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Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Titel: Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Menez
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neugierig an ... von allen Seiten drang die krächzende, fremdartige Sprache an seine Ohren. Niemals zuvor hatte er so viele Menschen gesehen. Sie trugen genähte, lederne und fellene Kleidung; ihre Haartracht war auffällig und unterschiedlich, Männer und Frauen schmückten sich geradezu damit. Ihre Gesichter waren so markant, daß er es nicht unterlassen konnte, sie neugierig anzustarren ...
    Ruckartig wurde er an dem Strick um seinen Hals zu Boden gerissen, und der Riese band das Ende des Strickes an den Stamm eines Baumes. Die Menschen rückten immer näher, ihre Blicke verursachten ihm kaum zu ertragendes Unbehagen. Er wandte sich ab, damit er nicht sah, wie sie ihn anstarrten und entdeckte zwischen den Beinen der Gaffenden hindurch einen Mann, der ebenso wie Feuerhaar mit einem Strick um den Hals an einen Baum gebunden war. Er hatte nur noch einen Fuß, saß vor einem Stein, auf den er seine Hände, in denen er Werkzeuge zum Behauen des Kiesels hielt, gelegt hatte und sah zu ihm herüber. - Ein paar auffällige Beine, die in enge lederne, kunstvoll verzierte geschnürte Beinkleider gehüllt waren und sich ihm zielstrebig näherten, lenkten plötzlich seine Aufmerksamkeit auf sich. Als er aufschaute, blendete ihn das Sonnenlicht, das durch die Bäume fiel. Er mußte die Augen kneifen ... und erkannte das Gesicht einer Frau, als diese sich über ihn beugte. Über ihren dunklen, langen Haaren trug sie ein Netz aus dünnen Lederstreifen, das ihren Kopf zierte. Ihr Blick wirkte fremd, dennoch waren ihre Augen ebenso schön wie die Konturen ihres Gesichts. Sie war es! Die Frau, deren Abbild er die ganze Zeit wie eine Kostbarkeit bei sich getragen und gehütet hatte. - Sich seinem Schicksal ergeben, lag Feuerhaar erniedrigt, geschunden, kraftlos, mit zugeschwollenem Auge und einem Strick um seinen Hals an einen Baum gebunden, vor ihren Füßen. Er schämte sich für den Anblick, den er ihr bot ...
     
     
      
      

 
    13. Kapitel
     
    Man gab ihm Wurzeln, Beeren und ein wenig getrocknetes Fleisch, gerade soviel, daß er nicht verhungerte. Kinder hatten ihm aus Zweigen und Ästen einen kleinen Unterschlupf gebaut, unter dem er, in ein altes Wisentfell gehüllt, schlief und dem Lied der Wölfe lauschte, die gewiß seinen Namen riefen, damit Roter Wolf ihn finden konnte ... bestimmt suchte sein Bruder längst nach ihm. Feuerhaar fror und hatte Hunger - sein Geist jedoch bekam Nahrung im Überfluß. Er beobachtete und prägte sich das, was er sah, sehr genau ein. So auch, daß die Frauen der Riesen an Hand- und Fußgelenken enge, geschnitzte Reife aus Elfenbein oder Horn trugen; und Feuerhaar hatte lange darüber nachgedacht wie das möglich war. - Bis er sah, daß man sie ihnen schon im reiferen Kindesalter anlegte und daß Arme und Beine hineinwuchsen; bestimmt wohnte in einem solchen Schmuck ein starker Zauber. Die Körper der Männer zierten kunstvolle Bemalungen, in denen gewiß eine ebenso kraftvolle Macht wirkte. Dieses Volk war groß gewachsen und muskulös, und ihre Gesichtszüge waren im allgemeinen auffallend markant; die Menschen dieses Volkes waren ... schön. Er haßte und bewunderte die Riesen gleichermaßen, er empfand sogar Neid. Am Spiel der Kinder sah er, wie sie mit Hilfe eines Hakenstocks ihre Speere schleuderten und daß der Gebrauch der Schleudersteine etwas ganz Alltägliches für sie darstellte. Er sah, wie eine Frau mit weichgekauten Sehnen Kleidung nähte und wie die fertige Naht anschließend mit Steinen weichgeklopft wurde ... Außerdem beobachtete er Tag für Tag den langbärtigen, hageren Mann, der weder ein Spitzgesicht war, noch zum Volk der Riesen gehörte. Man hatte ihn zwar mit einem Strick um den Hals an einen Baum gebunden, aber seine Hände waren frei ... und dann war da noch der fehlende Fuß. Die Augen des Mannes blickten trüb und kraftlos, dennoch erwiderte er Feuerhaars Blicke auf eine Weise, als wünsche er sich, mit ihm reden zu können. Wie Feuerhaar war auch er ein Gefangener der Riesen. Tagtäglich trug man dem Einfüßigen bestimmte Arbeiten auf. Er mußte Häute und Sehnen kauen, Nähte weich klopfen und Felle schaben. Es wäre ein Leichtes für ihn gewesen, den Strick, an dem er gehalten wurde, mit der scharfen Schneide seines Werkzeugs durchzuschneiden, aber er tat es nicht. Wozu auch? Er konnte nicht entkommen. Feuerhaar gab ihm den Namen Braunbart, wegen seines braunen, zotteligen Bartes, der einem dünnen Büschel Mammuthaaren glich.
    Obwohl Feuerhaar die

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