Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
kann sie kaum beitragen!« auf der Zunge lag. Aber Cat hatte ja ohnehin schon unmissverständlich erklärt, dass sie die Schafe ins Maori-Dorf bringen wollte. Die Ngai Tahu hatten inzwischen selbst mehrere Tiere, und mit Cats Rambouillets würde das Dorf nun in die Riege der ernst zu nehmenden Wollproduzenten aufsteigen.
»Aber Chris wird dich sehen wollen«, versuchte Karl es noch einmal bei Cat.
Die schüttelte jedoch erneut den Kopf. »Ich sagte schon, er kann ja kommen. Ein Umweg von zwei Meilen mit der ganzen Herde wäre allerdings Unsinn. Grüßt ihn von mir!«
Damit pfiff sie Chasseur und sorgte gleich wieder für Unstimmigkeiten, denn Ottfrieds zwei Collies liefen eifrig mit. Die Rufe ihres Herrn ignorierten sie, und Ottfried machte darüber ein Gewese, als hätte Cat die Hunde gestohlen.
»Sie wird sie schon wiederbringen«, begütigte Karl. »Und ansonsten … du hättest ja mal üben können. Hunde wissen nicht, wem sie gehören. Sie gehorchen dem, der sich am meisten mit ihnen beschäftigt.«
Chris war wie erwartet unglücklich über Cats Entscheidung, obwohl ihm Karl ihre Gründe darlegte und ihre Einladung überbrachte. Die Erste, die im Maori-Dorf einen Blick auf Cats Schafe warf, war allerdings Jane. Sie ging gleich am nächsten Tag hin und fand Cat im eifrigen Gespräch mit Te Haitara.
»Kia ora, ariki!« , grüßte Jane. »Sie haben sich nun doch dafür entschieden, in die Schafzucht einzusteigen?«
»Einsteigen?«, fragte Te Haitara. Er sprach inzwischen recht gut Englisch, nur manche Worte waren ihm noch nicht geläufig. »Einsteigen wie in Kutsche?«
Jane verzog den Mund, als Cat lächelte und übersetzte.
Der Häuptling antwortete begeistert auf Englisch. »Ja. Du gucken, schöne Schafe, nicht? Machen wir, wie du gesagt. Aber Schafe von Cat, nicht von › Investition ‹ ! So besser, können verkaufen Wolle und trotzdem kaufen mehr Sachen für Leute bei Ca-pin-ta!« Er strahlte.
» Ariki , eure Leute haben doch längst alles, was sie brauchen!«, seufzte Jane, aber diese Diskussion hatte sie inzwischen oft genug geführt, um zu wissen, dass sie sinnlos war. »Was ist denn mit der zusätzlichen Arbeit? Finden sich da Freiwillige?«
»Freiwillig …?«
Janes Wortwahl an diesem Tag überforderte den Häuptling deutlich.
»Ob unsere Leute mit den Schafen arbeiten wollen«, sagte Cat, diesmal auf Englisch, um Jane nicht auszuschließen.
Te Haitara nickte eifrig. »O ja! Lieber als machen Medizin! Für Schafe nicht braucht viel karakia . Tohunga machen natürlich, haben heute schon gefleht Segen von Götter auf hipi! «
Er wies auf die Schafe, die durch den Segen nicht wesentlich verändert aussahen, aber alle satt und zufrieden wirkten. Selbst jetzt, zu Beginn des Winters, fand sich noch Gras rund um das Maori-Dorf.
»Schön«, sagte Jane. »Dann wäre noch die Logistik zu bedenken. Woher bekommen wir Futter für all die Tiere?«
Der Häuptling strahlte schon wieder über das ganze Gesicht. »Oh, auch gemacht Cat! Ganze Wagen voll Heu und Hafer, noch auf Chris ’ Station, aber kommen bald.« Er schaute Jane erwartungsvoll, dann Cat mit offener Bewunderung an.
Die junge Frau hatte Idas Planwagen bei den Deans mit Futter für die Schafe füllen lassen und weiteres Heu bestellt. Sie wusste, dass mit Chris’ Vorräten keine weiteren hundert Tiere durch den Winter zu bringen waren, auch wenn er ihr sicher gern aushalf. Und finanzielle Probleme gab es nicht. Vom Verkauf des Schmucks war genug übrig geblieben, um die Schafe zu erhalten, bis die ersten Erlöse zu erwarten waren.
»Na, dann braucht ihr mich ja nicht mehr«, meinte Jane unwillig und wandte sich ab. »Aber ich werde mich wegen der Schur mal umhören. Wir sollten Männer dafür ausbilden lassen, ich habe mich da mal eingelesen. Die Schur muss fachkundig durchgeführt werden, um einen Höchstpreis für die Vliese zu erzielen.«
Während Chris weiterhin damit haderte, dass Cat sich ihm weitgehend entzog, und Karl sich um Duldsamkeit gegenüber Ottfried und Zweisamkeit mit Ida bemühte, begann Jane eine aufwendige Konversation mit einigen großen Schafzüchtern auf der Nordinsel. Der Flussschiffer Pete hielt inzwischen fast bei jeder Fahrt nach Westen in Fenroy Station, brachte Briefe für Jane und berichtete die Neuigkeiten. Das Land an der Mündung des Avon, wo die Stadt Christchurch entstehen sollte, wurde nun endgültig vermessen. Die Redwoods planten ernstlich einen Umzug. Sie hatten bereits Interessenten für die
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