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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Willkommen in Neuseeland!«
    Ida hatte die Habseligkeiten ihrer Familie in kürzester Zeit zusammengepackt, und so fanden sich die Langes schnell mit ihren Bündeln auf dem windigen Pier ein. Die junge Frau fühlte sich an ihren Aufbruch in Hamburg erinnert, wo es ähnlich gestürmt hatte. Die Reisetruhen würden erst einmal eingelagert, hatte Beit ihnen erklärt, es sei sinnlos, sie bei den Gastfamilien, wo sie nur Platz wegnähmen, unterzustellen. Die Siedler würden ja unter beengten Verhältnissen hausen müssen.
    Ida seufzte, wenn sie daran dachte, dass sie jetzt womöglich weitere Monate mit ihrer Familie in einem Raum leben und die Kleider weiter tragen musste, die sie an Bord der Sankt Pauli Tag und Nacht nicht abgelegt hatte. Das Vorhaben, sie allabendlich gegen ein Nachthemd zu tauschen, hatte sie schon in den ersten Tagen in der winzigen Kabine aufgegeben. Nun auch noch fremden Menschen dankbar sein zu müssen! Das einzig Gute war, dass damit ihre Hochzeit erneut in weitere Ferne rückte. Ida schalt sich umgehend dieses Gedankens. Warum nur konnte sie sich nicht freuen, endlich einen eigenen Hausstand gründen zu dürfen?
    Niedergeschlagen folgte sie ihrem Vater, dem Jane Beit wortlos einen Zettel in die Hand gedrückt hatte. Mortimer Partridge, 8 Trafalgar Street, stand darauf. Lange versuchte sich durchzufragen, aber natürlich wusste er nicht, wie sich die Wörter aussprachen. Immerhin waren die Menschen außerordentlich freundlich und bemüht, den Auswanderern zu helfen. Ein Mann griff schließlich nach der Adresse und versuchte, Lange zunächst wortreich, dann mit Händen und Füßen den Weg zu erklären. Schließlich zeichnete er einen Plan in den Staub der noch unbefestigten Straße.
    »Thank you« , sagte Ida schüchtern, als er sich verabschiedete. Jakob Lange warf ihr einen unwilligen Blick zu.
    »Meinen herzlichsten Dank für Ihre Mühe, mein Herr!«, sagte er laut, als hätte er hier nicht einen Engländer, sondern einen Schwerhörigen vor sich.
    Der Mann lächelte und zwinkerte Ida vergnügt zu. »You’re welcome. Have a nice day!«
    Idas Herz klopfte heftig vor Freude, weil sie seine Worte verstand.
    Und auch sonst entwickelte sich der Tag, der so enttäuschend begonnen hatte, für die Langes nicht unerfreulich. Die Partridges, ein kleiner, umtriebiger Mann mit rotem Haar und eine mütterlich wirkende, etwas rundliche Frau, die sich gleich familiär als Mort, Mr. Partridge, und Alice, Mrs. Partridge, vorstellten, besaßen ein Haus in einer belebten Straße, und sie hatten nur ein Kind, einen Jungen in Franz’ Alter. Beim Hausbau hatten sie aber offensichtlich an mehr Nachwuchs gedacht, auf jeden Fall gab es zwei leer stehende geräumige Schlafzimmer. Mrs. Partridge wies eines davon Jakob und Anton zu, das andere würde sich Ida mit ihren jüngeren Geschwistern teilen. Es wies nur zwei Betten auf, Mrs. Partridge bedeutete Ida jedoch, sie könnten mühelos ein drittes aufbauen. Wie sich herausstellte, betrieben die Partridges einen Gemischtwarenladen und hatten auch Matratzen und Bettzeug im Angebot.
    »Vielleicht können wir das Bett für Franz dann ja gleich kaufen«, schlug Ida ihrem Vater vor. Es war ihr unangenehm, dass die Partridges ihre Ware den Gästen so bereitwillig zur Verfügung stellen wollten.
    Lange schüttelte jedoch den Kopf. »Wir haben kein Geld zu verschenken, Ida«, sagte er streng. »Unsere Betten zimmere ich selbst, oder Ottfried kann’s machen. Dann bleibt der Lohn wenigstens in der Familie.«
    Wie schon dem Mann auf der Straße bekundete er gleich darauf lautstark seinen Dank gegenüber der Familie Partridge, die ihn dafür freundlich anlächelte. Die Partridges waren sehr nett und schienen sich gern zu unterhalten, verstanden aber kein Wort Deutsch. Das hinderte Mrs. Partridge nicht, vor allem an Franz, den sie zum Essen neben ihrem Sohn Paul platziert hatte, ständig das Wort zu richten. Während Jakob Lange unwillig und Ida befangen in einem seltsamen Backwerk herumstocherten, das Mrs. Partridge zu Fleisch und getränkt mit Bratensauce servierte und Yorkshire Pudding nannte, lernte der Junge kichernd die nächsten Worte Englisch.
    »Pea!« , sagte Paul und beschoss ihn mit Erbsen.
    »Roastbeef« , nannte Mr. Partridge das Fleisch, das für Idas Verständnis nicht ausreichend durchgebraten auf den Tisch kam.
    Als Paul nach Franz’ Namen fragte, stellte Mrs. Partridge ihn als Francis vor, und der Kleine wollte sich ausschütten vor Vergnügen über seinen neuen

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