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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Ida folgte ihr beklommen. Sie sah nervös zu, wie Laura Holzscheite auf ihren Paddockzaun legte, nicht ohne sich vorher zu vergewissern, dass kein Pferd oder ein anderes Tier in der Nähe war.
    »Wir wollen ja niemanden erschießen«, meinte sie. Dann platzierte sie sich mit Ida ein paar Schritte von ihren Zielen entfernt – und feuerte.
    Ida erschrak zu Tode, und Chasseur floh jaulend mit eingezogenem Schwanz. Die Colliehündin der Redwoods desgleichen.
    »Suzie ist nicht schussfest«, erklärte Laura mit Gemütsruhe. »Sie kommt auch immer von den Weiden zurückgerannt, wenn die Jungs mal Kaninchen schießen. Sehr praktisch für mich. Wenn Suzie mit einem Gesichtsausdruck hier ankommt, als hätte man sie umbringen wollen, dann weiß ich: Abends gibt’s Hasenbraten.«
    Alle drei Redwoods besaßen Jagdgewehre, seit irgendjemand in Neuseeland Kaninchen eingeschleppt hatte. Die Tiere vermehrten sich mangels natürlicher Feinde explosionsartig, und die Brüder waren gute Schützen.
    Laura lag das Zielen nicht so sehr. Erst mit dem dritten Schuss traf sie ihr Holzscheit.
    »Jetzt du«, meinte sie dennoch zufrieden.
    Ida griff nervös nach der Waffe, richtete sie aus und fixierte das Holzscheit.
    »Na los!«, ermunterte sie Laura. »Es kann nichts passieren. Auch nicht, wenn du danebenschießt.«
    Ida schoss nicht daneben. Der Knall ließ sie zwar erneut zusammenfahren, und der Rückstoß, mit dem sie nicht gerechnet hatte, brachte sie völlig aus dem Gleichgewicht, aber das Holzscheit flog vom Zaun.
    »He, das war großartig! Du bist eine Naturbegabung!«, jubelte Laura. »Los, gleich noch mal!«
    »Was macht ihr denn hier?« Lauras Mann Joseph verhielt sein Pferd hinter den Frauen aus dem Galopp. Er musste sich beeilt haben, herzukommen. »Ich bin zu Tode erschrocken, Laura!«, erklärte er denn auch gleich seine Eile. »Schüsse aus Richtung Haus! Ich dachte, jemand will dir etwas! Könnt ihr nicht Bescheid sagen, bevor ihr mit dem Ding da rumspielt?« Er wies auf den Colt.
    »Oh, wir spielen nicht!«, erläuterte ihm Laura. »Ich zeige nur Ida, wie’s geht. Sie soll den Colt mit raufnehmen, dann fühlt sie sich sicher und braucht sich nicht zu fürchten.«
    Joseph runzelte die Stirn. »Und wenn ihre Leute wiederkommen, werden die aus Versehen erschossen«, unkte er. »Wenn Ida Geister hinter jedem Baum sieht.«
    »Sie passt schon auf!«, meinte Laura optimistisch. »Und sie ist gut, Joseph. Es ist unglaublich, sie hat gleich beim ersten Versuch getroffen.«
    Lauras Mann lachte. »Anfängerglück«, behauptete er.
    Laura schüttelte den Kopf. »Nein! Sie kann’s! Mach’s noch mal, Ida!«
    Befangen zielte Ida ein weiteres Mal. Sie ließ sich Zeit, setzte jetzt auch ihren Ehrgeiz hinein, es Joseph zu zeigen. Schließlich drückte sie langsam ab – und wurde nicht mehr ganz so sehr vom Rückstoß überrascht. Sie begann, sich an die Sache zu gewöhnen.
    Das Holzscheit flog nicht direkt vom Zaun, aber Ida hatte es seitlich getroffen und ein Teil davon platzte ab und explodierte in herumfliegenden Spänen.
    Joseph duckte sich.
    »Anfängerglück«, beharrte er dann. »Aber Donnerwetter!«

KAPITEL 8
    Laura behielt Recht. Der Colt bewirkte tatsächlich, dass Ida sich sicherer in ihrem einsamen Haus fühlte – obwohl sie ihn in der äußersten Ecke ihres Küchenschrankes versteckt hielt. Wäre es wirklich zu einem Überfall gekommen, hätte sie die Waffe niemals rechtzeitig an sich bringen können, doch allein ihre Existenz beruhigte sie. Gefolgt von dem geduldigen Chasseur kämpfte sie sich so geschäftig wie möglich durch die Tage, arbeitete im Garten, färbte und spann Wolle und hackte sogar Holz, bis sie sich einreden konnte, müde zu sein. Nachts verkroch sie sich dann mit dem Hund im Arm unter der Decke, um nichts zu sehen und nichts zu hören. Auf diese Weise überstand sie die letzten Tage, bis die Männer und Cat zurückkamen – und brach erst wieder weinend zusammen, nachdem sie Cat um den Hals gefallen war.
    »Gott sei Dank, dass ihr wieder da seid!«, schluchzte sie. »Gott sei Dank! Ich war so allein und hab mir die schrecklichsten Dinge ausgemalt, die euch hätten geschehen können.«
    »Sei nicht so dumm, Ida«, fuhr Ottfried sie an, offenbar verärgert, dass sie Cat umarmte, während sie ihm nicht einmal einen Gruß gönnte. »Da draußen ist es völlig ungefährlich. Während du hier rumgeflennt und dir einen schönen Tag gemacht hast, hab ich dich zu einer reichen Frau gemacht! Du könntest dafür

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