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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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einem wolkenlosen Himmel, die Luft schien klar wie Glas, und das Meer war glatt wie ein Spiegel. Größtenteils war die Ebene bewaldet, doch es gab auch Flächen, die nur mit Tussockgras bewachsen waren – als Folge früherer Rodungen durch Maori-Stämme. Wo auch immer man auf der Südinsel rode, hatte Te Ronga Cat einst erklärt, wachse kein Wald mehr nach, auch wenn man die Landwirtschaft oder das Dorf dann aufgebe. Stattdessen machte sich das robuste Gras breit.
    »Soll ganz gut für Schafe sein, das Gras«, bemerkte Gibson. »Die Redwoods, meine Nachbarn in Purau, haben sich ein paar von der Nordinsel geholt. Aber ob das Zukunft hat?«
    Ida fand den Gedanken an Schafzucht angenehm, in Raben Steinfeld hatte ihre Familie eine Ziege gehabt, die sie gemolken und aus deren Milch sie auch mal Käse hergestellt hatte. Das hatte ihr immer Freude gemacht, sie verstand sich ausgesprochen gut auf die Käserei. Cat dagegen hatte noch nie eine Ziege oder ein Schaf gesehen.
    »Egal, man kann das Land auch umpflügen«, meinte Ottfried und grinste. »Aber damit sind wir ja jetzt fertig! Nicht mehr bearbeiten, sondern verkaufen! Sollen sich andere mit der Landwirtschaft rumärgern. Wir ernten nur noch Geld!«
    Jakob Lange hätte jetzt sicher streng gefragt, ob darauf wohl Gottes Segen liege, doch Ida hielt sich zurück. Sie war das Beten in Sankt Paulidorf selbst leid geworden. Wer war sie also, Ottfried zu tadeln?
    »Alles wäre anders geworden, wenn wir hier gesiedelt hätten«, meinte sie trotzdem traurig zu Cat.
    Die zuckte die Schultern. Es würde nichts bringen, Ida zu erzählen, wie nah sie an der Verwirklichung dieses Traums gewesen waren. Te Rauparaha war schließlich verhandlungsbereit gewesen, hätte Wakefield sich nur etwas diplomatischer gezeigt. Und trotz seines Ungeschicks wäre alles noch zu retten gewesen, hätte man nur Cat und Fenroy freie Bahn gelassen. Aber der unglückselige Schütze aus den Reihen der Weißen hatte alles zerstört. Nicht nur Cats Welt, wie sie jetzt erkannte, sondern letztlich auch Idas.
    Schließlich ließen sie die liebliche Landschaft mit ihren Palmen und Stränden hinter sich und erreichten die Küste. Sie folgten den Wegen, die Walfänger und Missionare geebnet hatten, aber häufiger den Pfaden der Maori, die Cat leicht als solche erkannte, gen Süden. Leider waren sie selten breit genug für die Planwagen, und es war eine ziemliche Plackerei, sie zu verbreitern oder die Wagen über Wurzeln und Baumstümpfe hinwegzulavieren. Einfacher wurde es, wenn sie direkt am Meer entlangfahren konnten oder weiter im Süden oberhalb der Steilküsten. Hier entschädigte sie auch der Ausblick über das Meer für alle Anstrengungen. Die Reisenden blickten hinab auf felsenbegrenzte Buchten oder menschenleere Kies- oder Sandstrände, die Ida schmerzlich an Bahia erinnerten. Sie wusste noch genau, wie sich der warme Sand zwischen ihren Zehen angefühlt hatte, wie das Meer ihre Füße umspielt hatte – und sie musste sich zwingen, nicht an Karls strahlende Augen zu denken. Karl, der Bahia genauso geliebt hatte wie sie. Karl, der sie aufgefordert hatte, mit ihm im Paradies zu bleiben. Damals hatte sie das als Versuchung empfunden, und sie sollte stolz darauf sein, ihr widerstanden zu haben, doch auch wenn es Sünde sein sollte, sie konnte nicht aufhören, davon zu träumen. Von Bahia, von Karl – und von seinem Kuss.
    Am Abend rasteten sie meist im Schutz der Wälder, Ottfried und Gibson fühlten sich dort sicherer. Cat konnte darüber nur lachen. Wenn es Maori-Stämme in der Gegend gab, so würden sie die Durchreisenden im Auge behalten, und ein Angriff würde Ottfried und Gibson überraschen, egal, wie oft sie einander versicherten, alles im Griff zu haben. Die Männer platzierten ihre Musketen gewichtig neben sich, wenn sie sich an das Feuer setzten, das Cat allabendlich entfachte und auf dem Ida kochte. Die Mahlzeiten verliefen dann ebenso schweigend wie ein Großteil der Reise.
    Die vier waren übereingekommen, dass es am besten war, zwei Siedlerpaare zu mimen, die auf der Suche nach geeignetem Land nach Süden reisten. So jedenfalls sollte Cat es gegenüber den Maori darstellen, falls sie auf Dörfer oder auf Patrouillen der Krieger trafen. Mit etwas Glück würden die Einheimischen sie dann ziehen lassen, vermuteten sie in dem Fall doch nur Hausrat und Baumaterialien unter den Planen und keine wertvolleren Güter. Cat saß also den ganzen Tag auf dem Bock neben Gibson, der misstrauisch schwieg

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