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Die Zeit der Katzenpfoten

Die Zeit der Katzenpfoten

Titel: Die Zeit der Katzenpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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– ist einer von ihnen entkommen?«
    Der Junge fuhr ihn an: »Schinderei, Charles! Wo bist du gewesen? Ist schon vor Stunden passiert!«
    Forrester ließ die Augen zufallen und überließ sich seinem inneren Schmerz. Die Orgelstimme des Mannes auf der Bildwand fuhr in ihrem Bericht fort.
    »Mittlerweile herrscht große Unruhe auf allen Regierungsebenen. Es kann kein Zweifel daran bestehen, daß menschliche Komplicen die Flucht ermöglicht haben. Doch die Jokerkontrollen haben keinen derartigen Vorfall registriert, und es ist auch kein Motiv zu erkennen. Die ›Allianz für solar-sirianische Freundschaft‹ hat freiwillig die Gehirnsondierung aller ihrer Mitglieder angeboten; acht registrierte nihilistisch-obliterative Organisationen sind über politische Grundsatzerklärungen befragt worden, in denen sie in der einen oder anderen Formulierung vorgeschlagen hatten, daß sich die ganze Menschheit selbst zerstören sollte. Kein Hinweis auf eine eventuelle Mittäterschaft ist dabei aufgetaucht.
    Aber wichtiger als jede Frage nach der Schuld ist die Berücksichtigung der Konsequenzen. Eines kann nicht mehr bestritten werden: Einem Sirianer ist es gelungen, den langen Rückweg zu seinem Heimatplaneten anzutreten, und zweifellos trägt er die Information mit sich, daß die Erde die Vernichtung eines sirianischen Raumschiffs verschuldet hat. Experten in siriani-scher Psychologie erklären, daß das einen Krieg zur Folge haben wird. Auf der ganzen Welt werden zu dieser Stunde –«
    »Er fängt wieder von vorn an, Mim«, murrte der Junge. »Wir haben diesen Teil schon zweimal gehört. Kann ich abschalten?« Adne nickte und sank zurück. Ihr Gesicht war angespannt und fast ausdruckslos, als die Wand auf ein dekoratives Dschungelbild zurückschaltete.
    Forrester hustete.
    »Oh«, sagte Adne, »ich hätte beinahe vergessen, das du da bist. Wolltest du mich etwas fragen?«
    »Ja«, sagte Forrester, »aber es ist jetzt nicht mehr wichtig.«
    »Damit verglichen sicher nicht«, stimmte sie ihm zu. »Was war es denn?«
    »Nichts. Es ging nur darum, ob du gestern mit mir zusammen warst, aber das brauche ich nicht mehr zu fragen. Ich weiß jetzt, wer mit mir zusammen war.«
     

13
     
    Vor vielen Jahren (es waren in Wirklichkeit sogar mehrere Jahrhunderte, wenn man die Zeit des Kälteschlafs mitzählte) hatte der kleine Chuck Forrester einmal einen Autounfall verursacht. Drei Wagen waren beteiligt gewesen, und zwei Menschen mußten ins Krankenhaus eingeliefert werden.
    Er hatte es mit seiner kleinen Schleuder getan, als er draußen in dem hohen Gras in der Nähe seines Hauses in Evanston lag und die Wagen auf der Landstraße beschoß. Er zielte zu gut. Er traf. Er erwischte einen Polizisten am Auge. Der Polizist verlor die Kontrolle, geriet auf die Gegenfahrbahn, streifte ein Kabriolett und schleuderte gegen einen Lieferwagen.
    Niemand starb; der Polizist verlor noch nicht einmal sein Auge, wenn es auch für eine Weile fast soweit war. Und sie kamen auch nicht darauf, sich in der Nachbarschaft nach Kindern mit Schleudern umzusehen. In dem Protokoll wurde der Unfall auf einen Stein zurückgeführt, der von einem vorbeifahrenden Wagen hochgeschleudert worden sein sollte. Aber das wußte Chuck nicht, und während des ganzen nächsten Jahres wachte er jede Nacht in Angstschweiß gebadet auf und lebte tagsüber in der schrecklichen Erwartung, gefaßt zu werden.
    Jetzt war es genauso.
    Es war Forrester vollkommen klar, daß er derjenige gewesen war, der dem Sirianer geholfen hatte, die elektronischen Sicherungsanlagen zu umgehen, die den Fremden an die Erde gefesselt hatten. Er konnte es im Geiste Schritt für Schritt rekonstruieren: Der Sirianer hatte immer wieder Leute eingestellt, bis er einen Menschen gefunden hatte, der unwissend und beeinflußbar genug war, keinen Verdacht zu schöpfen. Er hatte es fertiggebracht, ihm irgendeine hypnotisierende Droge zu injizieren; das Wesen hatte ihn glauben gemacht, es sei Adne Bensen, hatte ihn dann dazu gebracht, es zu dem Liegeplatz eines veralteten, aber immer noch funktionsfähigen Raumschiffes zu befördern – bewußtlos, oder welcher Zustand bei einem Sirianer auch immer als Bewußtlosigkeit zu bezeichnen sein mochte, so daß die elektronischen Kontrollen nichts anzeigten. Es hatte ihm befohlen, es an Bord des Schiffes zu laden und in den Weltraum zu starten, und wegen der Beeinflußbarkeit seines nur unklar arbeitenden Verstandes, in die es ihn mit seinen Drogen versetzt hatte, hatte er

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