Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
viel mana . Ich will Jane.«
Chris schüttelte den Kopf. »Es geht wirklich nicht. Selbst wenn ich einem solchen … Tausch zustimmen könnte. Du musst das verstehen, Te Haitara: Jane ist mir vor Gott und den Menschen angetraut. So ist es tikanga bei den pakeha . Ehen sind unauflöslich.«
Te Haitara zuckte die Achseln. »Aber sie will es auch«, meinte er. »Es geht nicht um einen Raub, verstehst du? Nicht um Krieg.«
Chris runzelte die Stirn. »Sie will es auch?«, fragte er verblüfft. »Du hast mit ihr gesprochen?«
Der Häuptling verzog den Mund zu einem kleinen Lächeln. »Mehr als gesprochen«, bemerkte er und machte eine eindeutige Handbewegung. »Das war natürlich nicht richtig. Ich weiß, dass du Vergeltung dafür fordern könntest. Jane meinte allerdings, es sei keine Liebe zwischen euch. Es sei nur … etwas wie taumou .«
Taumou war bei den Maori die Bezeichnung für eine arrangierte Ehe. Die Partner, meist Nachkommen hoher Würdenträger, wurden einander schon in der Kindheit versprochen. Ganz so war es bei Chris und Jane natürlich nicht gewesen, aber Chris verstand, worauf Te Haitara hinauswollte.
»Zwischen euch ist … Anziehung?«, vergewisserte er sich ungläubig. »Zwischen dir und Jane?«
Te Haitara nickte feierlich. »Für mich ist sie das Licht und der Tag«, erklärte er. »Sie vertreibt das Dunkel meiner Seele. Und auch die Ältesten haben nichts dagegen. Ich habe mit ihnen gesprochen, auch sie sprechen dir das Land für sie zu. Jane ist ja von hohem Rang. Ist es nicht so, dass ihr Vater eine Art ariki ist bei den Weißen?«
John Nicholas Beit ein Häuptling? Chris hätte beinahe gelacht. Er ließ die Frage einfach unbeantwortet, aber der Häuptling sprach auch schon weiter .
»Wir würden sie auch gegen Poti tauschen«, erweiterte Te Haitara das Angebot. »Sofern sie zustimmt. Als sie zu uns kam, sagte sie, es sei ihr nicht recht, wie du sie anschaust. Makutu sagt jedoch, ihre Augen sprächen eine andere Sprache. Vielleicht schickst du ihr einfach mal einen miromiro …« Der Häuptling grinste.
Miromiro … in der Maori-Mythologie ein Vogel, der einer umworbenen Frau Liebeslieder singt. Chris spürte, wie die Röte in seine Wangen schoss. Er hätte nicht gedacht, dass Cat so offen gesprochen hatte, als sie ins Maori-Dorf gezogen war. Aber vielleicht konnte Makutu ja Gedanken lesen. Er traute es der alten Frau durchaus zu. Einen Herzschlag lang verlor er sich in dem Gedanken, ganz offen um Cat werben zu dürfen, während Jane mit dem Maori-Häuptling glücklich wurde. Wenn er frei wäre, würde Cat ihm nachgeben. Sie liebte ihn doch ebenso wie er sie. Doch das war natürlich unmöglich.
»Te Haitara, es geht nicht«, wiederholte er bedauernd. » Pakeha -Ehen dauern bis zum Tod, es gibt keine Scheidung. Jedenfalls wüsste ich nicht, wie man das anstellt.«
Der Häuptling zog verwundert die Augenbrauen zusammen, wobei seine Tätowierung wieder tanzte. Te Haitara war ein ungemein großer, sehr stämmiger Mann. Chris fragte sich, warum ihm bis heute nicht aufgefallen war, wie gut er allein körperlich zu Jane passte.
»Ich kann dir sagen, wie das geht mit der Scheidung«, meinte der Häuptling gelassen. »Es ist nicht schwierig. Du brauchst nur eine tohunga zu bitten, ein karakia toko zu singen. Das trennt Mann und Frau – so wie Papa von Rangi weggerissen wurde. Beide können sich dann neu verbinden.«
Chris lachte nervös. Es war zu verlockend, es wäre ein wahr gewordener Traum. Jane los zu sein, nie wieder ihre Nörgeleien zu hören und ihren Spott. Und dafür Cat, ihre sanfte Stimme, ihr Lachen … Der Tausch würde endlich Glück in sein Leben bringen.
»Ich kann da trotzdem nicht zustimmen«, beharrte er mit blutendem Herzen. »Es widerspricht den guten Sitten. Es widerspricht dem Brauch, es ist so was wie tapu . Das musst du verstehen.«
Te Haitara schüttelte jedoch den Kopf. »Bei uns ist es nicht tapu «, erklärte er. »Und für Jane ist es auch nicht tapu .« Er richtete sich auf und wirkte dadurch noch größer und imponierender. »Du bist es, der verstehen muss«, sagte er mit lauter Stimme. »Ich bin nicht hier, um deine Zustimmung zu erbitten. Ich will dir utu anbieten, damit kein böses Blut ist zwischen uns.«
Chris wusste, dass mit utu so etwas wie eine Zahlung gemeint war, mit der Unrecht wiedergutgemacht werden konnte. Der Ältestenrat verurteilte dazu, wenn jemand einen anderen verletzt oder etwas gestohlen hatte. Mitunter bezeichnete es auch
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