie auf die zukünftige Fenroy Station führte.
»Hier ist ja alles voller Unkraut«, bemängelte sie.
Die Fahrt über den Fluss war ihr lang geworden, dazu kam noch ein Fußmarsch, bis die Farm erreicht war, und ihre aufgelockerte Stimmung war erneut schlechter Laune gewichen. Diese Farm lag genau so, wie sie es sich vorgestellt hatte – abseits jeder Zivilisation. Und obwohl sie das gewusst hatte, haderte sie doch schon wieder mit ihrem Schicksal. Bis das hier ein Geschäft wurde, mit dem sie etwas anfangen konnte, würden Jahre vergehen …
»Ja, ein paar der Sträucher werden wir ausreißen müssen«, meinte Christopher bedauernd.
Im Grunde fand er es schön, dass große Teile seines Landes von Rata-Pflanzen überwuchert waren. Die zarten Blüten waren jetzt, im Frühjahr, gerade dabei, sich zu entfalten, und Chris musste gleich wieder an Cat denken. Seine spielerische Namensuche für sie … und das seltsame deutsche Wort, das sie für die Blüten hatte: Feuerblüten.
»Aber sind sie nicht prachtvoll anzusehen? Ich habe schon überlegt, die Farm Rata-Station zu nennen …«
»Wobei sofort jeder an Ratten denken würde«, spottete Jane. »Wo ist jetzt das Haus?«
Christopher zeigte auf eine kleine Erhebung in der Ebene. »Ich hatte mir gedacht, also, wenn es dir recht ist natürlich, wir erstellen unser endgültiges Wohnhaus hier auf dem Hügel. Ein zweistöckiges Farmhaus schwebt mir da vor … Für die erste Zeit haben wir da hinten ein Blockhaus gebaut. Wir können es später als Scheune nutzen.«
Er führte sie eifrig um den Hügel herum, und Jane war tatsächlich kurz verblüfft, als sie das Haus sah. Einstöckig und stabil, eine Art Langhaus, aber mit einem Satteldach und einem mit Schnitzereien geschmückten Dreiecksgiebel über dem Eingang. Jane hätte sich nie vorgestellt, dass die Eingeborenen in solchen Häusern wohnten.
»Komm mit hinein, oder soll ich dich über die Schwelle tragen? Das soll ja böse Geister fernhalten«, scherzte Christopher unsicher, da Jane das Haus nicht gleich kommentierte.
Sie sah ihn herablassend an. »Du glaubst
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