Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
isch Futter für Winter. Aber jetzt noch Gras. Jetzt eigentlich noch Weide. Sonst so teuer.«
Carpenter nickte. »Eben. Sie fressen dir die Haare vom Kopf. Den Jungen nehme ich mir morgen mal vor, dem werde ich helfen, einfach wegzulaufen und die Tiere nicht mal zu tränken. Auf die Dauer geht das so nicht, Nadine. Du kannst die Schafe nicht halten, du brauchst sie ja auch gar nicht. Du hast deinen Beruf. Und, mit Verlaub, meine Liebste, du scheinst mir auch nicht zur Schäferin geboren.«
Nadine zwinkerte ihm neckisch zu. »Oh, isch sehr süße bergère für disch, wenn wir spielen … isch misch legen auf Wiese, Blümen in die Haar … Und du kommen wie Pan!«
»Und die Schafe machen derweil einen Ausflug in die nächste Gärtnerei!« Carpenter rieb sich die Stirn. »Nadine, das ist nicht komisch. Du musst die Tiere abgeben. Egal, wie sehr dein verstorbener Mann daran gehangen hat.«
»O non! Isch doch nischt verkaufen Schafe von gute arme Pierrot an fremde Leute, die vielleicht nischt ’ aben lieb!« Nadine fuhr mit ihrem Lamento fort.
Monsieur Jules sagte etwas, das Cat nicht verstand, doch auch der Nachbar schien die Sache mit dem armen Pierrot schon öfter gehört zu haben, und sie ging ihm erkennbar auf die Nerven. Wahrscheinlich forderte auch er einen Verkauf der Tiere.
»Wir jetzt erst mal gehen rein, essen mes biscuits . Extra gebacken für Tom. Et vous , Monsieur Jules …«
Nadine schien die Schafdiskussion jetzt leid zu sein, machte Jules gegenüber aber offenbar ein Friedensangebot. Der Mann erwiderte noch etwas, folgte Nadine und ihren Gästen dann allerdings ins Haus, um es kurz danach mit einer Schüssel köstlich duftender Vanilleplätzchen und Blätterteiggebäck wieder zu verlassen.
»Er nun wieder glücklisch!« Nadine lächelte. »Ist Magie, mit mes biscuits . Machen Menschen glücklisch.«
Eifrig wies sie Cat und Carpenter den Weg in ihr Wohnzimmer, das direkt an eine geräumige Küche grenzte. Es war mit einfachen, hübschen Möbeln eingerichtet, überall lagen bunte Kissen und gewebte Teppiche. Cat entdeckte gleich drei Vasen mit Blumen, deren Duft sich mit dem der Plätzchen mischte. In der Küche wartete eine große Schüssel Hefeteig auf die weitere Verarbeitung.
»Muss noch bisschen machen für morgen, ’ ab versprochen Monsieur Revé ein paar brioches «, erklärte Nadine. »Und ihr jetzt setzen. Essen biscuits . Isch auch machen café . Gleisch wir trinken café .« Sie wirbelte in die Küche, stellte Kaffeewasser auf und begann, den Teig zu kneten und zu Kugeln zu formen.
Cat griff etwas befangen in die Keksschüssel, biss ein Stück von einem Biscuit ab – und meinte, nie im Leben etwas so Gutes gegessen zu haben »Das ist wundervoll!«, begeisterte sie sich. »Wie macht man das?« Vielleicht konnte sie Ida das Rezept mitbringen.
»Mit viel Zücker, chérie! « rief Nadine aus der Küche. »Und viel Liebe!«
Carpenter lächelte. Seine Entrüstung war längst verraucht, anscheinend hatten er und Nadine die Schafe in dem Moment vergessen, in dem sie außer Sicht waren.
»Nadine ist Konditorin«, klärte er Cat dann auf. »Das hat sie schon in Paris gemacht, bevor sie ihren Pierrot geheiratet hat. Und jetzt, nachdem er gestorben ist, verkauft sie ihr Backwerk im Gemischtwarenladen. Davon kann sie ganz gut leben – wenn sie nicht noch eine Herde Schafe durchfüttern muss, die ihr nichts, aber auch gar nichts einbringen.«
»Pierrot sagen, machen reisch!«, beharrte Nadine.
Sie kam eben mit frischem Gebäck und verführerisch duftendem Kaffee ins Wohnzimmer und steckte Chasseur gleich einen Keks zu. Der Kaffee enthielt Sahne, Zucker, vielleicht auch etwas Kakao – auch so etwas hatte Cat, die sich inzwischen auf einen kleinen Sessel gesetzt hatte, nie zuvor probiert.
»Eine Konditorei könnte dich reich machen«, meinte Carpenter. »Wenn du die Schafe verkaufst, kannst du eine eröffnen. Hier auf dem Marktplatz. Jeder würde kommen!«
Nadine seufzte drollig. » Oui , eigene pâtisserie meine Traum. Aber kann isch doch nischt verkaufen Schafe von gute arme Pierrot!«
Sie hatte ihre brioches , ein süßes Hefegebäck, jetzt in den Ofen geschoben und quetschte sich zu Carpenter auf das zierliche Sofa, das schon mit seinem Gewicht ein bisschen überfordert schien. Chasseur versuchte nichtsdestotrotz, sich auch noch darauf niederzulassen. Nadine gab ihm einen weiteren Keks.
»Du so güte Hünd! Wenn du misch dalassen die Hünd, alles besser mit Schafe. Und er misch
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