Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
einmal Dankbarkeit zeigen.«
»Keine Dankgebete, Otie!«, fiel ihm Joe ins Wort.
Gibson fiel es erkennbar auf die Nerven, wenn Ottfried in die aufgesetzte Frömmigkeit der Mecklenburger zurückfiel. Unterwegs hatte er ihm sogar das Tischgebet abgewöhnt. Schirr lieber die Pferde ab oder tu sonst etwas Nützliches, pflegte er zu sagen.
Ida beachtete weder den einen der Männer noch den anderen. Stattdessen schaute sie Cat verwirrt an. »Tatsächlich?«, fragte sie leise. »War es tatsächlich erfolgreich?«
Cat zuckte die Schultern. »Nun, wir haben den Maori für ein bisschen Tand eine Menge Land abgehandelt – und wenn sich wirklich Siedler fänden, die Joe und Ottfried dafür eine Menge Geld gäben, dann könnte die Rechnung schon aufgehen. Wenn du allerdings mich fragst …«, sie wechselte ins Englische, da Ottfried immer noch in ihrer Nähe herumwerkelte, »… kann dabei auch noch eine Menge schiefgehen. Aber nun lass uns erst einmal einen Tee trinken, Ida, und du erzählst mir, wie es dir hier ergangen ist. Du siehst nicht gut aus. Viel zu blass und schmal bist du. Und was macht das Baby? Bewegt es sich schon? Ich spür meins seit einer ganzen Weile!«
Cat sah blühend aus. Der Aufenthalt bei den Ngai Tahu hatte ihr gutgetan, sie schien sich inzwischen ehrlich auf ihr Kind zu freuen. Ida beneidete sie, als sie von der Fahrt in die Plains erzählte. Sie selbst berichtete Cat von ihrem Aufenthalt bei den Redwoods, ohne allerdings den Anlass dafür zu erwähnen oder die Waffe. Sie schämte sich jetzt ihrer Ängste. Cat sah natürlich trotzdem, dass nicht alles in Ordnung war.
»In den nächsten Wochen wirst du auf jeden Fall nicht allein bleiben. Die Männer haben Land im Überfluss, schönes, fruchtbares Land, wenn auch etwas weit weg. Wenn du mich fragst, wird es nicht ganz einfach sein, Käufer dafür zu finden. Doch wie auch immer: Mich brauchen sie bei der Suche nicht. Mit möglichen Siedlern können sie in ihren eigenen Sprachen verhandeln. Wir machen uns hier eine ruhige Zeit und bringen die Kinder zur Welt.« Dabei streichelte sie über ihren sich schon ziemlich wölbenden Bauch. » Haere mai , Baby«, summte sie.
Ida rührte verlegen in ihrer Teetasse. Ihr selbst war die Schwangerschaft sehr viel deutlicher anzusehen als Cat, obwohl sie kaum weiter vorangeschritten war. Aber Ida war mager und verhärmt, das einzig Runde an ihrem knochigen Körper war der Bauch, das Kind schien all ihre Kraft für sich zu beanspruchen.
»Meins tritt mich auch immer«, meinte sie schließlich.
Doch ihr lag kein Schlaflied auf den Lippen, eher das Geständnis, dass sie ihr Kind nicht als Geschenk, sondern als Parasiten empfand.
Die nächsten Wochen verliefen tatsächlich friedlich für Ida und Cat – eigentlich kam es nur zu Aufregung, wenn Laura Redwood zu Besuch kam. Cat verbarg sich dann rasch in irgendeinem Versteck. Ida suchte ständig nach glaubwürdigen Ausreden dafür, dass ihre Freundin sich nicht zeigte. Laura erschien jedoch seltener, als sie erkannte, dass Ida sich erholte. Die junge Frau nahm endlich etwas zu und fand mit fortschreitender Schwangerschaft zu ihrer früheren Schönheit zurück. Laura war zufrieden mit ihr – stolz überreichte sie Ida einen der ersten fertigen Alt Mecklenburger Käselaibe.
»Wir werden die ersten gar nicht verkaufen«, erklärte sie vergnügt. »Die Jungs wollen sie alle selbst essen! Und der Schafskäse wird jetzt fest und haltbar, er schmeckt so gut mit den Kräutern! Wir werden ein richtig gutes Geschäft machen – und nicht ohne mich, hab ich den Jungs gesagt! Ich lasse sie nicht meine Lorbeeren ernten. Wenn sie das nächste Mal nach Port Victoria fahren, will ich mit!«
Ida hoffte, dass der Markt, die Ankunft eines größeren Schiffes oder was immer die Redwoods als Anlass nehmen würden, in die Siedlung zu fahren, mit dem Termin für die Geburt ihres und Cats Babys zusammenfallen würde. Es war schließlich nicht auszudenken, wenn Laura während einer der Niederkünfte hereinplatzen und entdecken würde, dass die erwarteten »Zwillinge« nicht gleichzeitig geboren wurden und dazu noch verschiedene Mütter hatten.
»Nach dem, was du über sie erzählst, würde es sie wahrscheinlich gar nicht schockieren«, meinte zwar Cat, Ida beharrte jedoch darauf, dass sie in einem solchen Fall vor Scham im Boden versänke.
Von Ottfried und Gibson sahen die Frauen nicht viel in der Zeit bis zu den Geburten. Die beiden waren oft unterwegs, denn wie Cat befürchtet
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