Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Titel: Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Menez
Vom Netzwerk:
umgaben.
    Voller Haß trat sie forsch an Bärenpranke heran. „Töte Schwarzlocke und Scharfe Zunge!“ zischte sie. „Sie müssen beide sterben!“
    Als der Funke auf Bärenpranke übersprang und seine Augen endlich gefährlich aufloderten, griff Kar ein. Sie packte ihre Schwester am Arm und riss sie herum.
    „Sei still, Leikika! Du weißt nicht, was du redest. Willst du Schande über uns alle bringen? - Niemand wird einschreiten! So wollen es die Ahnen!“
    Kar zog Maramir ein Stück weit von den anderen weg. Sie sprach rasch und drohend: „Nichts wirst du tun! Du wirst schweigen und zusehen, wie Scharfe Zunge stirbt!“
    Im nächsten Augenblick wand sie sich wieder allen anderen zu. Stolz reckte sie ihr Haupt. Ohne ein Wort zu verlieren, ergriff sie den Raben und ging auf Scharfe Zunge zu. Dann zog sie eine Klinge unter ihrem Gewand hervor, schnitt dem Vogel den Hals durch und setzte die Wunde an ihren Mund. Blutverschmiert reichte sie dem Alten den Raben. - Und auch Scharfe Zunge trank. Sie aßen des Raben rohes Fleisch, dessen Herz, und, wie es Bären und Wölfe tun, auch den Magen samt Inhalt. - Als es bald darauf dämmerte, betraten Kar und Scharfe Zunge die Höhle der Großen Mutter.
    Eine Zeit lang geschah nichts. Es blieb ruhig und jeder starrte auf die beiden Öffnungen, die in den Fels hineinführten. Niemand traute sich nahe an die Finsternis heran. Die Höhle wirkte wie ein schwarzer Schlund. Gespannt lauschten alle, ob etwas zu hören war. Aber es blieb still, eine ganze Weile lang ... Dann hörten sie Schreie – anschließend ein jammerndes Klagen. Es war die Stimme von Scharfe Zunge ... Etwas später konnte man ein eigenartiges Geräusch hören, es klang, als ob jemand röchelnd nach Luft gierte. - Ein namenloses Grauen schien in der Dunkelheit der Höhle erwacht zu sein ...
     
    Der Morgen brach an; noch immer starrten alle gebannt auf die Höhleneingänge. Immer wieder während der letzten Nacht waren seltsame Geräusche nach draußen gedrungen: glucksende Geräusche, mehrere Male klang es so, als ob jemand würgte oder erbrach. Man konnte Kar stöhnen und jammern hören ...
    Mit zunehmender Helligkeit wuchs die Spannung. - Und als Kar erschöpft, so als würde sie es nur mit letzter Kraft nach draußen schaffen, aus der Höhle gekrochen kam, sah sie auf und sagte mit schwacher Stimme: „Der Geist des alten Bären ist besiegt. Scharfe Zunge ist tot!“
    An Schwarzlockes Hals und seinen Schläfen zeichneten sich dicke hervortretende Adern ab, seine weit aufgerissenen Augen verrieten den Schreck und den Rachedurst, den er in diesem Moment verspürte. Sofort schwenkte sein Blick auf Bärenpranke.
    „Das Auge des Bären schützt dich!“, überschlug sich Schwarzlockes Stimme, als er ihn anschrie. Die geballte Faust zitterte vor seinem Gesicht und er setzte einen drohenden Schritt nach vorne. „Ansonsten würde ich dich jetzt töten. - Die Krahs sollen dir die Augen ausstechen! Die Würmer sollen dir in Mund und Nase kriechen und deine Seele fressen, nachdem dir die Hyänen deine Haut vom Körper gerissen und deine Eingeweide verschlungen haben!“
    Bärenpranke setzte nun auch einen Schritt vor und die Keule in seiner Faust hielt er drohend erhoben, während die Wangenmuskeln in seinem Gesicht zuckten.
    Leise, so daß Bärenpranke es kaum hören konnte, kam voller Haß über Schwarzlockes Lippen: “Dann werde ich mir nehmen, was dir gehört!“
    Kaum, daß Schwarzlocke dies ausgesprochen hatte, spurtete Bärenpranke los. Sofort richtete Schwarzlocke seine Lanze auf Bärenpranke und stieß zu, als er in seine Reichweite kam. In vollem Lauf wehrte Bärenpranke den Lanzenstoß mit der Keule ab und riß Schwarzlocke zu Boden, der sich jedoch geschickt abrollte, die Wucht nutzte und, nachdem er sich überschlagen hatte, Bärenpranke mit den Füßen von sich stieß – so daß Bärenpranke den angrenzenden Hang, Kopf voraus, ein Stück weit hinabrollte und erst nach zwei Ausfallschritten wieder stand. Zugleich hatte Schwarzlocke die Lanze wieder ergriffen und stieß erneut zu. Dieses Mal wich Bärenpranke in einer geschickten Drehung aus und bekam den Schaft der Lanze zu fassen. Mit einer Hand hielt er den Schaft der Lanze so fest, daß Schwarzlocke für einen Moment verschreckt erstarrte. Er versuchte die Lanze aus Bärenprankes Griff mit einem kräftigen Ruck zu befreien, aber Bärenpranke klemmte den Lanzenschaft unter seinen Schlagarm, unternahm einen kurzen Vorstoß, dann einen Ruck zurück,

Weitere Kostenlose Bücher