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Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Die Zeit der Hundert Königreiche - 4

Titel: Die Zeit der Hundert Königreiche - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Bewahrer von Neskaya erteile jedem eine Audienz, der hierherkommt, und sei es der Lord General von Asturias und Marenji und Hammerfell und wer weiß wie vielen kleinen Ländern im aufständischen Gebiet sonst noch? Ich gebe nicht so viel für den Lord General … « - sein Lächeln nahm den Worten die Spitze - »… aber mit Bard mac Fianna, dem Freund Meloras, die ich liebe, dem Mann, der sich gerade erst seines Larans bewußt geworden ist - mit Bard mac Fianna ist es etwas anderes. Als Laranzu habe ich dir gegenüber eine Pflicht zu erfüllen. Du bist - wie soll ich es ausdrücken? - ein Drehzapfen.«
»Ich weiß nicht, was Ihr meint.«
»Ich auch nicht«, gestand Varzil, »und ebensowenig weiß ich, von woher mir dies Wissen gekommen ist. Ich weiß nur, daß ich, als ich dich zum ersten Mal sah, erkannte, daß sich viele große Ereignisse unserer Zeit um dich drehen werden. Ich bin auch einer dieser Drehzapfen, einer der Leute, die die Geschichte ändern können und die die Pflicht haben, es zu tun, wenn es möglich ist, was auch geschehen mag. Das ist der Grund, glaube ich, warum du Lord General von Asturias geworden bist.«
»Das hört sich für mich ein bißchen zu mystisch an, vai dom«, brummte Bard. Aus eigener Kraft hatte er sich aus der Gesetzlosigkeit befreit, und die metaphysische Vorstellung, er sei nichts anderes als eine Schachfigur des Schicksals, gefiel ihm gar nicht.
Varzil zuckte die Schultern. »Das glaube ich dir gern. Ich bin mein ganzes Leben lang Laranzu gewesen - und eine meiner Gaben ist das Erkennen von Zeitlinien. Nun, ich sehe nur wenige, und diese nicht sehr deutlich, durchaus nicht so, daß ich mich klar zwischen den vielen verschiedenen Wegen, die ich einschlagen könnte, zu Entscheiden vermag. Ich hörte davon, daß es einmal eine Gabe dieser Art gegeben hat, aber sie ist ausgestorben. Manchmal kann ich jedoch einen Drehzapfen erkennen, wenn ich ihn sehe, und eine Entscheidung fällen, was getan werden muß, um eine günstige Gelegenheit nicht zu verschwenden.«
Bards Mund zuckte. »Und einmal angenommen, Ihr könnt keinen anderen von Eurer Vorstellung, was geschehen sollte, überzeugen? Sagt Ihr ihnen einfach, sie müßten das und das tun, oder die Welt würde zusammenbrechen?«
»0 nein! Ach, das wäre zu leicht, und ich glaube nicht, daß nach dem Willen der Götter unter den Menschen Vollkommenheit herrschen soll«, antwortete Varzil. »Nein, jeder andere tut sein Bestes, wie er es sieht, und das ist nicht immer so, wie ich es sehe. Andernfalls wäre ich ein Gott, nicht nur der Bewahrer von Neskaya. Ich tue, was ich kann, das ist alles, und ich bin mir immer ganz genau der Fehler bewußt, die ich mache und gemacht habe, und sogar derer, die ich machen werde. Ich muß einfach mein Bestes tun, und…« plötzlich wurde seine Stimme hart - »… in Anbetracht deiner Erfahrungen, Bard mac Fianna, ist das etwas, was du lernen mußt, und zwar schnell: dein Bestes zu tun, wo es möglich ist, und mit den Fehlern zu leben, die zu machen du nicht umhinkannst. Andernfalls wird es dir ergehen wie dem Esel, der zwischen zwei Heuballen verhungerte, weil er sich nicht entscheiden konnte, welchen er zuerst fressen sollte.«
War das der Grund, fragte sich Bard, warum Melora ihn zu Varzil geschickt hatte?
»Zum Teil«, erklärte Varzil, diesen Gedanken aufgreifend, »aber du hast den Befehl über die Armee von Asturias, und eine deinerAufgaben ist es, dies ganze an zu vereinigen. Deshalb mußt du zurückgehen.«
Das war das letzte, was Bard von ihm zu hören erwartet hatte. »Ich werde Melora mit dir schicken«, sagte Varzil. »Sie mag in ihrer Heimat gebraucht werden. Asturias ist das Gebiet, in dem die für unsere Welt wichtigen Ereignisse stattfinden. Aber bevor du gehst, will ich dir noch einmal die Frage stellen, die du schon bei unserm ersten Zusammentreffen in Asturias von mir gehört hast: Willst du dem Vertrag beitreten?«
Bards erster Impuls war. zu antworten: Ja, ich will. Dann senkte er den Kopf.
»Ich würde es gern tun, Tenerézu. Aber ich bin Soldat und empfange Befehle. Ich habe kein Recht, ohne den Befehl meines Königs und seines Regenten diese Verpflichtung einzugehen. Komme es, wie es wolle, ich habe geschworen, ihnen zu gehorchen, und ich brauche ihre Erlaubnis. Handelte ich anders, wäre es unehrenhaft. Wer seinen ersten Eid bricht, wird auch seinen zweiten brechen.« Er schämte sich in der Erinnerung daran, wie er Carlina mit diesem Sprichwort verhöhnt hatte, aber das

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