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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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ich meine«, hörte Ida ihn sagen, nachdem er der verständnislosen Mrs. Partridge die Brandmanns vorgestellt hatte und die drei Männer hinausgingen. »Wir müssen hier so bald wie möglich raus, sie entfremden uns die Kinder.«

KAPITEL 9
    Jane Beit langweilte sich schon wieder. Es hatte nur ein paar Stunden gedauert, das noble Stadthaus, das die New Zealand Company für ihre Familie hatte erstellen lassen, zu erkunden. Missmutig bezog sie ihr großes, vollständig eingerichtetes Schlafzimmer. Vielleicht hätten andere Frauen Lust verspürt, es zu dekorieren oder Deckchen, Schalen und silberne Kerzenhalter auf den wuchtigen englischen Möbeln zu arrangieren, aber Jane ließen diese Dinge kalt. Und Margaret Hansen dabei beaufsichtigen zu wollen, ihre Sachen aus den Reisetruhen in den Schränken und Kommoden ihres Zimmers zu verteilen, war auch müßig. Die erfahrene Zofe konnte das ohnehin viel besser.
    Jane strolchte also durchs Untergeschoss und haderte mit der Überlegung, in der Küche vorbeizugehen und nach irgendeiner kleinen Leckerei zu fragen. Die Köchin sollte die Arbeit schon aufgenommen haben … Aber dann entdeckte sie ihren Vater in seinem Kontor, und er schien erfreut zu sein, sie zu sehen.
    »Ah, Jane, hast du gerade nichts zu tun?«, fragte er. »Hier wäre eine Abrechnung zu machen …«
    Gespannt schob Jane sich näher und erkannte die Unterlagen der Siedler. Sicherlich, ihr Vater musste eine Aufstellung über die erfolgreiche »Anlieferung« der Sankt - Pauli -Passagiere erstellen und der New Zealand Company vorlegen. Erst dann konnte seine Entlohnung erfolgen. Natürlich hatte er keine Lust zu diesem Papierkram – er saß nie gern im Büro.
    »Ich kann das gern für dich tun!«, bot Jane sich eifrig an. »Gibt es Formulare? Oder soll ich die Rechnung einfach auf das Papier mit deinem Briefkopf schreiben? Ist das überhaupt schon ausgepackt?«
    Beit stand auf, erleichtert, seiner Tochter gleich die ungeliebte Arbeit überlassen zu können.
    »Muss hier irgendwo sein«, erwiderte er desinteressiert. »Vorhin, als Hansen die Truhen ausgeräumt hat, die die Leute von der New Zealand Company gebracht haben, hab ich’s noch in der Hand gehabt … Wirst du denn wirklich allein mit der leidigen Sache fertig? Ich sollte zum Magistrat, Wakefield bereitet eine Expedition zu den Maori vor, wegen der Wairau-Ebene … Mal sehen, ob ich da nicht ein paar Leute von der Sankt Pauli mitschicken kann. Dann wären die wenigstens beschäftigt.«
    Jane nickte. Auch sie hatte von der geplanten Expedition gehört, die aufmüpfigen Einheimischen sollten bestraft werden. »Natürlich komme ich zurecht«, erklärte sie zuversichtlich und nahm glücklich auf dem schweren ledergepolsterten Bürosessel Platz. »Ich finde schon alles, mach dir keine Sorgen.«
    Entschlossen griff sie nach den Unterlagen der Siedler und lächelte ihrem Vater aufmunternd zu. Beit verabschiedete sich umgehend. Und Jane war zufrieden, endlich ein paar ungestörte Stunden einer nicht allzu geisttötenden Beschäftigung nachgehen zu können. Besonders anspruchsvoll war das Schreiben von Rechnungen zwar nicht, aber verglichen mit dem Einräumen von Schränken doch beinahe der Himmel.
    Jane orientierte sich kurz anhand der Listen Kapitän Schachts und suchte dann nach ihres Vaters Briefpapier. Sie konnte die Rechnung gleich ins Reine schreiben, es war ja nicht schwierig, die Namen der Familien zu notieren – die Geburts- und Sterbefälle hatte Jane sogar noch im Kopf …
    Allerdings fand sich das druckfrische Briefpapier – Jane hatte es selbst in Hamburg in Auftrag gegeben – nicht sofort. Methodisch suchte sie nach dem Namenszug der Druckerei. Vielleicht war die Rechnung ja auf den Einschlag des Papierpackens geheftet, und der Stapel fiel deshalb nicht gleich auf. Sie überflog die Adressen etlicher Briefe und die Umschläge der Akten, die auf Beits Schreibtisch verteilt lagen. Noch herrschte eine gewisse Ordnung, ihr Vater hatte ja noch nicht viel Zeit in seinem Kontor verbracht.
    REGIERUNGSAMTLICHE ANFRAGE ZUM LANDKAUF UND ZUR ANSIEDLUNG VON EINWANDERERN AN DER TASMAN BAY – NELSON . Jane stutzte, als sie den Titel der Akte sah, die unter ein paar anderen Briefen verborgen lag. Worum ging es wohl hier? Neugierig griff sie nach dem Schriftstück, dem diverse Unterlagen beigeheftet waren. Der Verfasser war ein William Spain, Land Claims Commissioner, also ein offizieller Beauftragter des Gouverneurs in Auckland, der für die

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