Die Zeit der Katzenpfoten
dem Flieger. Ihm war schwindlig und elend. Er sah nur in kurzen Momentaufnahmen, und diese Momentaufnahmen sagten ihm, daß er auf heißem, verbranntem, totem Gras stand; hinter sich hörte er das Schwirren der leerlaufenden Rotoren des Fliegers, vor sich das metallische Wimmern von Getrieben, als sich ein Tor öffnete, neben sich das Zischen ausströmenden Gases. Er merkte, wie er die schweigend auf und ab tanzende Figur in dem kegelförmigen Raumanzug durch das sich öffnende Tor stieß, merkte, wie er etwas Flaches und Glänzendes an die Buchsen auf dem Instrumentenbrett anschloß. Und dann war er wieder draußen unter dem Sternenhimmel und begab sich in den Flieger zurück.
Aber wo war Adne?
Er warf sich ungeduldig auf seinen Sitz. Sein Kopf barst vor Schmerz. »Verdammt!« flüsterte er und schlief ein.
Als er aufwachte, stand der Flieger neben der Luftkissenstraße, dem spitz zulaufenden gelben Turm gegenüber. Die Motoren schwiegen. Soweit er sich erinnern konnte, war es genau die Stelle, wo der Sirianer nach ihm gegriffen und ihn gestochen hatte.
Er taumelte hinaus und holte tief Luft. Mit einem Husch fuhren die Wagen auf der Luftkissenstraße vorbei; Reifen quietschten auf einer anderen, weiter entfernten Straße. Kein anderer Laut war zu hören. Es schien früher Morgen zu sein.
Versuchsweise rief er: »Adne?«
Es kam keine Antwort. In gewisser Weise hatte er auch keine erwartet, höchstens hatte er auf eine gehofft.
Vierundzwanzig Stunden waren aus seinem Leben verschwunden, und er war sehr hungrig. Er durchsuchte seine Taschen, um festzustellen, was von dem Almosen seines Freundes, des Peitschenmörders, übriggeblieben war. Nichts. Er hatte das natürlich auch erwartet. Seine Mittel schwanden mit der Zeit immer mehr: Sein Geld war aufgebraucht; Kredit hatte er keinen mehr; Whitlow, mein Mentor unter den Verlorenen, ist tot – unwiderruflich tot, dachte Forrester und unterschied damit bewußt, was in diesem Zeitalter rein instinktiv unterschieden wurde.
Ihm war nur noch Adne geblieben – und vielleicht noch nicht einmal sie. So tat er das, wovon er schon die ganze Zeit gewußt hatte, daß er es tun würde: Er steuerte geradewegs auf das Gemeinschaftshaus zu, in dem Adne wohnte.
Als er über verborgene Pfade schlich und vorbeibrausenden Fliegern auswich, wußte er ganz genau, daß er nicht wirklich Anspruch auf sie hatte. Vielleicht war sie gar nicht zu Hause; und wenn sie es war, ließ sie ihn vielleicht gar nicht herein.
Aber sie war zu Hause und ließ ihn ein, wenn auch ohne viel Begeisterung. »Du siehst ja furchtbar aus«, sagte sie und wandte ihr Gesicht ab. »Na ja, nun komm schon rein.«
Mit einem unbehaglichen Gefühl setzte er sich hin. Die beiden Kinder waren auch da und starrten irgend etwas auf der Bildwand an, das ihre Aufmerksamkeit völlig in Anspruch nahm. Sie blickten nur kurz zu ihm herüber und wandten sich dann wieder ihrer Show zu. Im übrigen war auch Adnes Aufmerksamkeit auf die Wand gerichtet.
Forrester räusperte sich. Er wußte, daß er nicht nur hungrig und pleite war, sondern auch alles andere als sauber. Er überlegte hin und her, wie er eine Unterhaltung beginnen könnte. Er wollte Adne damit die Möglichkeit geben, ihn einzuladen, etwas zu essen oder sich wenigstens zu waschen. »Hm, ich hatte ein komisches Erlebnis«, sagte er versuchsweise.
Sie brummte ihm über die Schulter zu: »Warte bitte damit, Charles.« Sie scheint sich über irgendwas sehr aufzuregen, dachte er und beobachtete sie, wie sie mit ihrem Joker herumspielte und die wechselnden Muster auf der Bildwand anstarrte.
Verzweifelt sagte er: »Ich dachte, du wärst gestern mit mir zusammen gewesen. Es war alles wie ein Traum, ganz verrückt, und ich mache mir Sorgen. Du warst es nicht, nicht wahr?«
»Charles, würdest du bitte eine Minute den Mund halten?« Ihre Aufmerksamkeit war auf die Wand gerichtet. Forrester sah eine Szene, die er wiedererkannte. Er sah verdorrtes und versengtes Gras auf einer offenen Ebene. Da war eine Narbe, wo sich irgend etwas Schweres in den Boden gegraben hatte. Die wohlklingende Stimme eines Mannes sagte gerade bedauernd: »Das Raumschiff scheint den Orbitalpatrouillen ausgewichen zu sein, und so muß man annehmen, daß es sich geradewegs auf dem Weg zum Sirius befindet. Die Radarüberwachung hat es gleich beim Start entdeckt und entsprechende Anfragen gesendet. Aber es kam keine Antwort …«
Forrester schluckte den Kloß in seinem Hals. »Ist – ist ein Sirianer
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