Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
Beits nicht auch mit der Sankt Pauli gekommen?«
    Karl runzelte die Stirn. »Du wollen heiraten Tochter von John Nicholas Beit?«, fragte er ungläubig.
    Fenroy hob theatralisch die Hände, als wollte er den Himmel um Hilfe bitten. »So Gott und ihr Daddy es wollen … Na ja, das Mädchen wird man wohl auch fragen müssen. Ich hoffe, es ist hübsch. Aber unter uns gesagt: Wenn die Mitgift aus ein paar Hektar Farmland besteht, würde ich da Abstriche machen. Jedenfalls ein weiterer Grund, hier dabei zu sein. Meinem möglichen künftigen Schwiegervater ist ja wohl sehr daran gelegen, diese Mission zu einem glücklichen Ende zu führen.« Er lachte vergnügt.
    Karl dagegen stand sofort Jane Beit vor Augen, und er empfand fast etwas wie Mitleid. Oder würde Fenroy sich mit einer ihrer jüngeren Schwestern verloben? Er jedenfalls sah keinen Grund, die Illusionen seines neuen Freundes gleich zu zerstören.
    »Hast du das Mädchen vielleicht mal gesehen?«, fragte Fenroy jetzt. »Auf dem Schiff oder bei der Ankunft? Sie soll Janet heißen oder Jane oder …« Er brach ab, während Karl noch über eine diplomatische Antwort nachdachte, und ging zur Reling, um besser abschätzen zu können, wo genau sie sich gerade befanden. Aufgeregt wies er auf eine Art Anleger am Fluss. »Wir sind angekommen. Schau, da ist das Dorf.«
    Karl vergaß umgehend Jane Beit. Er spähte nach Zelten aus, sah vorerst aber nur ein paar Kanus an einem Kiesstrand liegen, ein Teil davon wurde eben zu Wasser gelassen. In das erste sprangen jetzt auch schon Männer und paddelten auf die Victoria zu.
    Auf dem Schiff breitete sich Unruhe aus. Offenbar war Karl nicht der Einzige unter den Männern, der nie zuvor einen Maori-Krieger gesehen hatte, und der Anblick war tatsächlich erschreckend. Sie waren dunkelhäutig, groß, muskulös und untersetzt. Trotz der winterlichen Kühle – es war längst nicht so kalt wie in Deutschland, aber eine Jacke fand Karl doch angebracht – gingen sie barfuß und mit nacktem Oberkörper. Nur wenige trugen Umhänge. Die meisten beschränkten sich auf einen rockähnlichen Lendenschurz, unter dem stämmige Schenkel hervorschauten.
    Das Erschreckendste waren jedoch ihre Gesichter! Über ihre Nasen und ihre Stirnen zogen sich bläuliche Ranken, die sie befremdlich und gefährlich wirken ließen. Karl hatte Abbildungen von Maori in seinem Buch gesehen, dennoch war er wohl nicht der Einzige, der hier an Teufel aus der Hölle oder böse Geister dachte. Auch andere Männer griffen nach ihren Musketen.
    »Ruhe bewahren! Waffen stecken lassen!«, rief sie dann jedoch eine klare, gelassene Stimme zur Ordnung.
    Der Sprecher war ein unbewaffneter, großer Mann mit vollem braunem Haar, dichten Brauen und sorgfältig gestutztem Backenbart. Er war schlank und sehr formell bekleidet.
    »Tuckett«, stellte Fenroy zufrieden vor.
    »Was … was ist mit ihre Gesicht?«, stammelte Karl und wies auf die Maori-Männer. Der Landvermesser war ihm gerade ziemlich egal.
    »Stammestätowierungen, moko ist das Maori-Wort«, gab Fenroy Auskunft und legte die Hand auf Karls Waffe. »Steck die mal schnell weg, bevor sich noch jemand bedroht fühlt.«
    »Tät…«
    »Tätowierungen«, wiederholte Fenroy. »Sie ritzen die Haut an und bringen Farbe ein. Sieht haarsträubend aus, ich weiß, aber über Geschmack lässt sich nicht streiten … Jedenfalls machen die Maori es alle, sie fangen schon bei den Kindern damit an, und wer sich richtig auskennt, sieht daran, welchem iwi , also welchem Stamm, sie angehören.«
    »Sie … Waffen, sie …« Karl wusste das Wort für Speer nicht, doch er erkannte schnell, dass jeder der Krieger einen solchen bei sich trug.
    Fenroy nickte mit Gemütsruhe. »Klar. Es sind stolze Krieger. Und sie kommen, um uns zu begrüßen. Eine Art Ehrengarde. Wenn die Engländer aufmarschieren, tragen sie auch Säbel …«
    Karl bemühte sich, seine Nervosität niederzukämpfen, aber es gelang ihm nicht, bevor das erste Kanu neben der Victoria anlegte und ein breit lächelnder, großer Mann Anstalten machte, die Brigg zu erklettern. Der kräftige Maori trug einen weiten braunen Mantel, gewebt aus einem fedrig leichten Material, zu einer Art Rock aus gehärteten Flachsstreifen. Und er sprach etwas Englisch!
    » Kia ora, pakeha- Engländer!«, rief er den Ankömmlingen zu. »Willkommen in iwi von Ngati Toa.«
    Behände und anmutiger, als man es von einem so großen Mann erwartet hätte, hangelte er sich über die Reling und orientierte

Weitere Kostenlose Bücher