Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
Küche gehen. Wenn noch jemand etwas essen wollte, musste Paddy selbst etwas warm machen.
Cat steckte ihr Messer wieder ein. Ihr war immer noch schlecht, sie wollte zurück unter die Decke. Vielleicht würde sie das Kind ja doch noch verlieren. Doch daran glaubte sie nicht wirklich. Sie konnte es drehen und wenden, wie sie wollte: Die Götter schienen auf Ottfrieds Seite zu sein.
»Er hat gewonnen«, sagte sie bitter.
KAPITEL 3
Nachdem die Entscheidung getroffen war, kamen Ottfrieds und Gibsons Vorbereitungen für den Umzug nach Purau rasch voran. Joe Gibson, ein kleiner, kräftiger Mann mit braun gebranntem Gesicht und harten Zügen, hatte als Walfänger und Seehundjäger gearbeitet, nachdem er seinen Job als Landvermesser verloren hatte. Er besaß tatsächlich etwas Geld und investierte es in gleich zwei Planwagen, die er in Nelson beladen ließ. Ottfried prahlte, dass die Partridges ihm einen extra guten Preis für all die Waren gemacht hätten, aber wenn Mortimer und Alice Partridge ihm tatsächlich Rabatt gaben, so eher um Idas willen.
»Es ist sicher besser, Sie gehen auf die Banks-Halbinsel als nach Australien«, meinte Mrs. Partridge mitfühlend, als Ida vorbeikam, um bei Elsbeth nach dem Rechten zu sehen. »Die arme Betty weint sich noch die Augen aus, sie will und will nicht nach Australien. Und verstehen kann ich’s, sie hat ein bisschen von Ihrer Siedlung da im Moutere Valley erzählt.« Ida bemerkte, dass das Schachtstal seinen alten Namen wiedererlangt hatte. »Da stehen einem ja die Haare zu Berge. Das arme Kind, es kann doch nicht den ganzen Haushalt allein führen! Und den Bruder aufziehen. Das Beste wäre, die Kinder blieben beide hier.«
Ida war eigentlich ganz ihrer Meinung, doch sie wusste, dass ihr Vater sich darauf niemals einließe. Jakob Lange tat sich schwer genug mit Ottfrieds Entscheidung, in Neuseeland zu bleiben. Desgleichen die Brandmanns, sie führten einige ernste Gespräche mit Ottfried, denen Ida schweigend lauschte. Die Vorwürfe der Eltern konzentrierten sich allein auf ihren Sohn. Idas demütiges »Wo du hingehst, da will auch ich hingehen« wurde allgemein akzeptiert. Allerdings hielten sowohl Frau Brandmann als auch Herr Lange ihrem Sohn und Schwiegersohn vor, dass er die arme Ida ihrem Glauben entfremden würde – und bei den Männern unter sich kam wohl auch das Thema Cat zur Sprache. Robert Busche hatte seine Elfriede allerdings zum Stillschweigen verpflichtet. Zumindest war das Gerücht über die zweite schwangere Frau des Ottfried Brandmann noch nicht bis zu seinen Eltern gelangt. Die Busches hatten entschieden, die Auswanderer nicht zu begleiten. Inzwischen war ein Schiff mit weiteren deutschen Siedlern eingetroffen. Ein Graf von Rantzau-Breitenburg hatte ihnen die Überfahrt bezahlt und auch die Landnahme organisiert, er sollte dann Anteile von den Einnahmen ihrer Güter erhalten. Die Einwanderer, ebenfalls Altlutheraner, siedelten in den Bergen oberhalb des Moutere Valley, und die Busches und die Schiebs schlossen sich ihnen an.
»Warum geht ihr nicht wenigstens nach Rantzau?«, fragte Frau Brandmann ihren Sohn unglücklich – die neuen Siedler hatten ihr neu entstehendes Dorf nach ihrem Protegé benannt.
»Warum geht ihr nicht selbst nach Rantzau?«, fragte Ida zurück.
Sie fand, dass dies ein weniger abenteuerlicher Neuanfang wäre als die Auswanderung nach Australien. Aber die Männer schüttelten die Köpfe. Ihre dann folgenden Argumente gegen einen Anschluss an die fremden Siedler erschienen Ida alle nicht sonderlich stichhaltig.
»Letztlich läuft es darauf hinaus, dass sie sich da anpassen müssten«, zog sie am Abend ihre Schlüsse, als sie mit Cat zusammen kochte. »Die Leute in Rantzau haben ihre eigenen Gemeindevorsteher und Vorbeter, die brauchen Vater und Brandmann nicht. Und Ottfried schon gar nicht. Dieser Graf Rantzau hat alles gut organisiert, sicher spricht jemand im Dorf Englisch. Also probieren unsere Männer es lieber allein, und wenn es noch so riskant und verrückt ist.«
Langes, Brandmanns, Hausers und zwei weitere Familien aus Sankt Paulidorf erstanden schließlich Passagen für ein Schiff, das am 15. Januar 1845 nach Adelaide in Südaustralien auslief – ein Ort, von dem sie nur wussten, dass er im Gegensatz zu den meisten australischen Siedlungen nicht aus einer Sträflingskolonie hervorgegangen war. Angeblich sollte es dort auch Altlutheraner geben, die schon während der Verfolgung durch König Friedrich Wilhelm III .
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