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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Jagdgewehr?«
    Gibson schüttelte den Kopf. »Eine Muskete. Eine Kriegswaffe, keine Ahnung, wie er da rangekommen ist. Ich behalte ihn im Auge, keine Angst. Am liebsten wäre mir sowieso, die Waffen gar nicht zu zeigen. Sonst werden die doch gleich zum Gegenstand von Verhandlungen. Oder sind die Jungs da nicht scharf drauf?«
    Cat lächelte traurig. »Anscheinend wünscht sich jeder Mann auf der Welt so ein Ding, das knallt und tötet. Ich hab mich auch schon gewundert, warum ihr keine Waffen in den Planwagen habt. Ein paar Flinten wären ein ausgesprochen gutes Verkaufsargument.«
    Gibson grinste. »Erstens waren in Nelson keine zu kriegen«, antwortete er. »Und zweitens sträubte sich unser Otie da mit Händen und Füßen. Wahrscheinlich fürchtete er, sie könnten die Dinger gleich an ihm ausprobieren. Ist ein bisschen nervös, der Junge – kein Talent zum Helden.«
    »Dann sorg auch dafür, dass er es gar nicht erst versucht«, schloss Cat das Gespräch.
    Tatsächlich zuckte zwar Ottfrieds Hand reflexartig unter seinen Sitz, doch er holte die Waffe nicht hervor, als sie am sechsten Tag der Reise endlich auf Maori stießen. Sie waren Cats Ratschlag gefolgt und nach zwei Tagen vom Flusslauf abgewichen, dann einem Bach nach Südwesten gefolgt, der später fast parallel zum Fluss verlief. Nun schauten sie sich nach Waldstücken und anderen geschützteren Orten um, und trafen schließlich zwei Maori-Jungen beim Fischen.
    Die beiden mochten vierzehn oder fünfzehn Jahre alt sein und reagierten eher neugierig als alarmiert oder gar feindselig auf den Anblick der pakeha . Als Cat sie ansprach, antworteten sie lebhaft, und als Gibson ihnen zwei Taschenmesser schenkte, zeigten sie sich aufgeregt und erfreut.
    »Sie führen uns gern in ihr Dorf«, übersetzte Cat. »Bisher haben sie noch nie einen pakeha gesehen, obwohl sie natürlich eine Menge gehört haben. Es sind auch schon Leute aus ihrem Dorf mit Missionaren zusammengetroffen. Einem haben sie eine Decke geschenkt. Seine Frau ist ganz stolz darauf.«
    Joe grinste. »Na also!«, erklärte er. »Das sieht doch aus, als würden wir hier offene Türen einrennen!«
    Er sollte Recht behalten. Die Verhandlung mit den Ngai Tahu, die hier an einem See siedelten, gestaltete sich einfach und angenehm. Schon der Empfang war gänzlich anders, als zumindest Ottfried befürchtet hatte. Cat fiel auf, dass die Stammesmitglieder vertrauensvoller waren als die Ngati Toa – sicher deshalb, weil sie noch keine schlechten Erfahrungen mit weißen Siedlern gemacht hatten. Jedenfalls bestand das Empfangskomitee nicht aus Kriegern, sondern hauptsächlich aus Frauen und Kindern, die alles an den Ankömmlingen bestaunten. Von den Pferden vor den Wagen, die vor allem die Jungen unbedingt einmal anfassen wollten, bis zu Cats blondem Haar – für die Frauen das reinste Wunder. Cat öffnete es dann auch und tauschte ein traditionelles Stirnband gegen einen Kochtopf. Die Frau, die es gewebt hatte, konnte sich vor Freude kaum halten. Alle linsten neugierig auf die Planwagen, aber natürlich wusste auch dieser Stamm, was sich gehörte, und so veranstaltete man den Gästen zu Ehren erst mal ein förmliches powhiri .
    »Ihr dürft auf keinen Fall Ungeduld zeigen«, wies Cat die Männer streng an. »Oder Beunruhigung. Es gehört dazu, dass die Krieger ihre Waffen zeigen und Grimassen schneiden. Und es wird eine Menge geredet, das ich nicht alles übersetzen werde. Ich nehme schließlich an, dass es euch völlig egal ist, mit welchem Kanu dieser Stamm nach Aotearoa gekommen ist und welche Wanderungen er seitdem unternommen hat. Also lasst mich einfach antworten und bleibt gelassen. Wie hieß noch das Schiff, mit dem du eingereist bist, Gibson?«
    Gibson und Ottfried saßen das Ritual dann brav aus, wenn Ottfried auch immer wieder zusammenzuckte, als die Männer ihre haka aufführten. Sie hörten sich die Reden der Stammesältesten und Cats Entgegnungen darauf an, wobei Ottfried nicht mehr als Sankt Pauli verstand. Cats eigene Geschichte – sie berichtete ganz ehrlich von ihrem Leben bei den Ngati Toa – warf Fragen auf. Te Rauparaha war bekannt und gefürchtet. Ottfried und Gibson schauten mehr als besorgt, als Cat sich in recht scharfem Ton rechtfertigte. Aber schließlich sprach eine alte Frau begütigende Worte und tauschte den hongi mit Cat.
    » Haere mai , Poti!«
    Die Dorfbewohner raunten, als Cat unter Tränen lächelte. Sie hatte den geliebten Namen so lange nicht gehört. Und dann waren

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