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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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fasste Fenroy zusammen, »wobei er weit ausholt, er stellt die Ngati Toa, ihre Herkunft und ihre Geschichte ausführlich vor. Mit Schwerpunkt darauf, gegen wen sie schon alles Kriege geführt und gewonnen haben … Und jetzt beten sie!« Fenroy rieb sich die Schläfe, als nun auch andere Stimmen in die Rede des Mannes einfielen. »Das ging mal schnell, Donnerwetter! Sonst kann sich die mihi endlos hinziehen. Und eigentlich hätten wir darauf antworten müssen, indem wir uns unsererseits vorstellen und nett ›Guten Tag‹ sagen. Aber damit komme ich den Herren Wakefield und Thompson mal besser gar nicht … und die Ngati Toa scheinen ja auch nicht damit zu rechnen.«
    Aus deren Gruppe schob sich nun ein weiterer Mann, sehr jung und sehr martialisch wirkend, hervor. Er stieß Schreie aus, verzog das Gesicht zu einer Grimasse und stieß den Speer mehrmals in den Boden, bevor er zu tanzen begann. Andere Männer untermalten seine Darbietung mit Gesang, dann gesellten sich weitere Krieger dazu und schwangen Speere, Schilde und Keulen.
    »O Gott, das sieht gefährlich aus …« Karl hörte Ottfrieds tonlose Stimme.
    Er selbst war kaum weniger beunruhigt. »Maori gefährlich?«, fragte er Fenroy.
    Der lachte grimmig. »Klar sind die gefährlich. Guck sie dir doch an: Da besteht jeder aus hundertfünfzig Pfund Muskelmasse und brüllt uns gerade entgegen, dass er den Mut von hundert Mann aufbringt und seine Feinde mit Haut und Haaren zu fressen gedenkt. Bis vor ein paar Jahren haben sie das sogar gemacht, eine polynesische Tradition …«
    Karl schluckte. »Aber sie nicht haben Musketen!«, bemerkte er, schon um sich selbst zu beruhigen.
    Fenroy warf ihm einen ungläubigen Blick zu. »Wer hat dir denn das erzählt? Natürlich haben die Feuerwaffen! Wakefield hat dem Häuptling achthundert Pfund für sein Land gezahlt. Was meinst du, was der dafür gekauft hat? Kinderkleidchen?«
    Karl schoss kurz durch den Kopf, dass achthundert Pfund für das gesamte Land um Nelson und jetzt womöglich auch noch die Wairau-Ebene eine lächerlich geringe Summe war. Kein Wunder, dass der Häuptling erzürnt war! Angesichts der schreienden, speerstoßenden und stampfenden Krieger keine sehr beruhigende Vorstellung … Karl tastete wieder mal nach seiner Waffe.
    »Aber mitten im powhiri werden sie uns natürlich nicht angreifen«, tröstete ihn der junge Übersetzer. »Der Tanz, haka genannt, dient der Einschüchterung. Die Krieger präsentieren sich mit ihren Waffen, sie warnen davor, sich mit ihnen anzulegen. Was das angeht, hat unser Freund Thompson nämlich ausnahmsweise Recht: Abschreckung ist bei den Maori das A und O. Viele Kämpfe werden allein dadurch vermieden, dass der eine Stamm anerkennt, dass der andere mindestens genauso stark ist. Also warum sich vor dieser Erkenntnis die Köpfe einschlagen?«
    »Ist ver… vernünftig, nicht?«, meinte Karl und überlegte, ob er sich erbarmen und das, was er von Fenroys Ausführungen verstanden hatte, für Ottfried übersetzen sollte.
    Den jungen Deutschen – wie auch die anderen Männer in Captain Wakefields Gefolge – beruhigte niemand. Die pakeha wirkten nervös und angespannt – lediglich ihre Anführer schienen sich zu langweilen. Wakefield und Thompson zeigten ihre Ungeduld so deutlich, dass es schon unhöflich wirkte.
    »Vernünftig«, bestätigte Fenroy. »Sag ich ja, dass die Maori gar nicht so dumm sind. Da, schau, jetzt werden sie auch friedlich. Zumal wir ihnen ja nichts entgegensetzen. Gott sei Dank hat Thompson bisher niemand das Prinzip erklärt, sonst hätte er womöglich noch einen Musketentanz mit seinen Einwanderern eingeübt. Eigentlich müssten die Krieger des besuchenden Stammes nämlich auch tanzen … Aber hier kommen schon die jungen Mädchen. Das ist die kürzeste Begrüßungszeremonie, die ich je gesehen habe. Die Leute kommen uns wirklich entgegen. Beim nächsten Tanz sollte eigentlich das ganze Dorf mitmachen und Szenen aus seinem Leben darstellen. Doch sie beschränken sich auf das hübscheste Element …«
    Tatsächlich tanzten nun acht junge Mädchen, sehr schön anzusehen in ihren hellbraunen Röckchen und bunten Oberteilen. Sie sangen ein fröhliches Lied und schwangen kleine Flachsbälle an bunten Bändern.
    »Und sieh, die Blonde!« Fenroy geriet schon wieder in völlige Verzückung. Tatsächlich bewegte sich die blonde junge Frau anmutig in der letzten Reihe der Tänzerinnen. »Das ist keine Maori! Nie im Leben, sie muss …«
    Die Mädchen ließen

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