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Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Titel: Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Menez
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Kaum einen Schritt von ihm entfernt prasselte ein Feuer. Sein Gesicht fühlte sich vor Hitze schon ganz taub an und die Augen brannten ihm - trotzdem blieb er mit gefesselten Händen und Füßen, dort, wo man ihn zu Boden gestoßen hatte, liegen. Unablässig blickte er auf das verhaßte Rotgesicht ... Der Hüne fühlte sich von Feuerhaars Starren zweifellos provoziert, denn er stand auf, trat auf Feuerhaar zu, drückte ihm eine Ferse auf den Kopf und preßte sein Gesicht in die feuchte Erde. In dem Moment, als das Rotgesicht den Druck lockerte, um nachzusetzen, wälzte sich Feuerhaar von ihm weg, raffte sich auf die Knie und begegnete dem Blick des Riesen voller Wut. Das Rotgesicht grinste verächtlich und raunte einem seiner Gefährten etwas zu. Dann stieß er Feuerhaar mit dem Fuß zu Boden, warf sich auf ihn und drückte sein Gesicht erneut in den Dreck. Feuerhaar spürte plötzlich einen so stechenden Schmerz am Ohr, daß er laut aufschrie. Jetzt sah er im Augenwinkel das blutige Messer und merkte, wie ihm warmes Blut übers Gesicht lief. Der Riese stand auf, sah verächtlich auf ihn hinab, zeigte ihm das abgeschnittene halbe Ohr, steckte es sich in den Mund und kaute. Beherrscht von unbändigem Haß schnellte Feuerhaar mit dem Kopf vor und verbiss sich in die Wade des Hünen. Der brüllte schmerzgetrieben, riß sein Bein weg und wollte sich gerade mit dem Messer auf ihn stürzen, als ein anderer in harschem Ton seine Stimme erhob. Seine Worte entflammten bei den Männern Begeisterung. Feuerhaar befürchtete, daß man ihn nun qualvoll töten würde. Die fremden Jäger legten Holz nach, bildeten einen Kreis um das Feuer und begannen im Rhythmus ihrer stampfenden Füße Speere und Lanzen aneinanderzuschlagen. Außer den züngelnden Flammen befanden sich nur er und das Rotgesicht innerhalb des Kreises. Ein Mann, Feuerhaar erkannte an ihm die unverwechselbaren Merkmale des Alters, trat hinein, kam auf ihn zu und zog ein Messer, zerschnitt seine Fesseln und warf das Messer völlig unerwartet vor ihm auf den Boden. Siegessicher sah das Rotgesicht auf ihn herab. Mit einem Wink befahl er Feuerhaar aufzustehen. Breitbeinig beugte sich der Riese nach vorne und hielt ihm drohend sein Messer entgegen. Feuerhaar konnte seine Hände kaum spüren, dennoch krallten sie sich in die feuchte Erde vor seinen Knien, bevor er zögerlich mit der Linken nach der Waffe griff ... Er wußte, daß er dem muskelbepackten Hünen an Stärke und Kampferfahrung unterlegen war. Seine Wut wich einer zielgerichteten Entschlossenheit. Weder mit Mut noch Kraft würde er den Riesen besiegen können ... Er beobachtete die Augen des Rotgesichtes, ergriff blitzschnell die Waffe und sprang auf. Mit einem angedeuteten Stoß versuchte er seinen Gegner zu locken ... tatsächlich unternahm das Rotgesicht einen plötzlichen Vorstoß, und Feuerhaar schleuderte ihm eine Hand voll Erde in die Augen. Blind fuchtelte der Hüne mit dem Messer, während er versuchte, den Dreck aus seinen Augen zu reiben. Von hinten sprang Feuerhaar auf seinen Rücken und stieß ihm das Messer in den Hals; Angst und Wut entluden sich mit jedem seiner folgenden Hiebe. Wie im Rausch trieb er die steinerne Klinge flink und kraftvoll wieder und wieder in den Leib seines Gegners, mit nur einem einzigen Ziel vor Augen: Das Rotgesicht durfte diesen Kampf nicht überleben. - Ein plötzlicher Schmerz an den Rippen zwang ihn schließlich, von dem blutüberströmten Hünen abzulassen. Und als gleich darauf erneut eine Lanzenspitze seine Rippen traf, warf er das Messer von sich - seine andere Hand aber griff blitzschnell nach Bärenprankes Amulett, um es dem Rotgesicht vom Hals zu reißen. Als Feuerhaar schließlich unter stochernden Lanzen am Boden lag, eingerollt und zuckend unter den Stichen, umschlossen seine Hände krampfhaft das Auge des Mächtigen Bären. Steinerne Lanzenspitzen tanzten ihm drohend entgegen, immer wieder stieß eine zu und durchdrang seine Haut, so daß Blut hervorquoll. Unerwartet stürzte dann der Alte auf ihn zu, packte ihn am Schopf und hielt ihm die Frauenkopfskulptur, die Feuerhaar einst einem Riesen abgenommen hatte, vors Gesicht. Sein stinkender Atem schlug ihm entgegen, als er in seiner fremden, krächzenden Sprache etwas zischte. Verzweifelt bemühte sich Feuerhaar, den Alten zu verstehen; aber seine Gedanken fielen in ein dunkles Loch, jedes Wort drang wie aus einer anderen Welt an sein Ohr, und alles, was er nun um sich herum sah, geschah wie in einem Traum

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