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Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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gehöre in ein Grenzland, und in einer primitiven Umgebung wäre er eine überragende Persönlichkeit geworden. Was keine Hilfe gewesen war. Der Psychiater hatte einräumen müssen, daß Pauls Vorzüge ihm in dieser Gesellschaft nur zum Nachteil gereichten, falls es ihm nicht gelang, sich anzupassen.
Jetzt konnte er sowohl seinen Verstand als auch seine Phantasie auf Bards Welt einsetzen. Die vier farbigen Monde hatten ihm bereits verraten, daß dies keine der bekannten Kolonien der Weltenkonföderation war. Aber die Bewohner waren völlig menschlich, so daß sie unbedingt von terranischen Vorfahren abstammen mußten. Und obwohl Paul kein Linguist war, erkannte er, daß die Casta mit ihrem Gehalt an spanischen Wörtern sich aus nichts anderem als einer terranischen Kultur hatte entwickeln können. Er stellte die vorläufige Hypothese auf, daß die Menschen hier Nachkommen eines der »Verlorenen Schiffe« waren. Diese waren in der alten Zeit vordern Hyperantrieb ausgesandt worden, ein Universum zu kolonisieren, von dem man bereits wußte, daß es durchaus nicht unbewohnt war. Eins dieser Schiffe hatte die AlphaKolonie gegründet, andere die frühen Kolonien, aber die meisten waren spurlos verschwunden, und man hatte sie mitsamt ihrer Besatzung für verloren gehalten.
Paul war bekannt, daß die Weltenkonföderation darauf vorbereitet war, eines Tages eine oder zwei isolierte Kolonien von Überleben den zu finden. Er hoffte, diese hier würden sie, solange er lebte, nicht entdecken. Es wäre eine Tragödie, sollte diese Welt zu der gleichen Mittelmäßigkeit herabgewürdigt werden wie Terra oder Alpha oder irgendeine andere der bekannten Welten!
    Kurz vor Mittag kam Burg Asturias in Sicht, und Paul erkannte, daß es sich um eine befestigte Anlage handelte, wie sie auf der Erde seit ein paar tausend Jahren nicht mehr gebaut worden war. Den Bildern von historischen Burgen, die er gesehen hatte, war sie nicht sehr ähnlich. Das Baumaterial war anders, der Lebensstil, der die Architektur diktierte, war ebenfalls anders. Aber in den letzten Tagen war er in die Theorie des Festungsbaus und der Strategie eingeführt worden, und er begann darüber nachzudenken, wie er diese Burg erobern
würde. Leicht wäre es nicht! Aber möglich war es, und er war fast überzeugt, wenn es dazu kommen sollte, würde er es schaffen. Doch am leichtesten ginge es, sagte er sich, mit einem Verbündeten innerhalb der Mauern …
Dom Rafael ging mit seinem Gefolge, um Alaric und dessen Ratgebern in aller Form Mitteilung von seiner Rückkehr zu machen. Bard wies Paul zwei Diener und ein paar Räume innerhalb seiner eigenen Suite zu, und dann verschwand er in eigenen Angelegenheiten, über die er keine Erklärung abgab. Paul, allein gelassen, erkundete die ihm zur Verfügung gestellten Zimmer. Er entdeckte eine Treppe, die in einen kleinen Innenhof führte, gefüllt mit Spätsommerblumen. Paul allerdings kam das Klima immer noch zu kalt für jede Art von Blumen vor. Überall waren Steinplattenwege, und es duftete nach Kräutern. Auch einen alten Brunnen gab es. Paul setzte sich, genoß die so seltene Nachmittagssonne und dachte über die merkwürdige Situation nach, in der er sich wiedergefunden hatte. Er hörte ein Geräusch hinter sich und fuhr herum - zu lange war er auf der Flucht gewesen, um irgend jemanden oder irgend etwas hinter sich zu ignorieren. Gleich darauf entspannte er sich. Mit einem Gefühl törichter Erleichterung sah er, daß es nur ein sehr kleiner Junge war, der einen Ball über den Weg hüpfen ließ.
»Vater!« rief das Kind. »Man hat mir nicht gesagt, daß du wieder da bist …« Der Kleine hatte auf Paul zustürmen wollen. Jetzt blieb er stehen, blinzelte und erklärte mit bezaubernd drolliger Würde: Ach bitte um Entschuldigung, Sir. Jetzt sehe ich, daß Ihr gar nicht mein Vater seid, obwohl Ihr ihm sehr ähnlich seht. Verzeiht mir, daß ich Euch störte, Sir -wie ich annehme, sollte ich wohl Verwandter sagen.« »Geht in Ordnung.« Paul brauchte nicht lange, um zu dem Schluß zu kommen, daß dies Bards Sohn sein mußte. Komisch - er konnte sich Bard ebensowenig als einen Mann mit Frau und Kindern vorstellen, die ihm Fesseln anlegten, wie sich selbst. Doch hatte Bard etwas über arrangierte Heiraten erzählt. Wahrscheinlich hatte man ihn mit irgendeiner Frau verheiratet, ohne ihn lange zu fragen. Aber dann wiederum ging es ihm nicht in den Kopf, daß Bard sich das brav hatte gefallen lassen. Nun, er würde wohl noch erfahren,

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