Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
Hand, um sich Gehör zu verschaffen. Schließlich brüllte er los.
»Ruhe! Wie soll ich Ihnen das weitere Vorgehen erklären, wenn Sie mich nicht ausreden lassen? Betrogen in dem Sinne hat man Sie nicht – schauen Sie sich doch um, hier gibt es Morgen um Morgen von Land, da wird sich schon etwas für Sie finden! Nur nicht so schnell. Es sei denn, Sie entscheiden sich für einige der Restgrundstücke. Alles hat Wakefield nicht vergeben. Allerdings grenzen diese Ländereien nicht aneinander, Sie würden also englische Nachbarn haben …«
»Man hat uns versprochen, ein eigenes Gemeinwesen gründen zu können!«, wandte Lange ein. »Nur unter dieser Bedingung haben wir …«
Beit gebot ihm erneut mit einer herrischen Handbewegung Schweigen. »Das weiß ich, und wenn Sie darauf bestehen, wird es sich auch machen lassen. Es soll in Kürze weiteres Land erschlossen werden. In der Wairau-Ebene, an einem Fluss, etwa dreißig Meilen östlich von hier oder auch mehr. Hervorragendes fruchtbares Land, es sollte jetzt gerade vermessen werden.«
»Es sollte vermessen werden?«, fragte Brandmann misstrauisch. »Also wird es nun vermessen oder nicht?«
»Es … äh … gibt ein paar Unstimmigkeiten … Missverständnisse … mit den Einheimischen, den Maori«, gab Beit zögernd zu.
»Mit den Wilden? Was haben die damit zu schaffen?« Lange schnaubte.
»Nun … sie … In gewisser Weise betrachteten sie das Land hier als das ihre.«
Erneut brandete Tumult auf. Ein Teil der Siedler empörte sich über die Unverschämtheit der Wilden, andere über John Nicholas Beit und Arthur Wakefield, die über das Land anderer Leute hatten bestimmen wollen. Diesmal war es allerdings Peter Brandmann, der die Siedler zur Ruhe brachte. Drohend baute er sich vor dem Agenten auf.
»Was haben wir zu erwarten, Beit? Indianerüberfälle? Wurden die Besitzverhältnisse nicht geklärt, bevor Siedler hergeholt wurden?«
Beit rieb sich den Bart. »Doch«, erklärte er. »Captain Wakefield hat den Maori das Land abgekauft. All das hier um Nelson, das Ihnen ursprünglich versprochene Farmland und die Wairau-Ebene. Der Häuptling der Kerle will das allerdings nicht mehr anerkennen. Sprich, er will mehr Geld. Und probt jetzt den Aufstand. Er hat die Hütten der Landvermesser niedergebrannt und sie rausgeworfen. Das ist gerade erst passiert, Captain Wakefield konnte darauf noch nicht reagieren. Es ist aber nur eine Frage von Tagen. Augustus Thompson, der oberste Police Officer, bereitet schon eine Expedition vor. Er stellt eine Gruppe von Männern zusammen, die sich ins Maori-Lager begeben und den Aufrührer festnehmen werden. Er wird dann in Nelson als Brandstifter vor Gericht gestellt, das dürfte die Unterhäuptlinge abschrecken. Angeblich ist es vor allem dieser Te Rauparaha, der hier Unruhe stiftet. Im Allgemeinen sind die Wilden ganz umgänglich. Sie sehen also, es wird sich alles finden. Nur nicht von heute auf morgen, so leid es mir tut …«
Beit wirkte tatsächlich etwas zerknirscht. Die Siedler besänftigte das. Derart friedfertig hatten sie den Agenten noch nie erlebt.
»Und was ist bis dahin?« Brandmanns Stimme klang provokativ. »Sollen wir wieder am Strand kampieren?«
Beit schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Für die nächsten drei Monate ist Ihr Auskommen sichergestellt. Viele angesehene Bürger von Nelson haben sich bereit erklärt, Ihnen in ihren Häusern gastliche Aufnahme zu gewähren, und Ihren Unterhalt bestreitet die Company. Das alles ist mir wirklich sehr unangenehm, und Selbiges soll ich Ihnen von Captain Wakefield bestellen. Er hatte einfach nicht so früh mit unserem Eintreffen gerechnet, dazu die Verzögerungen in Wairau … Allerdings bittet er mich, Sie trotz aller Enttäuschungen und Widrigkeiten auf das Herzlichste in Ihrer neuen Heimat willkommen zu heißen. Es werden auch bereits Ihre neuen Pässe ausgestellt, mit Ihrer Ankunft auf dieser Insel wird Ihnen die britische Staatsangehörigkeit gewährt. Bitte holen Sie sich die Unterlagen ab morgen im Magistrat ab. Und nun bereiten Sie sich schon einmal vor, von Bord zu gehen. Meine Tochter erstellt soeben eine Liste der aufnahmewilligen Siedler, denen Sie zugeteilt werden. Familien bleiben natürlich zusammen, machen Sie sich keine Sorgen, begreifen Sie die Verzögerungen vielleicht sogar als Chance. Sie haben so die Möglichkeit, Ihre neuen Landsleute gleich näher kennenzulernen, sich in Nelson umzusehen … Nochmals, Ladies and Gentlemen:
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