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Die Zeit der Verachtung

Die Zeit der Verachtung

Titel: Die Zeit der Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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einer von den Typen, als er Flenner und seine absitzenden Leute erblickte. »Was wollt ihr hier? Verschwindet! Die Schenke ist im Namen des Gesetzes belegt!«
    »Schrei nicht, Nissir, schrei nicht«, sagte Flenner, während er Ciri vom Sattel zog. »Und mach die Türn recht weit auf, weil wir reinwolln. Dein Kommandeur, Vercta, ist ’n Bekannter von mir.«
    »Ich kenn euch nicht!«
    »Weil du’n grüner Junge bist! Aber ich hab mit ›Kannsteglauben‹ schon zusamm’ gedient, ehe das hier Nilfgaard gewordn is.«
    »Na, wenn das so ist  ...« Der Typ zögerte, ließ den Schwertgriff los. »Geht rein. Mir soll’s recht sein  ...«
    Flenner stieß Ciri vorwärts, ein anderer Greifer hielt sie am Kragen gepackt. Sie gingen hinein.
    Drinnen war es schummrig und stickig, es roch nach Rauch und Braten. Die Schenke war fast leer – es war nur einer der Tische besetzt, der in dem Fleckchen Licht stand, welches durch ein kleines Fenster aus Fischblasen hereinfiel. Am Tisch saßen ein paar Männer. In der Tiefe der Schenke, am Herdfeuer, machte sich der Wirt zu schaffen und klapperte mit den Töpfen.
    »Salut, meine Herrn Nissire!«
    »Kein’ Salut für jede Brut«, knurrte einer aus der am Fenster sitzenden Gesellschaft und spuckte auf den Fußboden.
    Ein anderer hielt ihn mit einer Handbewegung zurück. »Sachte«, sagte er. »Das sind welche von uns, erkennst du sie nicht? Flenner und seine Greifer. Grüß euch, grüß euch!«
    Flenner grinste freudig und wollte zum Tisch gehen, hielt aber inne, als er sah, wie seine Kameraden den Pfosten anstarrten, der einen Deckenbalken hielt. Bei dem Pfosten saß auf einem Schemel ein schmaler, blonder Bursche von vielleicht sechzehn, siebzehn Jahren, sonderbar angespannt und gerade. Ciri bemerkte, dass die unnatürliche Haltung daher rührte, dass die Arme des Burschen nach hinten verdreht und die Hände zusammengebunden waren, den Hals aber ein am Pfosten befestigter Riemen hielt.
    »Ich denk, mich tritt ein Pferd«, seufzte laut einer von den Greifern, derjenige, der Ciri am Kragen hielt. »Schau nur, Flenner! Das is doch Kayleigh!«
    »Kayleigh?« Flenner verdrehte den Kopf. »Die Ratte Kayleigh? Das kann nicht sein!«
    Einer von den am Tisch sitzenden Nissiren, ein dicker Kerl mit zu einem malerischen Schopf gekämmten Haaren, lachte kehlig. »Es kann«, sagte er und leckte den Löffel ab. »Das ist Kayleigh in eigner lausiger Person. Es hat sich gelohnt, früh aufzustehen. Für den kriegen wir bestimmt ’ne halbe Handvoll Florins in guter kaiserlicher Währung.«
    »Ihr habt Kayleigh geschnappt, na so was.« Flenner runzelte die Stirn. »Also hat der Nilfgaarder Bauer die Wahrheit gesagt  ...«
    »Dreißig Florin, verdammt«, stöhnte Remiss. »Nicht zu verachtn  ... Baron Lutz von Tyffia bezahlt die?«
    »Stimmt«, bestätigte ein anderer Nissir, mit schwarzem Haar und schwarzem Schnurrbart. »Der gnädige Baron Lutz von Tyffia, unser Herr und Wohltäter. Die Ratten haben einen seiner Räte auf der Landstraße ausgeraubt, da kochte er vor Wut und hat ’ne Belohnung ausgesetzt. Und wir, Flenner, werden diese Belohnung kriegen, kannste glauben. Ha, seht bloß, Jungs, was er für ’nen Flunsch zieht! Das schmeckt ihm nicht, dass wir die Ratte gefasst haben und nicht er, obwohl der Präfekt auch ihm befohlen hat, die Bande aufzuspüren!«
    »Der Greifer Flenner« – der Dicke mit dem Haarschopf zeigte mit dem Löffel auf Ciri – »hat trotzdem was gegriffen. Siehst du, Vercta? Irgend so’n Mädchen.«
    »Seh ich.« Der Schwarzhaarige ließ die Zähne blitzen. »Was denn, Flenner, bist du so arm dran, dass du Kinder raubst fürs Lösegeld? Was ist denn das für’n Schmutzfink?«
    »Das geht dich gar nichts an!«
    »Wieso denn gleich so heftig«, lachte der mit dem Haarschopf. »Wir wolln uns doch bloß vergewissern, dass das nicht deine Tochter ist.«
    »Seine Tochter?« Vercta, der mit dem schwarzen Schnurrbart, grinste. »Woher denn. Um ’ne Tochter zu zeugen, muss einer Mumm in der Hose haben.«
    Die Nissire brachen in brüllendes Gelächter aus.
    »Feixt doch, ihr Hornochsn!«, schrie Flenner und warf sich in die Brust. »Und dir, Vercta, sag ich bloß so viel, ehe ’ne Woche um is, wirst du sehn, von wem mehr geredet wird, von euch und eurer Ratte oder von mir und von dem, was ich geschafft hab. Und wir werdn sehn, wer mehr ausspuckt – euer Baron oder der kaiserliche Präfekt in Amarillo!«
    »Du kannst mich am Arsch lecken«, teilte Vercta voller

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