Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
rief sie beide Darling. Joseph schien das nichts auszumachen, und das Pferd wieherte, sobald es ihre Stimme hörte.
»In meinem Dorf hätten sie gesagt, das sei nicht gottgefällig«, merkte Ida schüchtern an. »Also, wenn eine Frau nicht an dem Platz bleibt, an den sie gestellt wurde.«
Laura lachte. »Und gleich darauf hätten sie hinzugefügt, dass meine Ehe sicher deshalb noch nicht mit Kindern gesegnet wurde. Kenne ich, das schreibt mir meine Mutter auch immer! Meine Schwestern haben beide schon drei. Aber ich bin so ganz glücklich. Wird schon noch werden mit den Kindern. Und wenn nicht, dann müssen sich eben Ed und James Frauen suchen und Erben für die Farm zeugen, die wir ja eigentlich auch noch gar nicht haben. Ich sag immer: Jungs, baut mir ein Steinhaus, und dann reden wir über Nachwuchs! In so ’ ner Blockhütte …«, sie wies geringschätzig auf ihr Farmhaus, »… zieh ich Lämmer und Fohlen auf, aber keine Menschenkinder!«
Ida dagegen beneidete Laura um ihr schmuckes Holzhaus mit seiner einladenden Terrasse, den großen Fenstern, vor die sie bunte Gardinen gehängt hatte, und der einfachen, gemütlichen Einrichtung. Laura mochte das Handarbeiten nicht besonders zusagen, dennoch verspann und verwebte sie offenbar die Wolle ihrer Schafe. In ihrem Haus gab es weiche Wolldecken, bunte Kissen und bestickte Tischtücher. Ida dachte wehmütig an ihre Aussteuer zurück, die mit Sankt Paulidorf untergegangen war.
»Und jetzt muss ich mich um die Käserei kümmern«, meinte Laura dann sichtlich unwillig. »Da mögen wir alle vier nicht gern ran, und irgendwann haben die Jungs beschlossen, das sei Frauenarbeit. Dabei scher ich die Schafe viel lieber, als sie zu melken.«
Ida lachte schüchtern. »Euer Käse ist auch nicht … sehr gut«, sagte sie leise. »Tut mir leid, also ich will nicht undankbar sein, es war so nett von euch, uns welchen zu schenken. Aber ich … Man könnte da mehr draus machen.«
Laura zog die Augenbrauen hoch. »Ja?«, fragte sie, weit entfernt davon, beleidigt zu sein. »Dann zeig mir das mal. Wie macht man denn Käse bei euch in Mecklenburg?« Die förmliche Anrede ließ sie auch gleich weg.
»Den ganz typischen?«, erkundigte sich Ida eifrig. »Aus Kuhmilch! Ich kann etwas ansetzen!«
Kurze Zeit später erläuterte Ida Laura in ihrer kleinen Käserei im Stall, dass der Käsebruch unbedingt anders geschnitten werden müsse, schöpfte eifrig Molke ab und wurde nicht müde, den Käse, der schon in Formen gefüllt war, umzutuchen.
»Das ist so viel Arbeit!«, murrte Laura.
Doch Ida lachte sie nur aus. »Es lohnt sich, wenn man dafür richtig guten, herzhaften Käse bekommt!«, erklärte sie. »Ihr könnt dann bestimmt auch mehr Geld dafür verlangen. Ihr verkauft den Käse doch, oder?«
Laura nickte, erwähnte allerdings, dass die Absatzmärkte für Farmprodukte in dieser Gegend noch nicht sehr groß seien. »An der Flussmündung des Otakaro soll ja bald eine Stadt entstehen«, meinte sie. »Aber wann, das steht in den Sternen. Bis jetzt verkaufen wir Käse und Fleisch in Port Victoria. An die Walfänger und die paar Siedler. Auch mal an die Proviantmeister der Schiffe, die von da abfahren. Aber die wollen natürlich keinen Frischkäse, sondern harten, der haltbar ist. Dabei kann ich nur Frischkäse einigermaßen gut.«
»Dieser hier hält mindestens fünf Monate!«, erklärte Ida stolz und begann, den Käse in Salz zu wenden. »Ach ja, habt ihr Bier für die Rotschmiere? Oder Wein? Sonst müssen wir brauen. Rotschmiere muss sein. Die macht den Käse würzig.«
Laura grinste. »Machst du Witze? Ich hab hier drei Männer – klar brauen wir Bier. Aber willst du wirklich darin den Käse baden? Klingt interessant. Hast du für Schafskäse auch noch ein paar Rezepte?«
Ida zuckte die Achseln. »Ich hab Ziegenkäse in Salzlake gelegt – da hält er sich auch lange. Und man kann Kräuter drangeben – Brennnesseln. Gibt es hier Brennnesseln? Wir müssen Cat fragen, was man stattdessen nehmen könnte. Lass mich erst mal den Bruch sehen. Wie, du machst keinen Schafskäse mit Lab? Schau mal, wir setzen die Schafsmilch jetzt genauso an wie die Kuhmilch.«
Ida hatte nicht mehr so viel Freude an der Arbeit gehabt, seit sie Paddys Pub verlassen musste, das Käsen machte ihr sogar noch mehr Spaß als das Kochen. In den nächsten Tagen blühte sie denn auch sichtlich auf. Ida trocknete und salzte, presste in Formen und würzte. Der Alt Mecklenburger Käse gelang vorzüglich mit
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