Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
schon einmal den hongi mit ihm getauscht, damals war es allerdings kaum mehr gewesen als eine lästige Pflicht. Jetzt spürte sie Te Haitaras warme Haut, nahm seinen Geruch auf, teilte seinen Atem.
»Die Götter gewähren mir, worum ich gebeten habe«, sagte er, während er Jane aufhob und auf ein Brautbett aus Schilf legte.
Jane hatte nicht gebetet. Aber alles in ihr sang und lachte und tanzte, als Te Haitara ihren Körper in Besitz nahm. Er war stark, er war schnell, nicht vorsichtig und sanft wie Chris. Ein Mann mit mana .
»Müssen wir jetzt karakia singen?«, fragte Jane, als sie wieder zu Atem kam. »Es … erschiene mir angebracht.«
Te Haitara lächelte und strich ihr das Haar aus dem Gesicht. Sie lag auf ihm, und die kräftigen braunen Strähnen fielen über seinen und ihren Körper.
»Jetzt nicht. Jetzt ist nicht die Zeit für karakia . Aber ich werde gern waiata aroha für dich singen, Liebeslieder. Ich werde eines schreiben für dich. Für die Frau, die für mich aus dem Raupo geschaffen wurde. Ich werde singen, wenn du ganz mein sein wirst.«
»Aber das bin ich schon«, sagte Jane. »Mehr … mehr kann nicht daraus werden. Ich bin verheiratet …«
Te Haitara zuckte die Schultern. »Man wird karakia sprechen müssen«, sagte er kurz.
KAPITEL 9
Chris Fenroy war eben dabei, ein Schaf zu scheren, als Te Haitara auf den Hof kam. Der Maori war traditionell gekleidet. Er trug die Waffen des Kriegers und den Mantel des Häuptlings. Chris war es peinlich, ihm verschwitzt und in schmutziger Arbeitskleidung entgegenzutreten, aber Te Haitara hätte sich anmelden müssen, wenn es etwas Ernstes förmlich zu besprechen gab. Chris konnte nur hoffen, dass dieser überraschende Auftritt nichts Schlimmes bedeutete. Womöglich hatte Ottfried ja wieder etwas angestellt.
»Ihr schert doch selbst?«, erkundigte sich der Häuptling mit Blick auf das Schaf, das Chris jetzt losließ, woraufhin es erleichtert das Weite suchte. »Ich dachte, die Leute aus Australien kämen auch zu euch.«
Chris nickte, erleichtert, dass der Maori die Unterredung mit höflicher Konversation begann. Wäre er verärgert gewesen, hätte er sich das gespart.
»Doch, sicher kommen sie auch zu uns«, antwortete Chris. »Aber ich möchte mich ihnen nicht als völlig ahnungslos präsentieren. Karl hat mir gezeigt, wie man schert, und ich übe jetzt ein bisschen. Auch wenn ich an das Können der Australier sicher nie heranreichen werde.«
Er hielt kurz inne und gab Te Haitara Zeit, sein Anliegen vorzubringen. Der Häuptling schien allerdings zu zögern. Chris wunderte sich. Befangenheit war Maori-Häuptlingen im Allgemeinen fremd.
»Was kann ich für dich tun, ariki , mein Freund?«, fragte er schließlich. »Ist etwas geschehen, das dich veranlasst hat, die Kleidung eines Kriegers anzulegen? Du bist doch nicht hier, um die Lieder eines Kriegers anzustimmen?« Nervös musterte er die Waffen seines Gegenübers.
»Nein«, sagte Te Haitara. »Zwischen uns herrscht Frieden, wir sind ein Stamm. Und es ist mein größter Wunsch, dass es so bleibt. Deshalb will ich dir ein Angebot machen.«
Chris zog die Augenbrauen hoch. »Ich wüsste nicht, was den Frieden zwischen uns stören könnte«, meinte er. »Doch sprich! Um was auch immer es geht, wir werden sicher zu einer Einigung gelangen.«
Der Häuptling holte tief Luft, und Chris erschien er plötzlich wie ein unsicherer junger Mann, der um die Hand eines Mädchens anhielt.
»Ich möchte dir einen Tausch anbieten. Im Namen der Ngai Tahu schenke ich dir das Land, auf dem deine Farm steht und auf dem deine Schafe weiden …«
Chris starrte Te Haitara an. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet.
»… und im Gegenzug überlässt du mir Jane Fenroy, deine Frau.«
Chris schluckte. » Ariki , das … das geht nicht.«
»Doch.« Der Häuptling fand zu seiner Würde und Selbstsicherheit zurück, jetzt, da er sein Anliegen ausgesprochen hatte. »Ich habe Gefallen an deiner Frau gefunden, und ich möchte sie zu der meinen machen. Als Gegenleistung bekommst du das Land.«
Chris wusste nicht, was er erwidern sollte. Nervös rieb er sich die Schläfe. » Ariki , ich kann nicht glauben, dass wir dieses Gespräch führen! Ich kann Jane doch nicht verkaufen oder tauschen! Sie ist keine Sklavin.«
»Natürlich nicht«, meinte der Häuptling beleidigt. »Ein ariki der Ngai Tahu sucht sich sein Weib selten unter den Gefangenen. Eine Sklavin wäre meiner nicht würdig. Ich will eine schöne Frau mit
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