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Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Paul tatsächlich als Bard auftrat, kein Mensch glauben, er sei jener Verwandte, der dem ein wenig ähnlich sah, doch längst nicht genug für eine solche Täuschung. Es sollte gar nicht erst das Gerücht entstehen, ein ihm völlig gleichender Mann werde sorgfältig versteckt gehalten. Die Menschen, so sagte Bard zu seinem Vater, sahen für gewöhnlich das, was sie zu sehen erwarteten. Wenn er nun häufig zusammen mit einem angeblichen Verwandten gesehen wurde, mit dem er einige Familienzüge gemeinsam hatte, würden Leute, die gern über Dinge klatschten, die sie nichts angingen, sich gegenseitig sofort darauf aufmerksam machen, daß die Ähnlichkeit im Grunde gar nicht so groß sei.
Für den Augenblick wurde also Pauls kurzes Haar, von einer helleren Sonne als dieser gebleicht, in einem rötlichen Ingwerton eingefärbt, und er ließ sich einen kleinen, zottigen Schnurrbart wachsen. Die Unterschiede im Auftreten und Benehmen, so sagten sie sich, würden ein Übriges tun. Sie wollten die Nachricht aussprengen, er sei ein Nedestro-Enkel von einem der Brüder Ardrins und Rafaels, der vor Ardrins Thronbesteigung gestorben war, und folglich ein Cousin Bards, den dieser in den Jahren seines Exils entdeckt habe. Er sollte weit im Norden des Kadarin gelebt haben, in der Nähe des Karawanen-Landes. Dies Gebiet lag so weit entfernt, daß nicht die geringste Möglichkeit bestand, jemand, der die Sprache beherrschte oder die dortigen Sitten kannte, werde an den Hof kommen. Jeder Fehler, den Paul machte, würde seiner bäurischen, unzivilisierten Erziehung zugeschrieben werden.
Und es war gut, wenn Paul eine Zeitlang offen am Hof leben und selbst Kenntnisse über die Sitten und die politische Situation sammeln konnte. Mit Erleichterung stellte Bard fest, daß Paul gut ritt, wenn auch nicht ganz so gut wie er selbst. Das Gedankenlesen war eine Hilfe gewesen. Paul sprach bereits ein wenig Casta, und sein merkwürdiger Akzent konnte damit erklärt werden, daß er in den Hellers aufgewachsen war. Ihre erste Aufgabe, dachte Bard, mußte darin bestehen, die letzten Spuren dieses Akzents zu beseitigen. Denn der tollkühne Plan sah nichts Geringeres als dies vor: Sie wollten die Truppen, die sie aufbringen konnten, teilen und auf zwei verschiedene Feldzüge schicken, eine nach Westen gegen Serrais und eine nach Osten zum Kampf gegen Carolins Armee. In beiden Fällen sollten die Soldaten glauben, Bard selbst führe sie an. Das Endziel war, das ganze Gebiet und dann alle Hundert Königreiche unter der Oberherrschaft Alarics von Asturias zu vereinigen. Waren die Hasturs erst einmal unterworfen, konnten die Domänen zusammengeschlossen werden. Dann würde Frieden herrschen, ohne daß man sich nach den tyrannischen Gesetzen von Varzils berüchtigtem Vertrag richten mußte! Frieden ohne den Druck kleiner Bürgerkriege, die ständig vom Frühlingstauwetter bis zur Ernte ausbrachen, ohne das Entstehen neuer Königreiche, wann immer einer kleinen Gruppe von Männern ihr Herrscher nicht paßte und sie sich entschlossen, ein neues Reich ohne ihn zu gründen!
Und dann, dachte Bard, mochte ein Goldenes Zeitalter einkehren, wie man es nicht mehr erlebt hatte, seit der Lord von Carthon den Vertag mit dem Volk der Waldläufer schloß!
Doch Kernstück dieses Plans war das militärische Genie Bards di Asturien und das besondere Charisma des Kilghard-Wolfes. Paul fing etwas von diesen Gedanken auf, während er in seiner Rolle als armer Verwandter langsam hinter Bard und Dom Rafael herritt. Also soll ich den Hund für seinen Wolf machen? Das wollen wir erst einmal abwarten!
Paul dachte über die Theorie nach, aufgrund derer man ihn hergeholt hatte. Danach waren Bard und er im Grunde der gleiche Mann. Er neigte dazu, das zu glauben. Er hatte sich immer für größer als seine Mitmenschen gehalten, nicht allein im Körper - obwohl das mit dazu beitrug -, sondern auch im Geist auf ein gewaltigeres und heroischeres Zeitalter zugeschnitten als jenes, in das er hineingeboren war. Er legte es sich so zurecht: Die meisten Menschen hatten entweder Verstand, aber keinen Mumm in den Knochen, oder umgekehrt, und von den seltenen Exemplaren, die sowohl Verstand als auch Mumm hatten, fehlte es den meisten an Phantasie. Paul wußte, daß er alle drei Eigenschaften besaß. Aber in der Welt, in der er gelebt hatte, waren sie verschwendet gewesen. Damals, als man noch versucht hatte, ihn der Gesellschaft anzupassen, hatte ihm einer seiner ersten Psychiater offen gesagt, er

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