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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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bereits an seinem ersten Tag in Hamburg angesehen und wusste, dass es sich um ein ehemaliges Kriegsschiff handelte, das man für den Personentransport umgebaut hatte. Ein Dreimaster, der bei gutem Wind unter sechzehn Segeln fuhr.
    »Ganz s-tabiler Kahn!«, hatte ihm ein Seemann in der ulkigen Mundart der Hamburger versichert. »Da kannste unbedenklich anheuern.«
    Nun sah er Ida und ihre Familie zum Pier gehen, während er selbst Beit zum Zoll folgte und sein Bündel unaufgefordert zur Kontrolle öffnete. Die Zöllner sahen kaum hin.
    »Du siehst nicht aus, als brächtest du Reichtümer aus dem Land«, grinste einer. »Viel Glück im neuen Leben!«

KAPITEL 5
    Obwohl das Schiff bereits zum Einsteigen vorbereitet war, standen die Auswanderer noch am Pier, als Karl zu ihnen stieß. Eine Rampe mit Geländer führte vom Hafen an Deck, sodass jeder gefahrlos an Bord kommen konnte. Zwei Matrosen standen bereit, um zu helfen. Sie gaben den Eingang jedoch noch nicht frei, und Karl sah jetzt auch, dass die Siedler die Köpfe zum Gebet gesenkt hatten. Ein großer, glatzköpfiger Fremder mit Priesterkragen und volltönender Stimme betete vor, dann übernahm ein kleinerer Mann, offensichtlich ebenfalls ein Geistlicher. Die beiden baten Gott im Namen aller um eine sichere Reise und gutes Gelingen für die Aufgaben, die im neuen Land auf sie warteten.
    »Missionare«, sagte jemand.
    Karl erinnerte sich, im Dorf davon gehört zu haben, dass es nicht nur in dem neuen Land, sondern auch auf See geistigen Beistand geben sollte. Er senkte den Kopf und betete inbrünstig. Ein paar Reihen vor ihm hielt Ida ihre Geschwister ebenfalls dazu an. Dabei waren sowohl Franz als auch Anton kaum noch zu bändigen. Die Jungen drängten aufs Schiff, während Elsbeth sich an den Rock ihrer Schwester klammerte und hysterisch weinte. Sie schien sich vor dem Einsteigen wie vor der ganzen Reise zu Tode zu fürchten.
    John Nicholas Beit hatte sich inzwischen zu seiner Familie gesellt, die etwas abseits wartete. Eine stämmige, wohlbeleibte Ehefrau und eine Schar von Kindern, zu denen auch die junge Frau zu gehören schien, die schon wieder eine Liste in der Hand hielt. Außerdem ein Diener und anscheinend eine Zofe. Die beiden bewachten das Handgepäck der Beits, eine Unmenge von Koffern und Kisten, nicht zu vergleichen mit den ärmlichen Bündeln, die man den Siedlern zugestanden hatte. Beit hatte zwar den Kopf zum Gebet gesenkt wie alle anderen, wirkte jedoch ungeduldig. Er wollte seine Schäfchen jetzt wohl endlich an Bord treiben.
    Vorher erschien aber noch ein mittelgroßer, sehr schlanker Mann in Kapitänsuniform auf der Rampe, der sich so gerade hielt, dass er noch größer wirkte als der vierschrötige Beit.
    »Meine Damen und Herren!«, begrüßte er die Siedler mit lauter, befehlsgewohnter Stimme. »Ich heiße Sie hiermit an Bord der Sankt Pauli willkommen. Mein Name ist Peter Schacht, und ich bin Ihr Kapitän. Das heißt, ich zeige mich verantwortlich für eine gute und sichere Reise – mit Gottes Hilfe natürlich …« Er nickte den Missionaren zu, der Glatzkopf blickte streng zurück. »Zögern Sie nicht, sich in allen Belangen an mich zu wenden, Ihr Wohlbefinden ist mir ein Anliegen. Sicherlich werden Sie auf der Reise Einschränkungen und Unbequemlichkeiten unterworfen sein, die sich aus der Enge des Schiffes ergeben. Das lässt sich leider nicht ändern, doch ich werde mein Bestes tun, alle zufriedenzustellen. Im Allgemeinen sind die Anstrengungen der Reise auch bald vergessen, wenn Ihre neue Heimat erst mal in aller Schönheit vor Ihnen liegt. Also bitte steigen Sie nun ohne Hast ein, Familien bleiben zusammen. Auf dem Zwischendeck finden sich Mannschaftsmitglieder, die Ihnen Unterkünfte anweisen. Zuerst darf ich allerdings die Kabinenpassagiere aufs Oberdeck bitten. Herr Beit nebst Familie und die Herren Pastoren Wohlers und Heine …«
    Insgesamt waren es siebzehn Personen, die sich auf diesen Aufruf hin in Gang setzten. Beits älteste Tochter argumentierte noch kurz mit ihrem Vater. Sie wäre wohl gern an der Rampe geblieben, um ihre Liste zu vervollständigen, ihre Mutter protestierte allerdings heftig. Beit postierte sich schließlich selbst mit den Unterlagen neben dem Schiffseingang und hakte die Namen der Eintretenden ab. Karl reihte sich wieder als einer der Letzten ein – Ida und ihre Geschwister waren längst an Bord, als er die Rampe und dann das Deck des Schiffes betrat. Er hätte sich gern umgesehen, aber ein Matrose

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