Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
nur lästig, ein Ding, das ihr Kraft raubte und das sie auf ewige Zeit an Ottfried und das Leben band, das er ihr aufzwang. Natürlich hätte sie sich auch ohne die Schwangerschaft gefürchtet, ihn zu verlassen und auf gut Glück mit Cat fortzugehen. Aber in Paddys Pub, in seiner Küche, hatte es ihr gefallen. Sie hatte Geld verdient und sich unter dem Schutz des Pub-Besitzers sicher gefühlt. Vielleicht hätte sie den Mut aufgebracht und Ottfried getrotzt, wenn sie und Cat nicht schwanger gewesen wären.
»Zwillinge«, murmelte sie. »Ich glaube, es werden Zwillinge. Das liegt in unserer Familie. Es sind sicher zwei.«
Die Frauen erreichten die Farm der Redwoods am frühen Abend und wurden gleich mit Fragen bestürmt. Joseph, James und Ed hatten sich um Laura gesorgt, weil sie so lange ausgeblieben war, und zeigten sich jetzt nur wenig begeistert von ihrem Anhang.
»Hoffentlich gibt das keinen Ärger mit den Männern da oben«, sorgte sich Ed. »Nicht, dass wir uns missverstehen, Lady. Sie sind natürlich willkommen. Aber ob Ihr Gatte das so mag, wenn wir uns bei Ihnen einmischen? Sie sollten doch wohl allein die Stellung halten.«
Laura stieß ein ärgerliches Schnauben aus. »Gegen wen oder was soll sie die Stellung halten?«, erkundigte sie sich. »Fangt ihr jetzt nicht auch noch an, ihr Angst zu machen! Und wenn die Kerle was wollen, dann sollen sie sich an mich wenden. Ich werde ihnen schon das Richtige erzählen! Das arme schwangere Ding allein in dem gespenstischen alten Fort zu lassen – mit dem dämlichen Hund. Kein Wunder, dass es Geister sieht.«
Beschützend blickte sie auf Ida, die es sich erkennbar erleichtert in Lauras Schaukelstuhl vor dem Kamin gemütlich gemacht hatte. Allerdings war ihr der Disput um ihre Person sichtlich peinlich.
»Ich bleibe nur ein paar Tage, wirklich«, mischte sie sich jetzt schüchtern ein. »Ich wollte gar nicht mit. Ich hätte auch dableiben können. Ich werde mich hier nützlich machen. Ich kann nähen und stopfen und natürlich putzen und … Laura sagte, Sie machen Käse. Ich hab immer gern Käse gemacht.«
Edward, James und Joseph mochten sich Gedanken über das ohnehin fragile nachbarschaftliche Verhältnis zu Gibson und Brandmann machen, doch sie waren durchweg Gentlemen. Keiner der Redwood-Brüder hätte Ida gegenüber hart bleiben können – und Laura gegenüber erst recht nicht.
»Na ja, so schnell sollten Ihre Leute sowieso nicht wiederkommen«, überlegte Joseph schließlich. »Wie lange sind sie jetzt weg, zwei, drei Tage? Dann dauert’s eh noch – hoffe ich jedenfalls. Sie werden ja nicht gleich die nächsten Stämme mit ihren fabelhaften Handelsideen beglücken.«
In den folgenden Tagen lief Ida Laura Redwood nach wie ein verlorenes Kind. Eigentlich wollte sie die junge Frau nach Aufgaben im Haushalt fragen, aber sie war nicht fähig, irgendetwas zu tun. Ida war erschöpft und fühlte sich ängstlich und unsicher, sobald sie allein war. Laura behandelte sie freundlich und mit nie versiegender Geduld – während die Männer reservierte Höflichkeit zeigten. Wie Ida schnell feststellte, arbeitete Laura enger mit ihrem Mann und ihren Schwägern zusammen, als das bei den Männern und Frauen in Raben Steinfeld oder Sankt Paulidorf üblich gewesen war. Sie beschränkte sich nicht auf Haus und Garten, sondern ging gern auch mit den Schafen, Rindern und Pferden um. Ida fühlte sich schamhaft berührt, als sie entdeckte, dass Laura sogar Hosen trug. Sehr weite zwar, die sie selbst nähte und die auf den ersten Blick wie Röcke wirkten, es waren dennoch Hosen, und Laura setzte sich damit auch bedenkenlos breitbeinig aufs Pferd, um Schafe oder Rinder einzutreiben.
»Ich hab mir nie viel aus Waschen und Kochen gemacht«, gestand sie, als sie Idas Befremden bemerkte. »Deshalb bin ich ja auch sehr gern weg aus Yorkshire! Die anderen Frauen haben mich für verrückt gehalten und für schamlos. War das eine Aufregung, als mein Vater rauskriegte, dass ich mit drei Männern in ein Land am Ende der Welt wollte! Aber ich wusste genau: Wenn ich da einen braven Bauern heirate, dann komm ich aus der Küche nicht mehr raus. Gut, vielleicht noch mal in den Schafstall, ein paar Lämmer mit der Flasche aufziehen. Auf ein Pferd jedoch nie. Dabei liebe ich Pferde!«
Das war nicht zu übersehen. Wenn Laura den leichten isabellfarbenen Wallach anschaute, den sie von der Nordinsel mitgebracht hatte, strahlte sie deutlich mehr als beim Anblick ihres Mannes. Unkompliziert
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