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Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Hundert Königreiche -oder so viele davon, wie er wollte - unterworfen hatte. Und so paradox es sein mochte, in der Zwischenzeit genoß Paul die Gesellschaft Bards. Es war eine neue Erfahrung für ihn, mit jemanden sprechen zu können, der ihn verstand und seinen Gedanken intelligent folgen konnte. Und er hatte das Gefühl, auch Bard hatte seine Freude daran.
Es wäre alles vollkommen gewesen, wenn er Melisandra bei diesem Feldzug tatsächlich hätte bei sich haben können. Aber Melisandra ritt mit den anderen Leroni, Männern und Frauen in grauen Gewändern, die von einem älteren grauhaarigen Mann streng bewacht wurden. Er hatte ein lahmes Bein, und das behinderte ihn so stark, daß an seinem Sattel eine Vorrichtung angebracht war, auf die er es während des Ritts legen konnte, und eine zweite, die ihm half, es wieder herunterzubekommen und abzusteigen. In den ersten dreimal zehn Tagen des Feldzugs fand Paul keine Gelegenheit, mehr als ein halbes Dutzend Worte mit Melisandra zu wechseln, und das waren Redensarten, bei denen die halbe Armee getrost zuhören konnte. Die Mauern von Serrais waren schon in Sicht, als Paul, der mit Bards Adjutanten ritt, bemerkte, daß Bard sich von seinem üblichen Platz an der Spitze hatte zurückfallen lassen und sich den Leroni angeschlossen hatte. Einen Augenblick später merkte er, daß Paul zu ihm hinsah, und winkte ihm. Paul ritt zurück zu dem Häuflein graugewandeter Männer und Frauen. Melisandra hob zum Gruß den Blick. Ihr heimliches Lächeln unter der grauen Kapuze war irgendwie so intim wie ein Kuß. Paul fragte: »Wer ist Meister Gareth?«
»Er ist der Oberste von allen Laranzu’in in Asturias, und außerdem ist er mein Vater«, antwortete Melisandra. »Ich wünschte, ich könnte ihm erzählen … « Sie brach ab, aber Paul wußte, was sie meinte. Er flüsterte: »Du fehlst mir«, und wieder lächelte sie.
Bard winkte ihn gebieterisch zu sich und stellte vor: »Meister Gareth MacAran - Hauptmann Paolo Harryl.«
Der grauhaarige Zauberer verbeugte sich formell.
»Meister Gareth hat sein lahmes Bein von meinem ersten Feldzug her«, erklärte Bard, »aber das scheint er mir nicht nachzutragen.« Der alte Zauberer meinte liebenswürdig: »Euch war deswegen kein Vorwurf zu machen, Meister Bard - oder muß ich Euch jetzt Lord General nennen, wie die jungen Leibwächter es tun? Niemand hätte bei diesem Feldzug ein besserer Anführer sein können. Daß ich einen vergifteten Dolch in den Beinmuskel bekam, war nichts als Pech. Das sind die Wechselfälle des Krieges. Diejenigen von uns, die mit in die Schlacht reiten, müssen derlei hinnehmen.«
»Dieser Feldzug scheint mir lange her zu sein«, sagte Bard, und l’aul, der wie immer einiges von seinen Gedanken und Empfindungen auffing, nahm einen Unterton bitterer Reue wahr.
Und tatsächlich fühlte Bard den Stachel der Reue, die Sehnsucht nach den lange vergangenen Tagen, an die er erinnert wurde durch Meister Gareths Anwesenheit und noch mehr durch das Kupferhaar Melisandras, das unter der grauen Kapuze hervorschimmerte. Damals war Beltran an seiner Seite und sein Freund gewesen. Und Melora. Bard konnte der Versuchung nicht widerstehen zu fragen: »Wie geht es Eurer älteren Tochter, Sir? Wo ist sie jetzt?«
»Sie ist in Neskaya«, antwortete Meister Gareth, »im Kreis Varzils, des dortigen Bewahrers.«
Bard runzelte mißvergnügt die Stirn. »Dann dient sie den Feinden von Asturias?« Und doch mochte es einfacher sein, an Melora als Feindin zu denken, da sie nun einmal außerhalb seiner Reichweite war. Sie war die einzige Frau auf der Welt, die so etwas wie Verständnis für ihn gehabt hatte, und doch hatte er sie nie berührt.
»Natürlich nicht!« verwahrte sich Meister Gareth. »Die Leroni von Neskaya haben gelobt, nur zum Wohl aller Menschen zu leben und mit ihren Sternensteinen zu arbeiten und sich keinem König oder Herrscher zu verpflichten, sondern nur den Göttern, und zu helfen und zu heilen. Deshalb sind sie keine Feinde, mein Lord Wolf.« »Das glaubt Ihr wirklich?« Bards Stimme klang verächtlich. »Sir, ich weiß es. Melora lügt nicht, und sie hätte auch keinen Grund, mich zu belügen. Außerdem kann kein Laranzu einen anderen belügen. Dom Varzil ist genau das, was zu sein er behauptet. Er ist dem Vertrag treu, indem er keine Laran-Waffen benutzt, herstellt oder zuläßt. Er ist ein ehrenwerter Mann, und ich bewundere seinen Mut. Es kann nicht leicht sein, auf seine Waffen zu verzichten, wenn man weiß, daß

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