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Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Titel: Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Menez
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hervorquellende Blut in eine Wasserpfütze zu ihren Füßen tropfen und konnten sehen, wie sich Blut und Wasser vermischten. Auf diese Weise berührten sie die Wesen der Unterwelt.
    Kars Arme zierten viele Narben solcher Schnitte. Die Zwillinge ahnten, daß die markanten, hellen Linien auf Kars Haut von geheimnisvollen Begegnungen mit den Mächten zeugten. Und ein sonderbares Gefühl beschlich die beiden als Kar sie dieses Mal auf verheißungsvolle Weise zu sich winkte. Sie saß mit verschränkten Beinen auf dem feuchten Felsboden, nahe der Höhlenwand. Ihr Blick hatte sich verändert und mit einer seltsamen Geste, einer fließenden Bewegung ihrer Finger, lockte sie die beiden näher. Unvermittelt faßte sie ihnen unter den kurzen, fellenen Überwurf ans Glied. Keiner von beiden wich zurück. Unter den neugierigen, prüfenden Blicken Kars und Werferins schwoll ihnen allmählich der Penis. Während Feuerhaar dabei nach oben sah, bemühte sich Roter Wolf darum, auf den Boden zu starren, obgleich es ihn immer wieder dazu trieb, Kars Blick flüchtig zu begegnen, sie verstohlen zu betrachten und dabei jegliche Veränderung ihres Ausdrucks, ihrer Atmung oder ihrer Bewegungen einzufangen – während ihre Hände ununterbrochen tätig waren.
    Es dauerte nicht lange bis Kar sich davon überzeugt hatte, daß beide die Mannesreife erreicht hatten. Nichts anderes hatte sie erwartet. Das Verhalten der beiden hatte sich seit geraumer Zeit verändert. Das spielerische Gehabe, sich auf jüngere Mädchen zu werfen und körperliche Überlegenheit durch die Andeutung des Geschlechtsaktes auszuüben, nahm an Ernsthaftigkeit zu. Die Körper der Söhne ihrer Schwester sprachen die Sprache der Veränderung, vom Kind zum Mann. Kar wußte, daß sich die Zwillinge schon bald, wie es bei den Spitzgesichtern Brauch war, über die Mädchen hermachen würden. Gestattet oder erzwungen; Roter Wolf und Feuerhaar würden ihren Trieben folgen – und zu Rivalen für die anderen Männer des Stammes werden. Kar wußte, daß die beiden den jungen Männern und erfahrenen Jägern der Spitzgesichter unterlegen waren. Und sie wußte auch, was zu tun war; so wie es die Frauen ihres Stammes schon immer gewußt hatten ...
     
    Durch die aufgeschichteten Steine und ineinandergeflochtenen Zweige und Äste, mit denen Kar und Werferin den Eingang der Höhle versperrt hatten, nachdem sie die Höhle verlassen hatten und gegangen waren, drang spärlich das letzte Licht des Tages herein, in dem die Zwillinge schweigend auf dem lehmigen Höhlenboden hockten. Die befremdliche Schwäche ihres eigenen Körpers, jene ungewohnten Regungen, bis hin zum Erguß, dem sie sich nicht hatten erwehren können, stimmten Roter Wolf und Feuerhaar nachdenklich ...
    Mit einem Anflug von Schrecken hatte Feuerhaar den eigenartigen Schauer, der seinen Körper geschüttelt hatte, erlebt; wie darauf sein Glied zuckte und es plötzlich feucht wurde. Etwas war in ihn gefahren und er fragte sich, ob es ein guter oder ein böser Geist war, der nun in ihm wohnte ... Wortlos hatte Kar ihre Hände betrachtet und aufmerksam die schleimige Flüssigkeit zwischen ihren Fingern gerieben, daran gerochen und geleckt, bevor sie sich erhob und Werferin ein Zeichen gab; worauf sie sich daran machten den Eingang der Höhle zu schließen.
    „So will es die Mutter Wölfin! Bis ich wiederkomme, dürft ihr diesen Ort nicht verlassen! So erfordert es der Brauch unseres Stammes“, erklärte sie, als sie und Werferin bereits im Begriff waren, den Ort zu verlassen. Und nachdem sie ein Stück des Geröllhanges hinter sich gelassen hatten, rief sie ihnen zu: „Die Ahnen werden euch besuchen; und die Großen Mächte werden euch Zeichen geben!“ - Dann waren sie verschwunden. Sie hatten ihn und Roter Wolf, mit dem Wisentfell, welches er und sein Bruder während des ganzen Weges abwechselnd getragen hatten, zurückgelassen.
    Während Feuerhaar also versuchte zu verstehen, was geschehen war, schämte sich Roter Wolf; er schämte sich für das was er getan hatte. Kar hatte ihn sicherlich durchschaut; womöglich sah sie jene Bilder, die er vor Augen hatte – Bilder, die seit Tagen seinen Verstand beherrschten.
    Es hatte damit begonnen, daß er und Feuerhaar, weil sie Keuchen und Stöhnen gehört hatten, einen neugierigen Blick in Schneller Läufers Hütte wagten. Roter Wolf sah nicht zum ersten Mal, wie sich Kars nackte Beine in die Höhe reckten und ihre Hüfte sich unter den gierigen Stößen von Schneller Läufer

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