Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
ihrer Schonung auf häufigere Pausen und früheres Nachtlager gedrängt.
»Ich werde mich schon beschäftigen.« Ida sprach tapfer weiter. »Ich kann die Wolle spinnen, die Laura Redwood gebracht hat, und die Beeren einkochen, die du gepflückt hast. Laura kommt sicher auch mal vorbei.«
Laura war eine recht schneidige Reiterin und hatte Ida und Cat schon zweimal im Fort besucht. Cat wurde das schon zu viel. In den letzten Monaten der Schwangerschaft würde es kaum noch möglich sein, das Kind vor ihr zu verbergen. Aber sehr häufig kam die lebhafte Farmersfrau natürlich nicht dazu, Besuche zu machen. Schließlich hatte sie drei Männer zu versorgen und half auch in der Käserei und beim Umtreiben der Schafe fleißig mit.
»Vor allem im Frühling beim Lammen habe ich viel zu tun!«, hatte sie bei ihrem letzten Besuch vergnügt erklärt. »Das macht mir auch Spaß. Sie haben also eine erfahrene Geburtshelferin in der Nähe, Ida! Zögern Sie nicht, mich rufen zu lassen!«
Ida hatte gequält genickt. Laura bei der Geburt hinzuzuziehen kam natürlich nicht infrage. Sie würde sie erst einladen, sich die »Zwillinge« anzusehen, wenn alles vorbei war.
»Es kann dir hier auch eigentlich gar nichts passieren«, meinte Cat, klang jedoch, als wollte sie damit vor allem sich selbst trösten. »Zumindest, wenn du dich schonst und keine Frühgeburt riskierst. Also arbeite nicht zu viel. Komm nicht auf die Idee, womöglich Holz zu hacken und zu stapeln.«
Ein Teil des Holzes der alten Palisaden war zu brüchig, um es weiter zu verbauen. Ottfried hatte damit angefangen, es zu Feuerholz klein zu machen. Fertig geworden war er nicht, aber für die Zeit seiner Abwesenheit lagerten ausreichend Scheite vor der Tür, damit Ida den Ofen in Gang halten konnte.
Ida biss sich auf die Lippen. »Tu ich schon nicht …«, versprach sie, obwohl Holzhacken durchaus auf ihrem Plan gestanden hatte, wie eigentlich alles, womit sie sich vom Grübeln abhalten und was sie die Einsamkeit vergessen machen konnte.
»Ich … vielleicht wird es mir ja sogar gefallen, mal ein bisschen allein zu sein«, erklärte sie dann. »Ich war bisher nie allein, weißt du. Immer mit meinen Eltern und Geschwistern zusammen … in der Gemeinde … Na, und dann Ottfried …«
»Den wirst du jetzt sicher schmerzlich vermissen!«, scherzte Cat.
Ida bemühte sich um ein Lächeln. »Chasseur wird ihn jedenfalls nicht vermissen.«
Ottfried hielt sich in der letzten Zeit erfreulich zurück. Obwohl er wieder mit Ida den Schlafraum teilte, rührte er sie nicht an. Er belästigte auch Cat nicht mit zotigen Sprüchen. So hatte der braun-weiße Hund wieder Oberwasser bekommen und begann erneut, Idas Gatten anzuknurren, wenn er fand, dass der seiner Herrin zu nahe kam. Daraufhin war er prompt aus dem Haus verbannt worden, obwohl Ida protestierte und darauf verwies, dass der Hund gebraucht wurde. Die Ratten entwickelten sich nämlich auch hier zu einer Plage. Ida nahm an, dass sie selbst sie auf dem Planwagen eingeschleppt hatten. Oder sie waren schon früher mit irgendwelchen Warenlieferungen von Händlern zu den Maori gekommen. Vielleicht mit dem Saatgut, aus dem letztlich das Getreide gewachsen war, mit dem Ida jetzt Brot buk.
»Wir werden ja auch bestimmt nicht lange fort sein …« Cat konnte nicht aufhören, Ida zu trösten. »Die Plains sind eben, wir sollten rasch vorankommen. Ich denke, in drei oder vier Wochen können wir es schaffen. So lange hältst du durch!«
Ida bemühte sich, spöttisch die Augen zu verdrehen. »Ich halte auch noch länger durch!«, behauptete sie. »Und ich muss mich ja daran gewöhnen. Wenn die Kinder erst da sind … Also jetzt könntet ihr mich ja noch mitnehmen, aber mit zwei kleinen Schreihälsen … Es wird schon alles gut, Cat.«
Cat machte sich trotzdem Sorgen, als sie bei Sonnenaufgang am nächsten Morgen losfuhren. Ida winkte ihnen tapfer nach und lachte sogar, doch da war irgendetwas in ihrer Haltung, in ihrem Ausdruck … Cat hätte sich gewünscht, sie nicht allein lassen zu müssen.
»Ja, nun sind sie weg«, rief Ida gespielt fröhlich Chasseur zu. »Und wir müssen sehen, was wir mit dem Tag anfangen. Was meinst du, graben wir ein paar Süßkartoffeln aus?«
Ida redete sich ein, dass sie die Ruhe genoss, als sie dann in der Sonne saß und die Erdäpfel schälte. Sie kochte nur für sich allein einen schmackhaften Eintopf und sprach ein langes Tischgebet, bevor sie ihn löffelte. Beten war gut, es war
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