Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
lieben!«
Chasseur schmachtete sie an.
»Nur, solange Sie ihn füttern«, bemerkte Cat. »Hören Sie, Mr. Carpenter …«
Sie fand Nadines Wohnzimmerchen zwar sehr gemütlich und ihr Backwerk unwiderstehlich, irgendwie fühlte sie sich jedoch fehl am Platze. So nett Nadine war, sie gedachte die Zeit, in der die brioches buken, sicher nicht im Gespräch mit Cat, sondern eher in zärtlicher Umarmung mit ihrem Tom zu verbringen.
»Ich würde mich jetzt gern verabschieden.«
»Sie können gern bleiben. Freund von Tom auch misch Freund. Sagt man so?«, fragte Nadine fröhlich.
Eifersucht schien sie nicht zu kennen, sie hatte bislang nicht einmal gefragt, was Cat eigentlich herführte, noch dazu gemeinsam mit ihrem Geliebten.
Cat schüttelte den Kopf. »Nein, ich … ich muss …«
»Sie ist die junge Frau, die George Hempleman sucht«, wandte Carpenter sich jetzt doch noch mit einer kurzen Erklärung an Nadine, die darüber gleich wieder in einen französischen Wortschwall ausbrach, der mit mon Dieu begann und offenbar ihre Freude ausdrückte, dass Cat endlich gefunden worden war. »Er immer fragen nach Sie. Sisch macht Sorgen, sagt Tom. Isch gut verschtehen, Sie sischer wie … wie verlorene Tochter!«
»Das nun nicht gerade«, murmelte Cat. »Aber ich muss jetzt wirklich aufbrechen, sonst wird es zu spät für einen Besuch. Ich will nicht unhöflich sein. Wohnen die Hemplemans hier im Ort?«
Carpenter schüttelte den Kopf. »Nein, nicht direkt. George wohnt in der German Bay. Das ist am Wasser, wie der Name schon sagt, und eine deutsche Siedlung. Eine oder zwei deutsche Familien sind mit den Franzosen gekommen und haben sich da Häuser gebaut. Hempleman hat sich zu ihnen gesellt, als er herkam. Das schönste Haus in der Siedlung ist seins, kann man gar nicht verfehlen. Er hatte ja damals in der Piraki Bay schon ein hübsches für Linda gebaut und nun ein noch besseres für Elizabeth.«
»So heißt seine neue Frau?«, fragte Cat unsicher. Sie konnte sich George Hempleman nicht an der Seite einer anderen Frau als Linda vorstellen. »Ist sie … viel jünger?«
Die Vorstellung, gleich womöglich mit einer Frau in ihrem Alter konfrontiert zu werden, war ihr unangenehm, die Annahme, dass der erfolgreiche Geschäftsmann sich im Alter noch mit einem jungen Mädchen schmückte, war jedoch naheliegend.
Zum Glück konnte Carpenter sie beruhigen. »Nein, nein, da ist er vernünftig, der George«, erklärte er. »Sie ist eher älter als er, auch schon einmal verwitwet. Eine sehr liebenswürdige Frau, Linda nicht ganz unähnlich, nur mit mehr Lebenserfahrung. Und George von Herzen zugetan. Geh nur und lern sie kennen. Die German Bay liegt knapp zwei Meilen von hier entfernt, die Maori nennen sie Takamatua. Akaroa ist eine ganz kleine Halbinsel, ein paar Hügel zwischen zwei Buchten. Die Franzosen sind auf dieser Seite, die Deutschen auf der anderen – French Bay und German Bay. Also einfach nach Norden halten und einmal quer rüber.«
»Gibt Wege«, setzte Nadine hinzu. »Wir nicht Feinde mit Allemands.«
KAPITEL 4
Cat fand die Siedlung der Deutschen, ohne noch einmal jemanden nach dem Weg fragen zu müssen. Sie brauchte dazu nur durch den Ort Akaroa zu gehen und dann der breiten, viel befahrenen Straße zu folgen, die zwischen den Hügeln entlangführte. Die Bewohner schienen häufige Kontakte zu pflegen, und Cat erkannte den Grund dafür auch gleich beim ersten Blick auf die German Bay. Das deutsche »Dorf« bestand lediglich aus drei oder vier Häusern. Geschäfte oder Gasthäuser gab es hier nicht, für jede Besorgung musste man nach Akaroa. Cat fragte sich, warum die Deutschen nicht gleich dort gesiedelt hatten. Wie Nadine schon sagte, bestanden ja wohl keine größeren Differenzen zwischen ihnen und den Franzosen, sie waren sogar mit demselben Schiff gekommen. Aber auf den zweiten Blick erkannte man den Unterschied zwischen diesen beiden Ansiedlungen. Die Häuser der Deutschen waren ebenso gepflegt, jedoch trutziger und weniger verschachtelt und verspielt als die der Franzosen. Zudem standen sie weiter auseinander, die Siedler bearbeiteten mehr Land. Ihre Höfe waren schlicht und ausgelegt für große Familien, außerdem mit Ställen für Vieh versehen. Cat erinnerten sie ein bisschen an die Bauten in Sankt Paulidorf, allerdings war diese Siedlung nicht mehr im Aufbau. Um die Höfe herum grasten Schafe und Rinder, die Felder waren abgeerntet und schon wieder auf die Wintereinsaat vorbereitet.
Ein Haus,
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