Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
von Miss Cat. Ich soll Ihnen bestellen, sie ist mit Ihrem Hund und einem Haufen Schafe unten bei den Deans, und es möchte sie doch bitte jemand abholen.«
Der Mann lachte Ida zu und sah sie tatsächlich etwas begehrlich an. Sie sah ja auch hübsch aus mit ihrem vom Wind geröteten Gesicht und dem dunklen Haar, das sie nur mit einem Band zum Pferdeschwanz zusammengefasst trug.
»Einem Haufen Schafe?«, fragte Ida. »Aber kommen Sie doch erst mal rein, Pete! Karl und Chris sind im Stall, sie wollen die Neuigkeiten sicher auch hören.«
Der Schiffer schüttelte den Kopf. »Keine Zeit, hab ’ ne Nachricht für Butler. Der lässt sich seinen Anwalt auf der Nordinsel richtig was kosten, alle paar Tage geht da was hin und her wegen irgendwelcher Landverkäufe oder was weiß ich. Jedenfalls ist es angeblich eilig. Vielleicht schau ich auf der Rückfahrt noch mal vorbei.«
Er machte Anstalten, das Boot, das er mit einem flüchtigen Knoten am Anleger fixiert hatte, loszubinden und zurück in die Mitte des Flusses zu rudern.
»Warten Sie! Sie müssen noch mehr von Cat berichten! Woher hat sie die Schafe? Und was soll ich unter einem Haufen verstehen?«
Der Schiffer zuckte die Schultern. »Ich würd mal sagen so sechs oder sieben Dutzend. Hauptsächlich Mutterschafe und Lämmer. Na ja, und wenn sie nicht die war, die das Viehzeug bei den Redwoods gestohlen hat …«, sein Lachen bewies, für wie abwegig er diese Überlegung hielt, »… dann hat sie die Tiere wohl irgendwo gekauft. Ich weiß es nicht, Miss Ida, die Deans haben mir nur einen Boten geschickt, und der hat mit meiner Frau gesprochen. Schicken Sie einfach jemanden, der Cat in Riccarton abholt.« Damit hob er grüßend die Hand und legte ab. Mit kräftigen Stößen ruderte er den Fluss hinauf.
Chris war im Stall und fütterte die Pferde, als Ida ihre Milchschafe endlich eintrieb. Buddy, der neben ihm gelegen hatte, sprang sofort dazu, um den Collies zu helfen. Während sich die Tiere über den Hafer hermachten, den sie als Milchproduzenten zusätzlich erhielten, erzählte Ida Chris von Cat. Wie sie erwartet hatte, strahlte er.
»Sie hat Schafe gekauft? Von ihrer Erbschaft? Oh, Ida, das ist ein gutes Zeichen! Vielleicht will sie ja Teilhaberin werden, vielleicht erlaubt sie mir, ihr hier ein Haus zu bauen! Ich reite gleich morgen runter und hole sie ab. Das ist wunderbar, Ida! Letztendlich musste sie sich auch was überlegen, es kann ja nicht sein, dass sie weiter bei den Maori lebt, und ich …«
Ida wandte sich ihrem Melkstand zu, ohne auf Chris ’ Wortschwall zu antworten. Sie konnte seine Euphorie nicht teilen. Vor ihrer Reise nach Akaroa hatte Cat schließlich nicht so geklungen, als hätte sie sich die Sache mit Chris überlegt. Ida dankte im Stillen dem Himmel, dass sie überhaupt zurückkam. Aber ein Haus auf Fenroy Station, neben Janes Haus? Und als dritte Teilhaberin auf einer eigentlich eher kleinen Farm? Ottfried würde sich zweifellos querstellen und Karl vielleicht nur zustimmen, um Chris einen Gefallen zu tun. Nein, Ida glaubte nicht, dass Cat vorhatte, ihre Schafe auf Fenroy Station zu weiden. Darüber wollte sie sich im Moment allerdings keine Gedanken machen. Ihr ging etwas anderes im Kopf herum. Ida war jetzt seit Monaten auf Fenroy Station, ohne die Farm jemals verlassen zu haben, und langsam fiel ihr die Decke auf den Kopf. Zu gern hätte sie mal wieder eine Frau getroffen, die nicht tätowiert war – und auch nicht so unzugänglich und mürrisch wie Jane. Mit den Frauen der Deans hatte sie sich gut verstanden. Sie hatte größte Lust auf einen Besuch.
»Chris …«, wandte sie sich deshalb etwas schüchtern an Fenroy, als sie das dritte Schaf gemolken hatte. »Wäre es wohl möglich, dass du mich mitnimmst nach Riccarton? Ich weiß natürlich, ich würde dich aufhalten, wir müssten ja den Wagen nehmen, und zu Pferd bist du schneller. Aber wir könnten Frischkäse mitnehmen und gegen Wolle eintauschen, dann habe ich im Winter was zu verspinnen und …«
Chris hob lächelnd die Hand. »Schon gut, Ida, du brauchst dich doch nicht zu rechtfertigen. Klar, dass du gern mal hier rauswillst, das ist kein Problem. Pack die Mädchen ein und deinen Käse und was du sonst mitnehmen willst, und morgen bei Sonnenaufgang fahren wir los. Cat wird sich freuen! Und Chasseur erst mal.«
Ida molk beschwingt weiter, während Chris über ihr Ansinnen nachdachte. Ida wollte aus freien Stücken und ohne Ottfried zu fragen auf eine Reise gehen! Auch
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