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Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition)

Titel: Die Zeit der Himmelsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Menez
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schmerzliche Erinnerung an ihr vergebliches Schimpfen, Drohen und Betteln, um Roter Wolf davon abzuhalten erneut das Tal der Ahnen aufzusuchen, packte sie mit eisigem Griff. Jeglicher Vernunft, allem und jedem trotzend, war er losgezogen, um an jene Stelle, an der sie so rauh und abrupt von Feuerhaar und Bärenpranke getrennt worden waren, zurückzukehren. In ihrem Kummer fragte sich Maramir, wieviel sie noch ertragen mußte, und sie fürchtete den zunehmenden Wunsch, diese Welt verlassen zu wollen.
    Am Tal der Ahnen spürte Roter Wolf währenddessen ganz deutlich, daß sein Bruder noch lebte. Mit jedem Schritt, den er tat wuchs seine Gewißheit. Wenn er die Augen schloß, sah er Feuerhaar vor sich gehen. - Er hatte Spuren gefunden und war der Fährte gefolgt, bis er in der Dämmerung Rauch wahrgenommen hatte: geisterhafte Musik ... große Feuer ... und von den Flammen und vielen Menschen umgeben: Feuerhaar!
     
    Noch ehe Feuerhaar begriff, was mit ihm geschah, wurde er von ein paar Männern gepackt und hochgerissen. Sie schleppten ihn von den Frauen weg, zu dem großen Pfahl zwischen den Feuern, preßten seinen Rücken dagegen und banden ihm dahinter die Hände zusammen. Mit einem Mal verspürte er Todesangst; wie ein kalter Schatten kroch sie an ihm hoch und biß ihm in den Nacken, als er das gefährliche Funkeln in den Augen der Frau sah, von deren Schönheit er sich die ganze Zeit über hatte blenden lassen. Einem Rausch verfallen, tanzte sie vor ihm, mit blutdurstigem Blick und einer Klinge in ihrer fuchtelnden Hand. Feuerhaar wußte nichts von den Ritualen und Festen der Riesen, kannte nicht ihren Glauben oder ihren großen Zauber, aber er verstand, daß sie jetzt seinen Tod forderten.
    Jähes, hysterisches Geschrei versetzte die Menschen, die soeben noch getanzt und gesungen hatten, plötzlich in helle Aufregung. Über die Köpfe der Menge hinweg sah Feuerhaar Flammen schlagen. Einige Zelte brannten lichterloh, und das Feuer fraß schon an den Bäumen darüber. Der Brand bedrohte bereits das ganze Lager, und die Riesen stürzten panisch los, um die Flammen aufzuhalten. Ein heilloses Durcheinander entstand. In diesem Moment spürte Feuerhaar einen Druck und schließlich einen befreienden Ruck an seinen Handgelenken. Als er sich umdrehte, blickte er in Braunbarts angsterfüllte Augen. Braunbart versuchte, ihn mit sich zu ziehen. Aber Feuerhaar spürte die Gefahr im Rücken, wandte sich um, fing die Hand, die mit der Klinge auf ihn zuschnellte, ab und schlug so hart und oft zu, bis die Herrin der Riesen zu Boden sackte und reglos liegen blieb. Er nahm ihr die Klinge aus der Hand und zerschnitt die Riemen, die das Hirschfell samt Geweih an seinen Kopf und Körper gebunden hielten. Obwohl er sie in dem Augenblick hätte töten können, wandte er sich von ihr ab, packte Braunbart unter den Achseln und beeilte sich, mit ihm den Fluß zu erreichen. Der humpelnde Braunbart bestimmte die Richtung und Feuerhaar gehorchte instinktiv. Hinter sich hörte er knackende Zweige und Blätter rascheln; man verfolgte sie bereits. Am Flußufer half er Braunbart ein grobes Gestell aus Holz ins Wasser zu ziehen ... Einer ihrer Verfolger war ihnen bereits so nah, daß Feuerhaar einen menschlichen Umriß,der durchs Dickicht brach, erkennen konnte. Gemeinsam mit Braunbart warf er sich auf das Gestell im Wasser. Die Strömung trug sie langsam mit sich. Im nächsten Augenblick hörte Feuerhaar eine gedämpfte Stimme seinen Namen rufen: Vor ihnen am Ufer sah er eine schemenhafte Gestalt. Mit einem weiten Sprung ins Wasser setzte der Schatten ihnen nach. Feuerhaar bekam einen Arm zu fassen und zog den muskulösen Körper zu sich auf das Floß. Als Braunbart den seltsamen Fremden aus der Nähe sah, mußte Feuerhaar seinen stummelfüßigen Freund festhalten, damit er nicht vor Schreck ins Wasser fiel.
     
     
       
       

 
    14. Kapitel
     
    Bis zum Morgengrauen nutzten sie die Strömung. Immer wieder hatten sie sich in Schilf, tiefhängenden oder ins Wasser gestürzte Äste verfangen, so daß ihre Gesichter und Hände blutig waren von Kratzern und Schnitten. Sie waren gegen Felsen, die aus dem Wasser ragten, gestoßen und mußten das Floß durch flache Zonen, die von großen Kieseln übersät waren, tragen und ziehen.
    Bei Sonnenaufgang schleppten sie sich ans Ufer und fielen kraftlos ins hohe Gras. Ihre eiskalten Beine waren beinahe ohne Gefühl. Ihr Herz raste, und die Schläfen pochten. Ihr Atem peitschte. Braunbart röchelte und

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