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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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von Ida weg. Ottfried stolperte und fiel. »Wie kannst du nur? Hier vor allen Leuten … Zieh dir die Hose wieder rauf! Ida …«
    Karl wandte sich Ida zu, während zwei andere Männer Ottfried ergriffen und energisch daran hinderten, auf Karl loszugehen.
    »Du nüchterst jetzt erst mal aus, Otie!«, erklärte auch der Wirt. »Die kleine Frau ist ja ein bisschen … hm … ausfallend geworden, das rechtfertigt allerdings noch lange nicht, sie hier vor allen Leuten …«
    »Ida …«
    Karl hatte Ottfried in dem Moment vergessen, indem er ihn zu Boden geworfen hatte. Er vergaß auch die Männer um sie herum, die nun teilweise für Ottfried, teilweise für Ida Partei ergriffen, sich empörten oder immer noch herzhaft lachten. Karl hatte nur noch Augen für die junge Frau, die mit blassem Gesicht an der Wand lehnte.
    »Dir ist doch nichts geschehen?«
    Ida schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie.
    Sie trug ein warmes Wollkleid aus dickem Stoff, mit einem Griff hatte sich das nicht zerreißen lassen. Nur ein paar Knöpfe an Emma Deans’ Wachsmantel waren abgesprungen.
    »Bring mich bitte hier weg, Karl.«
    Karl nickte. Die Menge der Wirtshausbesucher teilte sich bereitwillig, als er sie hinausführte. Ottfried brüllte ihnen irgendetwas hinterher, aber Ida achtete nicht darauf, und Karl vergewisserte sich nur aus dem Augenwinkel, dass die Männer ihn immer noch festhielten.
    Auf der Straße schlug ihnen klare, sehr kalte Luft entgegen.
    »Wo kamst du plötzlich her?«, fragte Ida. »Ich …«
    »Ich bin dir gefolgt«, sagte Karl leise. »Ich folge dir doch immer. Und ich versuche immer, dir zu helfen, nur dass du mich meistens nicht lässt.«
    »Ich musste das hier tun«, flüsterte Ida.
    Karl lächelte. »O ja, und es war großartig! Ich habe nicht alles mitbekommen, ich kam erst später dazu …«
    »Es war schamlos«, stellte Ida richtig. Sie zitterte. »Es war … es war furchtbar, ich habe mich kompromittiert bis in alle Ewigkeit.«
    Karl schüttelte den Kopf. »Du hast eher Ottfried kompromittiert bis in alle Ewigkeit. In diesem Pub werden sie noch in Jahrzehnten über ihn lachen. Und jetzt komm, ich bringe dich zurück zu den Deans. Auf jeden Fall sollten wir hier weg. Ich zumindest möchte heute nicht mehr mit Ottfried zusammenstoßen.«
    Ida sah zu ihm auf. Ihr Blick war ruhig und fest. »Ich will nicht zu den Deans«, sagte sie. »Bring mich … bring mich zu einem Strand.«
    »Zu einem Strand?« Karl runzelte die Stirn. »Aber Ida, es ist eiskalt. Du zitterst jetzt schon. Wenn wir nun auch noch ans Meer gehen …«
    »Mir ist ganz warm«, erklärte Ida. »Zu einem Strand. Bitte. Es gibt doch hier Strände, oder?«
    »Sicher. Komm, ich helfe dir aufs Pferd.« Er hielt ihr Brandys Steigbügel. Neben dem Fuchs stand ein ungesattelter Brauner. Karl war einfach aufs Pferd gesprungen und nach Port Cooper galoppiert, als Cat ihre Vermutung zu Idas Verbleib geäußert hatte.
    Ida schüttelte den Kopf. »Nein, du … steig du zuerst auf. Ich möchte mit dir reiten.«
    »Auf einem Pferd?« Karl lächelte. »Wie im Märchen der Prinz die Prinzessin aufs Pferd nimmt?«
    »Ja«, sagte Ida ruhig. »Ich möchte, dass du mich in den Arm nimmst.«
    Karl verstand nicht, was vor sich ging, aber er dachte auch nicht mehr allzu viel nach, als er Ida vor sich in den Sattel nahm und sie an sich drückte, um sie warm und sicher zu halten. Brandy schritt gelassen aus – es war nicht weit zu dem Strand, den Karl im Auge hatte. In der Nacht war der Naturhafen von Port Cooper menschenleer, und es gab viele kleine versteckte Stellen, die von nirgendwo einzusehen waren. Schließlich verhielt Karl das Pferd an einer sandigen, teils von Felsen, teils von grünen Hügeln begrenzten Bucht.
    »Hier?«, fragte er.
    »Hier ist es gut«, meinte Ida. »Ein längerer Strand wäre besser, aber hier ist es ein bisschen geschützt. Und die Sterne leuchten schon richtig.«
    Die Wolken des Tages hatten sich inzwischen gänzlich verzogen. Der Mond war fast voll, und der Sternenhimmel spiegelte sich im Meer, das hier fast völlig glatt war, nur kleine Wellen schwappten ans Ufer.
    Ida glitt vom Pferd. Karl folgte ihr und sah zu, wie sie die Szenerie von Sand und Meer, Mond und Sternen in sich aufnahm.
    »Willst du mich nicht küssen?«, fragte sie dann.
    Karl nahm sie ungläubig in die Arme. »Ich will dich immer küssen«, flüsterte er.
    »Dann küss mich!«, sagte Ida.
    Gleich darauf versank sie in Karls Umarmung. Seine Lippen suchten die

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