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Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Titel: Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Menez
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und Jubel peitschten unterdessen durch seine Gedanken, die er in diesem Moment zwischen Genugtuung, Angst, Stolz, Triumph und Schwermut nicht mehr kontrollieren konnte. Ein paar Männer stürmten auf ihn zu und drängten ihn mit ihren Lanzen an den hölzernen Pfahl, der inmitten der Feuer und der aufgebrachten Meute das Zentrum des Platzes markierte. Dann wichen die Männer zurück – und die schöne, heilige Frau der Riesen betrat den Kreis. Die verstummten Trommeln hämmerten wieder, und ihr Körper bewegte sich im Rhythmus der Schläge. Tanzend kam sie auf ihn zu. Ihr langes Haar strich sie zurück und ihre vollen Brüste glänzten im Schein des Feuers. Sie kam ihm ganz nah und während sie ihm tief in die Augen sah, berührten ihre Hände seine nackte Brust. Feuerhaar legte daraufhin zögernd seine Hände auf ihre Hüften, und er glaubte, vorher nie so etwas Vollkommenes berührt zu haben. Jede Bewegung, die er mit seinen Händen fühlte, spürte er in seinem Unterleib und seine Gedanken preschten los, wie eine aufgeschreckte Herde Haarschwänze, die von Feuer und Rufen getrieben, blindlings über einen tödlichen Abgrund ins Leere lief. Nur der Augenblick zählte. Ihre wallende Lust, die sich in ihm widerspiegelte und der Drang, ausnahmslos ihrem Verlangen zu gehorchen, fesselten seine Gedanken und lenkten jede seiner Bewegungen. Gerade jetzt wollte er alles für sie tun, wenn er sie nur haben konnte. Ihre Hände faßten nach seinem Glied, und sein fester Griff schloß sich um ihr Gesäß und preßte ihren Unterleib an den seinen. Daß sie sich dabei zaghaft wehrte, machte ihn nur noch gieriger. Plötzlich aber löste sie sich entschlossen aus seiner Umarmung und entglitt seinen Händen. Verstört folgte er ihr ein paar Schritte und blieb stehen, als er bemerkte, daß sie irgend etwas Bestimmtes vorhatte. Er erkannte, daß sie etwas in ihrer Hand hielt. In ihrer gesteigerten Erregung ließ sie sich auf den Leichnam fallen und schnitt ihm den Hals und die nackten Arme auf, so daß das Blut aus ihm herausfloss und den Boden tränkte. Dann wandte sie sich wieder Feuerhaar zu, warf sich breitbeinig vor ihm auf die Knie, streifte ihren Schurz hoch bis über die Hüften und lehnte sich räkelnd mit zurückgeworfenem Kopf zurück, um ihn zu empfangen. Die Trommeln und das gespenstische Surren verschwanden aus seiner Wahrnehmung. Von ungehemmter Gier und Leidenschaft getrieben, nahm er sie, vor den Augen der aufgebrachten Menge, die in tanzenden, rhythmischen Bewegungen jeden seiner Stöße mit lautem Keuchen begleiteten und seinen Tanz bis hin zur Ekstase trieben ...
    Kaum daß er sich ein zweites Mal in sie ergossen hatte, zerrten plötzlich mehrere Hände heftig an ihm. Es waren zwei Frauen. Sofort erkannte er in ihnen die jungen Frauen wieder, die neben ihr gestanden waren, als er auf den Platz geführt wurde. Ihm fiel die Ähnlichkeit zwischen den Dreien auf, es waren nicht nur die Netze, die ihre Haare bedeckten - auf ihren Gesichtern lag der selbe Ausdruck, der auf eine ganz bestimmte Art Erregung und Verlangen verriet. Im nächsten Augenblick schon saß eine der beiden auf ihm und ihr wildes Keuchen und Stöhnen klang wie ein Gesang, der laut in seinem Kopf nachhallte und ihn die Rufe und Schreie der aufgebrachten Menge überhören ließ.
     
    Nachdem sie das Flußtal verlassen hatten, hatte Maramir den Stamm an einen Ort ihrer Kindheit geführt. Obgleich die Erinnerungen an diese alte Lagerstätte mit einem Schatten düsterer Beklommenheit einherging, war es doch der einzige Ort, der ihr eingefallen war. Dort hatte sie gehofft, Schutz zu finden und die Nähe der Ahnen zu spüren. - Als sie den Platz schließlich erreichten, sah sie, daß die Zeit daraus einen Ort des Vergessens gemacht hatte. Dieser Ort hatte sein Gesicht verloren, nichts deutete auf einen ehemaligen Lagerplatz hin. Bäume standen dort, die nie dagewesen waren, niedere Gräser waren aus dem dunklen, mit vermoderndem Laub und Baumzapfen übersäten Waldboden gewachsen und morsches Astholz lag überall herum. Es waren weder alte Feuerstellen, noch die Gerippe von verlassenen Hütten zu erkennen. Nichts erinnerte mehr an den Stamm der Wolfskinder, außer die leere Grube unter einem Felsvorsprung, in der einst die rituellen Gegenstände für Feste und Bräuche aufbewahrt worden waren. Auch die Schädel der Spitzgesichter, die Maramir als Kind soviel Furcht eingeflößt hatten, waren nicht mehr da. Es war ein trostloser Ort geworden - die

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