Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
ihren, und es war genauso schön, so erregend, so warm und zärtlich wie damals in Bahia. Dieses Mal wehrte sich Ida nicht.
Karl küsste sie wieder und wieder, sie genoss seine Berührungen, schwelgte in seinem Duft nach Schweiß und Leder und Pferd – und Liebe. Von dieser Nacht an würde Liebe für Ida immer ein Duft sein. Karl streichelte sie, fuhr mit sanften Händen zärtlich über ihr Gesicht, ihren Rücken, ihr Haar, als könnte er nicht glauben, sie wirklich vor sich zu haben.
»Du kannst mein Haar lösen«, flüsterte sie, als die Haube unter seinen Händen zu Boden glitt. »Ich hab mir immer vorgestellt, dass du mein Haar löst. Vorher …«
Als sie begann, die Knöpfe an ihrem Kleid zu öffnen, atmete Karl heftig. Er begehrte sie, aber andererseits – das hier war verrückt. Es war eine frostige Herbstnacht.
»Ida, wir sollten vielleicht … Es ist bitterkalt. Ich will nicht, dass du …«
Ida ließ ihr Kleid in den Sand gleiten. »Es ist nicht kalt«, sagte sie. »Verstehst du nicht? Kalt ist es in Raben Steinfeld. Doch ich habe Raben Steinfeld eben verlassen. Und wir sind am Strand, wir sind in Bahia. Gleich werden wir die Trommeln hören, die Musik …«
»Warte«, flüsterte Karl.
Er ging zu Brandy, nahm ihm rasch den Sattel ab und entfaltete den Woilach, mit dem er ihn abpolsterte. Die Decke war kratzig und roch nach Pferdeschweiß, aber sie war aus dicker Wolle, und sie würde Ida und Karl warm halten.
Ida breitete Emmas und Karls Regenmäntel auf dem Sand aus. »Ich würde den Sand gern spüren«, sagte sie unglücklich. »Er ist leider noch nass. Du hast Recht, es wäre zu kalt. Hier ist … vielleicht ist hier doch nicht Bahia.«
Karl küsste sie und zog sie sanft herunter auf das seltsame Lager. »Doch!«, flüsterte er. »Doch. Der Sand wird trocknen auf heißer Haut. Das weißt du doch, du bist mit nackten Füßen ins Wasser gegangen. Und ich halte dich warm. Wo ich bin, wird Bahia für dich sein …«
Sie liebten sich im Rhythmus der Trommeln, die sie beide hörten, auch wenn sie auf einem anderen Strand erklangen, in einer anderen, wärmeren Welt. Ida dachte nicht daran, dass es wehtun könnte, wie es immer wehgetan hatte – sie lebte in dieser Nacht ihren Traum, und darin hatte es niemals Schmerz und Angst gegeben. Karl nahm sie sanft und zärtlich und langsam wie eine Jungfrau. Er streichelte sie, flüsterte Zärtlichkeiten und bedeckte ihren Körper mit Küssen, schließlich bewegte er sich mit ihr zum Klang der Wellen. Sie wurden eins miteinander, aber auch mit der Bucht und dem Sternenhimmel und dem Meer. Ida fühlte Wärme in sich aufsteigen, löste sich auf in einer Wolke von Seligkeit und meinte zu schweben.
»Und dafür soll man in die Hölle kommen?«, fragte sie später, als sie sich unter dem wärmenden Woilach in den Armen hielten. »Mir erschien es eher, als hätten wir den Himmel berührt!«
Karl lächelte. »Das ist vielleicht auch so. Vielleicht haben sich die Götter unserer Körper bedient. Du warst Papa, die Erde, und ich war Rangi, der Himmel – und nun werden sie uns ewig danken, dass wir ihnen noch einmal erlaubt haben, sich zu vereinigen. Wie schön du bist, Ida!« Er küsste sie erneut.
»Du auch.« Sie sah seinen Körper nur schemenhaft, und was sie sah, gefiel ihr. Karl war sehnig und schlank, kräftig und doch nicht so schwer, dass sie sein Gewicht nicht gern auf dem ihren spürte. »Você é linda.«
»Ich glaube, bei einem Mann müsste es lindo heißen«, sagte Karl. »Aber du hast es nicht vergessen. Ich habe es noch einmal gesagt, als ich deine Tochter kennenlernte. Es ist Linda, nicht wahr? Deine Tochter ist Linda?«
Ida schüttelte den Kopf. »Sie sind beide meine Töchter. Und sie sind beide Cats Töchter – nur so ging es. Linda wäre sonst ein Bastard gewesen.«
Karl zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Linda ist Cats … leibliches Kind? Ich dachte, sie wäre deines.«
»Nein.« Ida lächelte. »Meines ist Carol. Als sie geboren wurde … es war schwer, ich hatte Angst, ich hatte Schmerzen, ich war nur froh, als es vorbei war. Ich dachte, dass ich sie niemals lieben könnte.«
»Und deshalb hast du sie › Liebste ‹ genannt?«, fragte Karl. »Ich habe Chris gefragt, was › Carol ‹ bedeutet, und er sagte, es sei so etwas wie › Geliebte ‹ oder › Frohes Lied ‹ .«
»Nein …« Ida begann, ihn erneut zu streicheln und zu erregen, während sie sprach. »Cat hat ihr den Namen gegeben. › Carol ‹ wie › Karla ‹
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