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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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und nie auch nur Anstalten machte, sie anzufassen. Ottfried musste ihm geschildert haben, wie locker ihr Messer saß.
    Auf dem anderen Planwagen schwiegen sich Ida und Ottfried an. Die Atmosphäre war gespannt und lockerte sich auch nicht, wenn Ida trotz des spärlichen Proviants wunderbar schmackhafte Mahlzeiten zubereitete. Sowohl Cat als auch Gibson verstanden sich darauf, sie durch Fisch, Beeren und Wurzelgemüse zu bereichern, und gelegentlich fing sich sogar ein Vogel in einer ihrer über Nacht ausgelegten Fallen.
    Gibson kannte sich mit dem Leben in der Wildnis deutlich besser aus als Ottfried, und Cat hätte gern gewusst, wo er diese Kenntnisse erlangt hatte, aber sie fragte ihn nicht. Sie suchte so wenig Kontakt zu den Männern wie möglich und war froh, wenn sie abends nach dem Essen mit Ida in eines der Zelte kriechen konnte. Ottfried und Gibson teilten sich das andere. Falls örtliche Maori-Stämme sie wirklich beobachteten, mussten die Krieger das seltsam finden. Doch offenbar suchten die Einheimischen keinen Streit.
    Um keine Begehrlichkeiten zu wecken, beschäftigten sich Gibson und Ottfried unterwegs kaum mit ihrer Ladung. Sie ließen die Handelswaren unter den Planen verschnürt, die beiden Zelte und den Proviant verwahrten sie unter dem Bock der Wagen. Erst nach drei Tagen – es hatte heftig geregnet, und die Frauen brauchten dringend trockene Kleidung – warf Cat einen Blick unter die Plane. Sie fuhr erschrocken zurück, als sie statt auf die billigen Kleider, die Gibson den Maori verkaufen wollte, in ein blasses, zartes Gesicht sah. Elsbeth Lange blinzelte ins Tageslicht.
    »Betty!«
    Cat zog die Plane rasch ganz zur Seite und entdeckte dabei den zweiten blinden Passagier: Erich Brandmann.
    »Bitte nicht schimpfen!«, flüsterte Elsbeth. »Am besten … am besten, du verrätst uns nicht.«
    Aber dafür war es natürlich zu spät. Cats verwunderter Ausruf hatte Gibson alarmiert, und als er jetzt lachend unter die Plane spähte, bemerkten auch Ottfried und Ida, dass etwas nicht in Ordnung war.
    »Ich kann’s nicht fassen: Romeo und Julia!« Gibson hielt Elsbeth galant die Hand entgegen, um ihr aus dem Wagen zu helfen.
    »Nein, Eric und Betty, Sir!«, stellte Erich richtig und wunderte sich darüber, dass er Gibson damit noch mehr amüsierte.
    »Erich!« Entrüstet erkannte Ottfried seinen Bruder. »Was machst du denn hier? Du solltest mit der Familie auf dem Schiff sein, statt hier mit einem Mädchen. Schämst du dich gar nicht, die Schwägerin deines Bruders zu entehren?«
    Gibson lachte wieder. »Komm, Ottfried, wenn der sie da drunter entehrt hat, dann war das die leiseste Entjungferung aller Zeiten. Die zwei waren doch still wie die Mäuschen. Wie habt ihr das überhaupt geschafft, zwei Nächte lang?«
    Tagsüber mochten die Räder des Wagens, die Hufschläge und das Schnauben der Pferde manchen Laut übertönen, aber bei Nacht durchbrach höchstens das schrille Geschrei der Nachtvögel die Stille.
    Elsbeth stieg sofort die Röte ins Gesicht. »Wir haben nichts gemacht«, flüsterte sie. »Wir wollten nur …«
    »Ihr wolltet nur euren Vätern trotzen und euren eigenen Lüsten frönen!«, wütete Ottfried. »Wir sollten euch zurückschicken!«
    »Wir wollen doch bloß nicht nach Adelaide«, erklärte Erich.
    »Zurückfahren?« Cats Stimme klang schrill. »Die ganze Strecke? Auf diesen Wegen? Du bist verrückt, Ottfried!«
    »Ich nehme meine Verantwortung gegenüber meinem Bruder und meiner Familie ernst!«, behauptete Ottfried.
    Gibson verdrehte die Augen. Er verstand sicher nur die Hälfte der auf Deutsch geführten Unterhaltung, doch der Tenor ließ ihn erahnen, worum es ging.
    »Nun spiel mal hier nicht den Moralapostel«, beschied er Ottfried. »Gerade du mit deiner Vielweiberei.«
    »Mit seiner was?«, fragte Erich Elsbeth.
    Cat hoffte, dass sie das Wort nicht verstanden hatte, und zum Glück zuckte auch das Mädchen die Schultern.
    »Auf keinen Fall bringen wir Romeo und Julia zurück. Wohin denn auch, das Schiff nach Adelaide ist doch längst weg. Oder glaubst du, der alte Lange hat seine Siedler allein nach Down Under geschickt, um hier die verlorene Tochter zu suchen? Und wer weiß, wann der nächste Segler geht. Willst du sie so lange fesseln und knebeln, Otie? Und dann mit Gewalt aufs Schiff zerren?«
    Ida schüttelte den Kopf. Sie hatte dem Geschehen bislang sprachlos zugeschaut, jetzt mischte sie sich ein. »Mein Vater würde Elsbeth gar nicht wieder aufnehmen«, sagte sie

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