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Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Titel: Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Menez
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hielt den Schaft mit der anderen Hand fest und schlug in einer Drehung zu. Die Keule traf Schwarzlocke am Kopf; fast gleichzeitig entriß ihm Bärenpranke, mit der Wucht seines ganzen Körpers die Lanze. Noch während Schwarzlocke von Bärenprankes Hieb taumelte, verriet sein Ausdruck blankes Entsetzen - sofort lief er davon, den Hang hinab. Wie von Sinnen jagte Bärenpranke ihm nach und holte ihn rasch ein. Frauen schrien hysterisch und Kinder weinten verzweifelt, als Schwarzlocke einen Haken schlug und dabei wegrutschte. Bärenpranke bekam ihn am Schopf zu fassen und riß ihn herum. Mit aller Kraft schlug Schwarzlocke um sich, versuchte Bärenprankes erhobenen Arm mit der Keule zu greifen und packte ihn dann mit der anderen ins Gesicht, um ihn von sich wegzudrücken. Nach einem wuchtigen Schlag mit der Keule aufs Knie knickte er ein. Der Kampf war schnell entschieden. Mit zahlreichen schnell aufeinander folgenden Hieben schlug Bärenpranke Schwarzlocke erbarmungslos tot. - Dann stand er breitbeinig, gekrümmt über Schwarzlockes leblosen Körper, hielt in seiner bluttriefenden Faust dessen Schopf, richtete sich auf, blickte stolz zurück zum Stamm und warnte mit seiner Pose jeden, der es wagen sollte sich gegen ihn aufzulehnen. Er flößte ihnen Furcht ein und band sie in diesem Augenblick alle an sich. Maramir sah die entsetzten Gesichter von Scharfe Zunges Sippe und die Fassungslosigkeit der anderen. Ein flüchtiger Moment der Genugtuung verging, als ihr plötzlich bewußt wurde, was er getan hatte: Er hatte eine tiefe klaffende Wunde in die Gemeinschaft des Stammes geschlagen, eine Wunde, die vielleicht niemals heilen würde.
    Maramir wendete sich Kar zu, die bleich und erschöpft in Roter Wolfs Armen lag. Sie roch nach Erbrochenem und atmete schwer. Maramir nahm schließlich Kars Kopf zwischen ihre Hände: Kar hatte - Fieber.
    „Ich werde nicht sterben, Leikika“, stammelte sie.
    Dann öffnete sie ihre Faust. Maramir sah irgendein zerkautes, saftloses Kraut in ihrer Hand. Im nächsten Augenblick zog Kar die Beine an, ein Krampf im Bauch trieb ihr Schweiß auf die Stirn und ein plötzlicher Würgereiz überkam sie. Und sie erbrach ... obwohl ihr dabei lediglich Speichel aus den Mundwinkeln lief, der zu Boden tropfte. Wieder zeigte sie Maramir das fasrige, grüne Knäuel in ihrer Hand.
    „Es ist deswegen! Darum lebe ich noch! Das Gift des Pilzes ist sehr stark. Aber ich werde leben. - Erzähle niemals jemandem von dem vergifteten Raben!“
    Maramir nickte und Kar drehte schmerzverzerrt ihren Kopf zur Seite, schloß ihre Augen und hielt die Hand ihrer Schwester ganz fest ...
    Trotz aller Erleichterung, daß Kar lebte und Schwarzlocke endlich tot war, ließen undeutliche Vorahnungen, begleitet von stetem Unbehagen, Maramir nicht los. War geschehen, wovor Tochter des Bären immer gewarnt hatte?
     
    Bis zum Aufbruch ins Winterlager war Kar wieder genesen und die Jäger des Stammes töteten den großen Bären in seiner Höhle mit Feuer und Lanze. Es war ein langer und wilder Kampf – und ein mutiger Mann aus Scharfe Zunges Sippe starb dabei einen ehrenvollen Tod.
     
     
     
       

 
    7. Kapitel
     
    Die Zwillinge konnten nicht aufhören sich zu kratzen. Nach dem Regenguß eines Sommergewitters schwebten unzählige Fliegenschwärme in der Luft und lästige Stechmücken umkreisten sie unaufhörlich. Gerötete, wunde Stellen an Armen und Beinen zeugten von den ständigen Attacken der plagenden Insekten, die der vierköpfigen Gruppe während des Marsches, der schon fast den halben Tag lang andauerte, seit geraumer Zeit zusetzten.
    Kar, die vorausging, hatte inzwischen nur noch einen starren, flüchtigen Blick für die beiden übrig. Werferin hingegen, die Kar beharrlich gefolgt war und bislang geschwiegen hatte, blieb nun stehen, drehte sich ihren unentwegt kratzenden, nörgelnden Brüdern zu und schmetterte ihnen entgegen: „Ihr wollt Jäger sein? - Pah!“ Ihren Spott begleitete eine abfällige Geste.
    Mit geschwellter Brust schnaubte Roter Wolf: „Ich bin ein Jäger!“
    Sie schenkte ihm keine Beachtung, den Blick stur nach vorne gerichtet, ging sie einfach weiter. Roter Wolf setzte ein paar Schritte vor und ergriff ihren Arm; er wollte lediglich ihre Aufmerksamkeit, doch im nächsten Augenblick lag er schon am Boden und Werferin stand breitbeinig über ihm. Sie zögerte kurz - warf sich dann aber auf ihn, drückte seine Arme zu Boden, kniete sich mit gespreizten Beinen darauf, zog ihren Horndolch und hielt

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