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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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dem die Farm stand, brachte Christopher jedes Jahr ein paar Sachgüter mit aus Port Cooper. Er besaß hier zwar eine Besitzurkunde aus der Hand John Nicholas Beits, er wusste jedoch, dass die Maori den Handel mit Janes Vater nicht wirklich verstanden hatten, und er wollte keinen Streit. »Und über Freundschaft. Ich bringe euch Decken und Messer und Töpfe und was ihr sonst noch braucht, und dafür weiden meine Schafe auf eurem Grund. Natürlich nicht auf heiligem Boden, es ist für mich selbstverständlich, die tapu zu achten.«
    Der Häuptling schürzte die Lippen. »Es ist eigentlich so, dass wir gar keine Decken und Messer und Töpfe mehr brauchen«, erklärte er dann stolz, aber auch ein wenig verlegen. »Wir können uns das alles schon selbst kaufen. Du könntest uns allerdings ein Schaf geben. Jane sagt, man kann damit vieles tun. Es gebe Milch wie Kühe, und an seinem Körper wüchse so was wie … wie Flachs.« Er klang ungläubig.
    Chris lachte. »Wolle, ariki . Man nennt es Wolle. Und es ist wirklich wahr, man kann die Schafe scheren und die Wolle spinnen und weben – aus Schafwolle sind die Decken und die Kleider, die uns warm halten. Abgemacht, ariki ! Als Pacht für das Land werdet ihr jedes Jahr ein Schaf erhalten. Gern auch ein trächtiges, dann habt ihr bald eine eigene Herde. Wir werden euch zeigen, wie man die Tiere schert – ich meine, sobald wir es selbst herausgefunden haben. Ich bin kein tohunga und Karl wahrscheinlich auch nicht. Und was dann das Spinnen und Weben angeht …«, er grinste sardonisch, »… das ist Frauenarbeit. Da fragst du Jane.«
    Jane nahm die geschlossene Vereinbarung schließlich sowohl ihrem Mann als auch dem ariki übel. Wieder mal hatte man nicht auf sie gehört, und das ärgerte sie, obwohl sie bei den Maori längst als Frau mit sehr viel mana galt. Te Haitara hatte ihren Ratschlag sicher nicht unüberlegt in den Wind geschlagen, aber er war zu weichherzig. Und möglicherweise hatten auch seine Stammesältesten, denen Geld ohnehin nicht so wichtig war, wie es sein sollte, mitentschieden. Sie ignorierten immer wieder ihre Ratschläge, beispielsweise das mit der wachsenden Manufaktur verdiente Geld nicht sofort auszugeben, sondern irgendwo sinnvoll zu investieren. Jane hatte dabei sogar schon an eine Schafherde gedacht – grundsätzlich räumte sie diesem neuen Wirtschaftszweig recht gute Chancen ein.
    Te Haitara schien das durchaus zu verstehen, sein Stamm hatte bislang jedoch keinen Bezug zur Viehzucht. Und überhaupt neigten seine Leute dazu, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. In der letzten Zeit gab es Bestrebungen, die Erwerbsarbeit wieder einzustellen, nachdem jetzt alle mit warmer Kleidung, Decken und Hausrat versorgt waren. Sollten die Verfechter dieses Plans sich durchsetzen, würde Janes Leben erneut langweiliger werden. Immerhin war Te Haitara ein Geschenk des Himmels. Im Allgemeinen tat er, was Jane wollte, vielleicht war sogar sein Deal mit Christopher in diesem Zusammenhang zu sehen. Wenn die ersten Schafe da waren, mochten seine Leute spuren. Die Schäferei würde ihnen möglicherweise mehr liegen als die Arbeit in der Manufaktur, die oft unter Zeitdruck stattfinden musste, wenn Carpenter auf eine neue Lieferung wartete. Schafe fraßen langsam, sie würden Zeit genug haben, beim Hüten so viele karakia zu singen und tapu zu achten, wie den tohunga nur einfiel. Jane musste sich dann nur noch um die Vermarktung kümmern, wobei sie bislang noch nicht wusste, wie man das am besten anstellte. Chris natürlich auch nicht. Man würde sehen, ob der neue Teilhaber, dieser Deutsche, genauere Vorstellungen hatte.
    In gewisser Weise war Jane gespannt auf Karl Jensch, den sie auf ihrer Hochzeit nur flüchtig kennengelernt hatte. Der Name kam ihr irgendwie bekannt vor. Sie musste eine Korrespondenz mit ihm geführt haben, als sie die Passagierliste für die Sankt Pauli erstellt hatte. Auf jeden Fall musste er tüchtig sein – vom frömmelnden Mecklenburger Dörfler zum angesehenen Landvermesser in Neuseeland war es ein weiter Weg. Die wenigsten Siedler lernten genug Englisch, um sich anderswo nützlich zu machen als etwa beim Straßenbau. Karl Jensch beherrschte die Sprache wohl fließend.
    Jane wusste nicht, ob sie sich wünschen sollte, dass die Farm durch Karls Teilhaberschaft endlich florierte, oder ob sie sich eher an Chris’ erneutem Scheitern weiden wollte. Nach wie vor genoss sie das Katz-und-Maus-Spiel mit ihrem Mann. Sie hielt Christopher in

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