Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
. Und ich glaube, sie hat genau gewusst, was sie tat. Denn wie hätte ich ein Kind nicht lieben können, das deinen Namen trägt?«
KAPITEL 7
Ida hatte Raben Steinfeld verlassen und Bahia erreicht. Aber das bedeutete längst noch nicht, dass sie nun auch in Neuseeland angekommen war. Karl musste das schmerzlich erfahren, als sie nach ihrer verzauberten Nacht am Strand zuerst zu den Deans und dann nach Fenroy Station zurückkehrten. Weder Cat noch die Deans stellten Fragen, obgleich sich in Cats Lächeln Idas und Karls Glück zu spiegeln schien. Doch schon auf dem Weg zurück zu Chris’ Farm holte die Wirklichkeit die Liebenden ein. Ottfried schloss mit seinem Wagen zu ihnen auf, als sie gerade mal einen Tag unterwegs waren.
Ida erschrak, als sie ihn sah. Ihre Wut war inzwischen verraucht und hatte einer gewissen Angst Platz gemacht. So gut es getan hatte, Ottfried vor all seinen Freunden im Pub bloßzustellen, blieb sie natürlich mit ihm verheiratet und musste mit einer Vergeltungsaktion rechnen. Erst recht, falls er herausfand, dass sie ihn nun wirklich mit Karl betrogen hatte.
Vorerst verhielt er sich allerdings eher kleinlaut, zumal ihn Cat sofort zur Rede stellte, als er sich der Gruppe anschloss. »Na, hast du noch irgendetwas übrig behalten vom Erlös des Käses, oder sind womöglich schon die Waren im Wagen auf Pump gekauft?«
Ottfried verzog das Gesicht und tat beleidigt. »Ich hatte den Auftrag, den Käse zu verkaufen und das Geld in Futter und Nägel umzusetzen«, erklärte er würdevoll. »Das habe ich getan.«
Tatsächlich enthielt der Wagen die von Chris und Karl bestellten Güter, aber Cat vermutete, dass Ottfried beim Futtermittel- und Eisenwarenhändler hatte anschreiben lassen.
»Und sonst …«, Idas Mann biss sich auf die Lippen, anscheinend war er zu der Erkenntnis gekommen, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als zumindest kurzzeitig zu Kreuze zu kriechen, »… sonst tut es mir leid, Ida. Ich hatte ein bisschen zu viel getrunken.«
»Ein bisschen?«, fuhr Cat ihn an. »Du hast uns alle bloßgestellt! Wir können nur den Göttern dafür danken, dass dein Englisch immer noch so schlecht ist! Da vermag man sich auf Missverständnisse herauszureden. Karl weiß jetzt natürlich Bescheid. Chris werden wir auch einweihen müssen, und die Deans ahnen zumindest, dass an deinem Gefasel etwas dran ist. In Zukunft beherrschst du dich! Am besten, du bleibst auf der Farm. Die Einkäufe machen Chris oder Karl genauso gut. Ohne Verluste beim Spiel und dreimal so schnell!«
Ida schwieg. Sie entzog sich Ottfried erfolgreich während der Reise, indem sie mit Cat und den Kindern in ihrem Planwagen schlief. Karl hatte sein Zelt zurück, doch Ottfried verzichtete darauf, es mit ihm zu teilen, er kroch lieber unter die Plane des zweiten Wagens. Offenbar war ihm sein Verhalten doch zumindest ein bisschen peinlich. Auch zwischen Karl und Ottfried kam der Zwischenfall im Pub nicht zur Sprache. Karl ließ Idas Mann in Ruhe. Denn sosehr er ihn verabscheute – auch Karl war von Raben Steinfeld geprägt und empfand Schuldgefühle, weil er Ottfried betrog.
»Ich biege dann hier ab«, erklärte Cat, als sie sich am dritten Tag der Fahrt Fenroy Station näherten. Der Hauptweg nach Nordwesten führte parallel zum Waimakariri, und bei Fenroy Station hatte sich eine kleine Gabelkreuzung ausgebildet. Nach links ging es zur Farm, nach rechts zum Maori-Dorf. »Vielen Dank fürs Abholen und für die Hilfe beim Treiben, Karl, und Grüße an Chris. Er soll vorbeikommen und sich die Schafe ansehen! Kann ich Chasseur noch einen Tag behalten, Ida? Ohne ihn kriege ich die Schafe kaum ins Dorf.«
»Willst du nicht mitkommen und Chris begrüßen?«, fragte Karl. Er wusste, dass sein Freund zu Tode betrübt sein würde, wenn er Cat nicht mitbrachte.
Die junge Frau schüttelte jedoch den Kopf. »Nein. Dann versucht er bloß, mich zum Bleiben zu überreden und bei euch Teilhaberin zu werden. Und prompt werdet ihr euch wieder mit Ottfried streiten.«
Ottfried hatte Cats Schafe gleich misstrauisch beäugt und, als sein Selbstvertrauen langsam wiedergekehrt war, über ihre Aufnahme auf Fenroy Station zu lamentieren begonnen. Er werde auf jeden Fall dagegen stimmen, Cat als Teilhaberin aufzunehmen, argumentierte er, das sei auch kaum rechtens, sie sei schließlich eine Frau und nicht mal verheiratet. Wie sie da ihren angemessenen Teil an der Farmarbeit leisten wolle?
Karl hatte geschwiegen, obwohl ihm ein »Viel weniger als du
Weitere Kostenlose Bücher