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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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nüchtern, die Deans sollten ihrem Tonfall möglichst nichts entnehmen. »Er hat Ida zusammengeschlagen und mich vergewaltigt.« Sie wollte weitersprechen, aber Karl brachte sie mit einem Blick zum Schweigen.
    »Wo kann sie sein?«, fragte er tonlos. »O Gott, Cat, sie muss sich zu Tode schämen! Wenn das nun alle wissen … Für sie ist das doch eine Schande! In Raben Steinfeld … Wenn sie sich jetzt etwas antut …«
    Cat schüttelte den Kopf. »Sie ist nicht mehr das unbedarfte Ding aus Raben Steinfeld. Auch wenn es manchmal noch so aussieht oder sich für sie so anfühlt. Ihre Schande oder meine Schande … über solche Dinge ist sie längst hinweg. Nur für den guten Ruf der Mädchen wird sie kämpfen. Und vielleicht ist sie jetzt ja endlich wütend genug, ihrem Ottfried eine Kugel in den Bauch zu jagen! Wenn du mich fragst, ist sie auf dem Weg nach Port Cooper.«
    Nach den ersten paar Meilen im Trab war Ida so durchgeschüttelt, dass ihr alles wehtat, aber sie war immer noch wütend genug, um Brandy einen Galopp abzuringen. Sie wusste, dass sich diese Gangart angenehmer saß als Trab, war sie bislang jedoch erst einmal geritten. Nun war sie überrascht, dass der Wallach gutmütig ansprang, als sie ihm die Zügelenden aufs Hinterteil klatschte. Er begann, sich in langen, gleichmäßigen Sprüngen unter ihr zu bewegen, und sie kam nun wirklich schnell voran.
    Die Sonne war dennoch bereits untergegangen, als sie die ersten Häuser von Port Cooper erreichte. Umso besser, dann war Ottfried jetzt sicher im Pub, wobei Ida auch kein anderer Ort einfiel, an dem er vorher gewesen sein konnte. Oder doch, vielleicht stand er ja wirklich noch in Verhandlungen mit Eisenwaren- oder Futtermittelhändlern.
    »Wo finde ich Jefferson’s Pub?«, erkundigte sie sich bei einem vorbeigehenden Mann.
    Er musterte die junge Frau auf dem Pferd neugierig. Ida erwiderte seinen Blick, ohne peinlich berührt zu sein. Ihr Rock war zwar hochgerutscht, da sie im Herrensitz auf dem Pferd saß, der Wachsmantel war jedoch ein Reitmantel und hinten geschlitzt. Er bedeckte ihre Beine also züchtig, nur die Spitzen ihrer Schnürstiefel in den Steigbügeln waren zu sehen.
    »Was willste denn da?«, fragte der Mann zurück. »Wenn du ’n Job suchst – das Hurenhaus ist bei Bailey’s.«
    »Ich suche Jefferson’s Pub!«, sagte Ida hart. »Und was ich da will, geht Sie nichts an.«
    Ihre Augen mussten wohl Funken gesprüht haben, auf jeden Fall hob der Mann entschuldigend die Hände. »Schon gut, schon gut, junge Frau. Ist gleich hier, die Straße runter, dann rechts, Richtung Hafen.«
    Ida dankte ihm nicht, sondern setzte Brandy gleich wieder in Gang. Sie zitterte jetzt, aber die Kälte, die diese nun aufklarende Nacht beherrschte, spürte sie nicht. Ida empfand nach wie vor nichts als flammende Wut.
    Sie band Brandy flüchtig vor dem Pub an und ging zur Tür. Aus der Wirtschaft drangen Gelächter und laute Männerstimmen. Die Gesellschaft darin war schon betrunken, dabei war es noch nicht spät. Wahrscheinlich eine Runde Spieler – und dann hörte sie auch Ottfrieds Stimme.
    »Dann lass sehen, deine Blatt, Ben! Und dann du lassen Hose runter. Du mich schulden …«
    »Ich schuld dir gar nichts, Otie!« Ida hörte eine gelassene Stimme, die im Gegensatz zu Ottfrieds verhältnismäßig nüchtern klang. »Selbst wenn du jetzt gewinnen würdest, wär dein Konto bei mir gerade erst ausgeglichen. Aber zeig erst mal, was du hast. Wenn du schon so stolz drauf bist.«
    »Kann ich sein stolz! Hier: Karo 2, Pik 7 – und die Dame! Macht 19. Black Jack!«, lallte Ottfried trunken.
    »Tja, nicht schlecht.« Der andere Mann wirkte unbeeindruckt. »Und jetzt schau mal hier …«
    Ida wusste nicht, welches Blatt er daraufhin schweigend auf den Tisch legte, die Ohs und Ahs der anderen sagten allerdings alles. Ganz offensichtlich hatte er Ottfried geschlagen.
    »König und As … aber … aber Teufel, das …« Ottfried war hörbar ernüchtert.
    Der andere, Ben, lachte dröhnend. »Tja, der eine hat eben Glück im Spiel, Otie, und der andere in der Liebe. Erzähl uns noch mal von den zwei Huren, mit denen du’s gleichzeitig getrieben hast, Otie! Ich geb auch noch einen aus. Und Georgie mischt derweil die Karten neu. Oder will einer aussteigen?«
    Hinter Ida tauchten ein paar weitere Männer auf, die dem Pub zuströmten. Ida ging zur Seite, als sie eintraten, und schob sich dann in ihrem Gefolge selbst in den Schankraum. Die Männer reagierten nicht

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