Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
gut an die Lieder, die Te Ronga und die anderen Frauen mit dem Pflanzen der Süßkartoffel verbunden hatten. Ihre sanfte, helle Stimme beruhigte dann auch Ida, und schließlich summte die junge Frau mit, während sie beide die Erdäpfel ausgruben. Anschließend faltete Cat bereitwillig die Hände zum Dankgebet an Idas Gott und dachte dabei liebevoll an Te Ronga. So langsam verstand sie deren Glauben, der immer offen für neue Götter und Geister gewesen war. Te Ronga wäre stolz auf ihre Pflegetochter gewesen. Trotz der Entweihung des pa .
Die Geister der Maori erwiesen sich auch weiterhin nicht als nachtragend, und mit jedem Tag, den Ida und Cat in dem alten pa verbrachten, schwanden ihre schlechten Gefühle mehr und mehr. Der Charakter der Siedlung änderte sich allerdings auch rasant – Ottfried hatte es eilig, die notwendigen Erneuerungsmaßnahmen zu treffen, und stimmte Ida damit etwas freundlicher. Außerdem registrierte sie zufrieden, dass er Cat nicht mehr belästigte.
Cat sah die Sache realistischer, plante Ottfried doch keinesfalls, bis zur Niederkunft seiner Frauen in Purau zu bleiben, wie Ida es hoffte. Sowohl er als auch Gibson brannten darauf, sich mit ihren Waren in die Plains zu begeben, um die ersten Geschäfte mit den Maori zu tätigen. Das ging natürlich nicht ohne ihre Übersetzerin, also musste diese erste Handelsreise stattfinden, solange die Schwangerschaft Cat noch nicht zu unbeweglich machte. Cat bestand darauf, allenfalls bis zum Ende des siebten Monats unterwegs zu sein, und erstaunlicherweise brachten beide Männer größtes Verständnis dafür auf. Wahrscheinlich befürchteten sie nichts mehr, als mit einer verfrüht kreißenden Frau in der Wildnis zu stehen.
Cat selbst dachte bei der Regelung allerdings eher an Ida. Ihr selbst hätte es gar nicht so viel ausgemacht, ihr Kind in irgendeinem Maori-Dorf zur Welt zu bringen. Im Gegenteil – bei den Eingeborenen würde sie auf fachkundige Hilfe hoffen können, während Ida bislang nur der Geburt ihrer jüngsten Schwester beigewohnt hatte. Die war obendrein nicht glücklich verlaufen – Ida verband mit dem Gedanken daran den Anblick ihrer sterbenden Mutter und dann die Sorge um das schwächliche Kind. Ida sah auch ihrer eigenen Entbindung mit großer Furcht entgegen. Cat musste deshalb bei ihr sein. Auf keinen Fall konnte Ida ihr Kind allein im pa zur Welt bringen, nur umgeben von den Geistern der Toten!
Die Männer hatten insofern allen Grund, sich mit der Instandsetzung der alten Häuser zu beeilen, und Ottfried machte dem trägen Joe erfolgreich Beine. Auch Cat und Ida halfen – und so vergingen nur drei Wochen, bis sich zumindest ein Teil des windgebeutelten, verwahrlosten Dorfes in eine ordentliche kleine Farm mit einem Stall, zwei Wohnhäusern und einer Pferdekoppel verwandelt hatte. Ida hatte die Felder der Maori gejätet, tote Pflanzen entfernt und trotz Ottfrieds Protesten einen Teil des kostbaren, als Handelsware eingeplanten Saatguts eingebracht. Die Umfriedung um den Garten war erneuert, die alte Palisade größtenteils entfernt worden, und kurz vor der geplanten Abreise in die Plains konnten Ida und Cat sogar noch Getreide ernten. Idas Speisekammer war also gut gefüllt, zumal Joe auch noch einmal hinunter zu den Redwoods geritten und Käse und Trockenfleisch eingekauft hatte.
»Verhungern wirst du jedenfalls nicht«, scherzte Cat halbherzig, als sie am Abend vor der Abfahrt den Proviant für sich und die Männer zusammenstellte. »Wohl ist mir dennoch kaum dabei, dich hier ganz allein zu lassen … Hast du wirklich keine Angst?«
Ida zuckte die Schultern. »Ich … ich war natürlich noch nie allein. Aber Chasseur ist ja bei mir.«
Der braun-weiße Hund schmiegte sich an sie, als er seinen Namen hörte. So gern er auch mit Cat zusammen war – wenn er die Wahl hatte, folgte er doch Ida auf Schritt und Tritt.
»Und die Männer haben schon Recht. Es ist zu anstrengend, mitzufahren.«
Cat hatte angeregt, Ida vielleicht einfach mit zu den Stämmen zu nehmen. Den Maori würde es nichts ausmachen. Wenn die reisten und sich gegenseitig besuchten, dann stets mit dem gesamten Stamm. Sie würden vier Besucher genauso willkommen heißen wie zwei oder drei. Ottfried und Joe hatten sich jedoch vehement dagegen ausgesprochen. Ottfried wollte seinen kostbaren Stammhalter geschont wissen, und Joe befürchtete, Ida könnte das Fortkommen behindern. Der jungen Frau war auf der Reise nach Purau oft übel gewesen, und Cat hatte zu
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