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Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Titel: Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Menez
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fortwährend ins Gesicht, während er durch das Unterholz hastete; er konnte kaum etwas sehen. Plötzlich packte ihn etwas am Fuß und riß ihn schlagartig herum, so daß er schließlich kopfüber unter einem Ast hing, gehalten von einem Strick, der sich eng um seinen Knöchel schnürte. Jeder Versuch sich davon zu befreien zog die Schlinge nur noch enger. Er hörte die aufgeregten Stimmen der anderen. Ganz in seiner Nähe brach das wilde Kampfgebrüll Bärenprankes los. Ein hochgewachsener, rot und schwarz bemalter Mann tauchte auf. Seine langen Arme, die riesenhafte Statur und die hohe Stirn ließen vermuten, welchem Volk der Fremde angehörte. Das Weiße in seinen geweiteten Augen stach aus dem dunkel bemalten Gesicht hervor. Seine Haare waren zurückgestrichen und verklebt, gebunden zu einem Zopf. Verbissen versuchte Feuerhaar, die Schlinge an seinem Fuß zu lösen, - bis er im Augenwinkel eine knöcherne Keule sah ... Noch bevor er den dumpfen Schlag am Hinterkopf spürte, galt sein letzter suchender Blick Bärenpranke, dessen wütender Schrei vergangen war. Dann wurde es dunkel und still in seinem Kopf ...
     

 
    12. Kapitel
     
    Roter Wolfs Herz pochte heftig, kalter Schweiß benetzte seine Haut. Er fror, obwohl Tanzt Viel ihn in ihre Arme geschlossen hatte und mit dem Fell, das ihren Körper umhüllte, bedeckte. Es war feucht und kalt hier unten in der Schlucht. Allmählich spürte Roter Wolf, wie sehr er zitterte, und sein Blick fiel auf Kar, die verzweifelt versuchte, ihre kleine Tochter zu beruhigen. Er konnte den steilen, felsigen Pfad hinaufsehen, der ihnen das Leben gerettet hatte. Das Wehklagen und ängstliche Jammern der Frauen, das laute Rauschen des Wassers, waren wie die Geräusche eines Traumes, der unaufhaltsam zwischen seine Gedanken drängte.
    Wie aus dem Nichts waren die rot und schwarz bemalten Riesen erschienen. Bilder flackerten in seinen Gedanken auf: Kar und Leinocka waren hinter dem Rand des Abgrundes verschwunden; Maramir rief seinen Namen, ehe auch sie hinter dem Abgrund verschwand, während er, Werferin und Braunhaut eine schützende Front bildeten. Geisterhaft kamen die Fremden mit erhobenen Speeren näher. In rasender Kampfeswut stürzte sich Braunhaut ihnen blindlings entgegen. Werferin zögerte ... Es war ihr Zögern gewesen, ihr Zögern und die Gewißheit, in einem aussichtslosen Kampf zu sterben, was Roter Wolf davon abgehalten hatte, die Riesen anzugreifen. Es waren zu viele gewesen; unübersehbar erfahrene Kämpfer, deren Speere sie nicht verfehlt hätten. Blitzschnell hatte er Werferin gepackt und den Abgrund hinabgedrängt. Hastig war er ihr gefolgt, während Braunhaut sich ein letztes Mal kämpfend aufbäumte ...
    Jetzt noch hallten Braunhauts verzweifeltes Kampfgebrüll und sein Schrei, als er an ihnen vorbei in die Tiefe stürzte, in seinen Gedanken wider.
    Mit zerschmetterten Gliedern lag Braunhaut nun tot in den Armen seiner wehklagenden Frau; auch Werferin vergoß bittere Tränen um ihn, und Roter Wolf fragte sich gramerfüllt, warum die Ahnen sie nicht beschützt hatten. - Die Jäger waren ihnen auf dem Pfad hinab in die Schlucht nicht gefolgt. Hatten die Ahnen die Fremden daran gehindert? Fürchteten die Riesen also ihre Macht, welche hier unten am stärksten sein mußte? Oder war es den Männern einfach nur zu gefährlich gewesen, hinabzusteigen, weil sich der Pfad in der Tiefe zu verlieren schien? Roter Wolf starrte grübelnd auf den sandigen Kies vor seinen Füßen. Er wußte von Kar, daß es keinen anderen Weg in diesen Abschnitt der Schlucht gab. Von der übrigen Welt durch steile, felsige Wände getrennt, waren sie zwischen den tosenden Wassern eines oberen und eines stromabwärts liegenden unteren Wasserfalls gefangen.
    Sein Blick suchte den Rand der Schlucht ab. Irgendwo dort oben lauerten die fremden Riesen – und irgendwo da oben befand sich auch sein Bruder. Mit jeder Faser seines Körpers spürte er, daß Feuerhaar lebte ...
     
    Ein brennender Schmerz an Fuß- und Handgelenken war das Erste, was Feuerhaar im Dämmerzustand wahrnahm, als er aus der Besinnungslosigkeit erwachte. Dann schlug er die Augen auf, hob seinen Kopf an und blickte in die bemalten Gesichter der Fremden. Man hatte ihm Hände und Füße über eine Stange gebunden, um ihn hängend, wie ein erlegtes Tier, zu tragen. Ihre krächzende Sprache klang eigenartig und wirkte ebenso furchteinflößend wie ihr Aussehen. Sein Kopf brummte und ein tauber Schmerz verursachte ihm Übelkeit. Er

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