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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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seine Geschwindigkeit allerdings der Kuh anpassen musste. Der Zug kam dementsprechend langsam voran.
    An den Abenden schlug Karl sein Zelt auf, während die Frauen und Kinder auf dem Wagen schliefen. Es war warm, aber natürlich entzündeten sie ein Feuer, auf dem sie Fische oder Kaninchen brieten. Vor Karl hielt Ida ihre Schießkünste nicht geheim. Er hatte den Revolver ja ohnehin bei ihr gesehen. Nun bewunderte er sie ganz offen dafür, wie sicher sie traf.
    »Man hört ja so einiges über › Revolverhelden ‹ in Amerika. Und damals der Junker mit seinem Jagdgewehr, der muss wohl auch recht sicher geschossen haben. Aber so einen kleinen Hasen in vollem Lauf zu erwischen – das ist außergewöhnlich.«
    »Revolverhelden?«, fragte Ida verwundert.
    Cat lachte und vertröstete sie auf den Abend. »Ich kann dir ein paar Geschichten erzählen über Revolverhelden im Wilden Westen«, erklärte sie. »Ich weiß allerdings nicht, ob sie stimmen.«
    Sie berichtete von den Groschenheftchen, die Mary damals bei den Beits mit in die Mägdekammer gebracht hatte und mit deren Hilfe sie gelernt hatte, Englisch zu lesen. Tatsächlich nahmen sie dann am Abend den Brauch des Geschichtenerzählens wieder auf, den sie damals auf der Reise mit Gibson, Elsbeth und Erich eingeführt hatten. Karl hatte wenig beizutragen – er hatte in den letzten Jahren viel gelesen, aber nur Sachbücher über Geologie und Vermessungstechniken. Über Romeo und Julia hörte er jetzt zum ersten Mal von Cat, die Gibsons Erzählung wiedergab, nachdem Ida die Wildwestgeschichten zu blutrünstig wurden.
    »Na, Blut fließt in dem Stück aber auch genug«, meinte er anschließend. »Und es endet so traurig. Hätte man es nicht so erzählen können, dass es glücklich endet?«
    Cat zuckte die Schultern. »Da fehlt es mir an Vorstellungskraft«, sagte sie nüchtern. »Versuch du’s doch. Ich glaube, Ida mag Geschichten, die gut ausgehen.«
    Ida errötete, als Karls liebevoller Blick sie streifte. Und dann erzählte er, unerwartet poetisch, wie sich Romeo im Anblick der vermeintlich toten Julia verliert, sich all die schönen Momente ihrer Liebe vor Augen führt, und als er gerade das Gift schlucken will, erscheint Lorenzo. Während der alles aufzuklären versucht, erwacht Julia.
    »Und dann kommen ihre und seine Eltern, und alle streiten sich aufs Neue«, höhnte Ida. »Oder Julias Vater ersticht Romeo, und dann nimmt Julia das Gift und …«
    »Nein«, sagte Karl sanft. »Romeo und Julia fliehen, und sie haben ein wunderschönes Leben in einem Land am Meer, in dem es warm ist und in dem immer die Sonne scheint.«
    Er suchte Idas Blick, und in einem kurzen unkontrollierten Moment erwiderte sie ihn. Der Kreis schloss sich sofort, beide wähnten sich wieder am Rande des Urwaldes von Bahia, spürten die Hitze der Sonne, hörten die Trommeln und das Anlaufen der Wellen an den Strand.
    »So ein Land gibt es nicht«, bemerkte Cat. »Glaube ich jedenfalls nicht. Es muss doch ab und zu regnen, sonst verdorrt alles. Und die beiden müssen auch irgendwie Geld verdienen. Dabei kann Romeo wahrscheinlich nichts anderes, als mit dem Schwert zu kämpfen. Er könnte sich also höchstens irgendwo als Soldat verdingen und dann …«
    »Es ist doch nur eine Geschichte«, sagten Karl und Ida wie aus einem Mund. Und dann lachten sie gemeinsam, bis Ida den Zauber wieder brach.
    »In Wirklichkeit …«, murmelte sie und zwang sich, in die niederbrennenden Flammen zu blicken statt in Karls Gesicht, »… in Wirklichkeit würden sie nicht glücklich, aber sie würden auch nicht sterben. Julia würde Paris heiraten, Romeo ginge nach Mantua. Und irgendwann fände sich ein anderes Mädchen.«
    Karl schüttelte den Kopf. »Ein anderes Mädchen«, sagte er, »fände sich nie.«

KAPITEL 8
    Christopher und Jane Fenroy erfuhren schon Stunden vor Karls Eintreffen, dass sich ein Tross von Schafen und Menschen näherte. Die Späher der Ngai Tahu hatten den Reiter, den Wagen und die Schafherde ausgemacht, sobald sie Stammesland betreten hatten, und Te Haitara schickte eine Nachricht nach Fenroy Station. Christopher hatte den Häuptling schon auf seinen neuen Teilhaber vorbereitet. Zusätzliches Land für die Schafzucht sollte kein Problem sein. Allerdings beriet Te Haitara sich mit Jane, bevor er einen Pachtzins festsetzte, und ihr Vorschlag hatte zu einem heftigen Streit mit Christopher geführt.
    »Sag, Jane, auf wessen Seite stehst du eigentlich?«, stellte Chris seine Frau ärgerlich

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